Werkstatt der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg bereitet „Fidschi Ingwer Goldstücke“ für Verkauf in Reformhäusern vor

Winsen. Jeder Handgriff sitzt. In der Werkstatt für behinderte Menschen der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg in Winsen füllen Frauen und Männer Ingwerwürfel in Schälchen ab – und das nach internationalen Standards zertifiziert.

Beate Hinrichs nimmt sich Zeit. Sie wiegt eine der Schalen auf einer Waage aus, streicht die Würfel glatt, kontrolliert und säubert die Verpackung von Sirupspuren mit einem Tuch, stellt sie auf ein Tablett. Sobald dort 14 Schalen stehen, holt sich ein Kollege die Ladung und bringt sie zur Schrumpfmaschine: Die verschließt die Schalen mit Folie. Danach kommen Etiketten und Informationsaufkleber auf die Folie – und fertig sind die Ingwerwürfel für die Auslieferung.

Sie sind in einer Zuckerrohrlösung zubereitet und für Reformhäuser bestimmt, werden deutschlandweit als „Fidschi Ingwer Goldstücke“ vertrieben. Die Rohware kommt auf dem Seeweg über den Hamburger Hafen aus Australien, Neuseeland, Madagaskar und von den Fidschi-Inseln nach Winsen.

„Wir sind einzigartig“, sagt Monika Wester, Leiterin der Produktion. „Weil wir bundesweit eine der wenigen Werkstätten für behinderte Menschen sind, die nach dem International Food Standard IFS zertifiziert wurde.“ Ziel ist die Transparenz innerhalb der gesamten Lieferkette, um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten. Dementsprechend streng sind die Richtlinien. Um die Anforderungen an eine gute Herstellungspraxis und die Lebensmittelsicherheit zu erfüllen, hat die Lebenshilfe die Räume in Winsen bereits in der Bauplanungsphase entsprechend entworfen. Alle 35 Mitarbeiter und Werkstattbeschäftigte, die verschiedene Formen von Behinderung haben, werden regelmäßig geschult und fortgebildet.

„Bei uns herrscht ein sehr hoher Hygiene-Standard, der vergleichbar ist mit dem in Unternehmen, die Nahrungsmittel herstellen“, sagt Fachabteilungsleiter Peter Rathje. Es geht streng zu beim Verpacken, erklärt Monika Wester: „Alles steht unter ständiger Kontrolle. Denn unabhängige Auditoren dürfen jederzeit ins Haus kommen und unsere Arbeitsmethoden und Produktionsprozesse prüfen.“

Die Lebenshilfe will dauerhaft den hohen Standard halten. „Mit der Zertifizierung reagieren wir auf die Bedürfnisse unserer Auftraggeber und machen uns in Sachen Lebensmittelverpackung fit für die Zukunft. Wir sind auch Bio-zertifiziert und werden jährlich durch eine externe Kontrollbehörde überwacht“, sagt Peter Rathje. Die Rückverfolgung im Sinne der Verbrauchersicherheit sei das Wichtigste. „Deshalb dokumentieren wir alles. Wir können die Historie jeder einzelnen Schale Ingwerwürfel nachvollziehen, wissen wann und von wem sie gefüllt und etikettiert wurde.“

Und das bei einer Produktionsmenge von rund 225.000 Schalen im Jahr mit einem Gesamtgewicht von 58 Tonnen. „Würde man die Schalen hintereinander legen, ergäbe das eine Länge von 40,5 Kilometern, die Strecke von Winsen nach Hamburg“, hat Rathje ausgerechnet. In den vergangenen Jahren gab es keine einzige Reklamation, lobt Rathje seine Leute. „Das liegt an der sehr positiven Einstellung unserer Mitarbeiter. Sie sind einfach richtig gut.“

Monika Wester bestätigt, dass Menschen mit Behinderung in der hochwertigen Lebensmittelverarbeitung nicht überfordert sind. „Sie können höchsten internationalen Qualitätsansprüchen wie der IFS-Zertifizierung gerecht werden.“ Und sie lernen über das Medium „Arbeit“, akkurat zu arbeiten, zu rechnen und zu lesen. Sie trainieren Ausdauer und Geduld und stärken ihre Teamfähigkeit. „Das ist ein manchmal langer, aber erfolgreicher Lernprozess.“

Die Ingwerwürfel sind zurzeit der Hauptauftrag, kleinere Produktionsaufträge anderer Firmen kommen hinzu - aber die Werkstatt hat noch Kapazitäten frei. Rathje: „Wir bieten Sortier-, Etikettier-, Auspack- und Abwiegearbeiten an, zum Beispiel für Trockenfrüchte, Süßwaren, Tee, Bio-Snacks, Bonbons oder Kekse.“ Wenn der Kunde es wünscht, holt die Lebenshilfe die Ware ab und bringt sie nach getaner Arbeit wieder in das Unternehmen zurück – oder schickt ein Team direkt in die Betriebsstätte vor Ort.