Findige Mathematiklehrerin macht ihren Schülern eine als dröge geltende Teildisziplin schmackhaft

Sinstorf. So macht sogar Mathe-Unterricht Spaß: Zum Abschluss der Mathematik-Projekteinheit zum Thema Statistiken und Diagramme bekam die Klasse 5b der Lessing-Stadtteilschule süßen Besuch. „Eis-Charlie“ Wolfgang Sachse fuhr auf dem Lehrerparkplatz am Standort Sinstorf vor und versorgte die gesamte Schülerschaft mit Eiscreme – als erstes die 5b.

Dieser Klasse hatte nämlich Mathe- und Klassenlehrerin Katharina Kiefel das als dröge verschriene Teilgebiet der angewandten Mathematik mit einem praktischen Projekt schmackhaft machen können: In kleinen Trupps waren sie durch die Schule gezogen und hatten die Lieblings-Eissorten ihrer Mitschüler ermittelt. Das war meistens aufregend, manchmal aber auch anstrengend: Immerhin wird am Standort Sinstorf bis zur achten Klasse unterrichtet, die Fünftklässler sind die jüngsten und ihre manchmal pubertätsverwirrten Mitschüler hatten nicht immer den nötigen Respekt für sie. „In manchen Klassen war es sehr laut“, sagt Fünftklässlerin Hajdir.

327 Probanden wurden von den jungen Forschern befragt. Dem vorausgegangen war eine Umfrage in der Klasse selbst, bei der der Fragebogen schon mal getestet wurde. Das Gesamtergebnis gestaltete sich eindeutig: Mit 89 Stimmen lag die Eissorte „Cookies“ unangefochten vorn. Weit abgeschlagen landete Stracciatella mit 55 Fans auf dem zweiten Platz, dicht gefolgt von „Smarties“ mit 45. Die Hitliste wurde mit einem großen Diagramm in der Pausenhalle aufgehängt.

In der Projekteinheit ging es allerdings nicht nur um Süßes: Schultaschen wurden gewogen und die Werte eingeordnet; Schuhgröße und Körpergröße der Kinder in der 5b erfasst und miteinander in Korrelation gesetzt. Nach dem Fernsehduell der Kanzlerkandidaten vermittelte Katharina Kiefel ihren Schülern auch die Methodik der Meinungsforscher und zeigte, wie man Ergebnisse auch manipulieren kann.

„Es ging in dem Projekt darum, den Schülern einige der wichtigsten Fähigkeiten für Mathematiker zu vermitteln: Kommunikationsfähigkeit und problemlösungsorientiertes Handeln“, sagt Mathe-Lehrerin Kiefel.

Die Sorte „Cookie“ befand sich übrigens nicht an Bord des Eiswagens. Die Schüler nahmen es gelassen und griffen mehrheitlich zu Stracciatella. Mit klassischem Himbeereis fiel der stellvertretende Schulleiter Helmut Rudolph übrigens ganz aus der Rolle: Das essen die Kids von heute so selten, dass es in der 5b-Statistik nicht mal mehr erfasst ist.

Cookie-Eis kann man sich übrigens einfach selbst herstellen: 1 Teil Milch mit 4 Teilen Dosenmilch verrühren und nach Belieben Zucker und Vanille hinzufügen. 5 Teile Sahne schlagen und unterheben. Pro 100 ml Flüssigkeit einen Keks zerkrümeln und in die Creme rühren. In den Gefrierschrank stellen und stündlich umrühren.