In der Lüneburger Straße hat sich eine Bäckerei-Gastronomie zwischen Denkmälern ausgebreitet

Harburg. Ist das Kunst oder kann das zugestellt werden? Beides. Jedenfalls in der Mitte der Harburger Fußgängerzone. Dort befindet sich seit 1998 die Skulpturengruppe „Drei mögliche Denkmäler“ – in manchen Harburg-Führern auch schlicht und falsch „Drei Köpfe“ genannt – der in Hannover ansässigen Künstlerin Ulrike Enders. Und dort befindet sich der Außenbereich eines Bäckerei-Cafés der Kette „Nur Hier“. Die Tische stehen zwischen den Stelen, einige auch daneben, ein großer roter Schirm sorgt dafür, dass man darunter von Wetter aller Art nichts abkriegt. An die Stelen sind Blumenleitern gelehnt.

Verärgert so etwas die Künstlerin gar nicht? „Nein“, lautet die schnelle Antwort von Ulrike Enders, und sie begründet das so: „Erstens lautet der Titel des Ensembles ja Drei mögliche Denkmäler. Die Skulpturen sollen zum Nachdenken über Denkmäler anregen. Einer der Köpfe ist ja auch umgestürzt. Da kann sich jeder mal überlegen, welches Denkmal er denn gerne selber stürzen würde. Offensichtlich regt ja auch die Nutzung als Café zum Nachdenken an, und das ist gut so.“

Außerdem habe die Bäckereikette sie vorher gefragt, „und das finde ich schon mal ausgesprochen gut und wichtig“, sagt Enders, „deshalb beschwere ich mich auch nicht über die konkrete Gestaltung des Sitzbereiches, obwohl einiges nach meinem Geschmack grenzwertig ist.“

Ohnehin sei die Skulpturengruppe zum Verweilen gedacht gewesen. Ulrike Enders: „Die Stelen haben ja alle Vorsprünge, damit man sich dort setzen kann.“

Dort, wo Kuchen auf Kultur trifft, befindet sich übrigens der vermessungstechnische Nullpunkt der Bremer Straße, die in ihrer schnurgeraden Form von den Franzosen angelegt wurde, als die hier vor 200 Jahren das Sagen hatten. Nach Anlage der Fußgängerzone in den 70er Jahren befand sich an dieser Stelle zunächst ein Springbrunnen, der allerdings oft von Scherzbolden mit Seifenpulver zum Schaumspender für die ganze Innenstadt umfunktioniert wurde. 1998 wurde er durch die Skulpturengruppe ersetzt.

Bildhauerin Ulrike Enders wurde 1944 in Oberstdorf geboren. Sie studierte in München und Berlin. Seit 1990 lebt und wirkt Enders in Hannover. Dort finden sich auch viele ihrer Werke auf öffentlichen Plätzen.