Fünf mal in einer Woche gab es Feuer in Bütlingen. Zwei Häuser wurden bereits völlig zerstört. Die Kripo ermittelt. Bei älteren Bütlingern kommen böse Erinnerungen hoch.

Bütlingen. Es geht die Angst um, in dem kleinen Ort Bütlingen, knapp zwei Kilometer hinter dem Elbdeich im Nordosten des Landkreises Harburg. Erst brannten Strohballen. Zuletzt gingen zwei Reetdachhäuser in Flammen auf. Innerhalb einer Woche musste die Feuerwehr fünfmal ausrücken. Ermittler glauben, dass in allen Fällen derselbe Täter die Brände legte. Bei der Polizei in Winsen ist eine zunächst sechsköpfige Ermittlungsgruppe gebildet worden, die die Brandstiftungen aufklären soll.

Am Montag vor einer Woche waren es 300 Strohballen, die nahe dem Ortseingang brannten. Am Tag danach waren es erst ein Holzstapel am Waldrand und dann Müllsäcke in einer Wohnstraße, die angesteckt wurden. In zwei Fällen hatten Zeugen zwei Jugendliche weglaufen sehen. Die Verdächtigen konnten nicht ermittelt werden. Ob die beiden Jungen tatsächlich im Zusammenhang mit den Bränden stehen, ist unklar.

In der Nacht zum Sonntag stand das erste Reetdachhaus in Flammen. An der Hauptstraße, der Bütlinger Straße, brannte am nördlichen Ortsrand das alte Schulgebäude, „Dat ole Amtshus“, das erst vor zwei Jahren renoviert worden war, lichterloh. 90 Einsatzkräfte umliegender Feuerwehren waren sieben Stunden im Einsatz. Dass das historische Gebäude niederbrannte, konnten sie nicht verhindern.

In der Nacht zum Dienstag brannte erneut ein Reetdachhaus. Diesmal lag der Brandort wieder an der Hauptstraße, nur am südlichen Ortsrand. Rund 200 Einsatzkräfte aus der gesamten Umgebung bekämpten stundenlang das Feuer. Retten konnten sie das Gebäude nicht. Der Dachstuhl ist ausgebrannt. Das Erdgeschoss ist durch Löschwasser völlig zerstört. Der einzige Bewohner hatte sich bereits schlafen gelegt. „Er konnte durch umsichtige Nachbarn aus seinem brennenden Haus gerettet werden“, sagt Feuerwehrmann Lutz Wreide.

Bei älteren Bütlingern kommen böse Erinnerungen hoch. „1956 sind hier innerhalb kurzer Zeit drei Gehöfte niedergebrannt“, sagt Jürgen von Brockhusen, Kirchenvorstand der Gemeinde, der von den Bränden aus Erzählungen der ganz alteingessenen Bütlinger weiß. Jetzt sind es vor allem die Menschen, die in Reetdachhäusern wohnen, die Angst haben, dass der Brandstifter bei ihnen zuschlägt. Reetdachhäuser gibt es noch einige in dem 750 Seelen zählenden Ort. „Solange der Brandstifter nicht gefasst ist, sind auch diese Reetdachhäuser gefährdet“, glaubt von Brockhusen.

Die Polizei sieht starke Parallelen zwischen den Bränden. So wurden vier der Feuer fast zu gleichen Uhrzeit gelegt. „Die Tatzeiten lagen bis auf eine Ausnahme, das war der brennende Holzstoß, immer bei 22.30 Uhr“, sagt Jan Krüger von der Polizei Winsen. Auch der Umstand, dass alle Brände innerhalb weniger Tage gelegt wurden, stützt den Verdacht auf Brandstiftung. Die Brandursache selbst konnte bislang in keinem der Fälle zweifelsfrei geklärt werden. Vermutlich hat der Täter einfach ein Feuerzeug oder Streichhölzer benutzt, um die Brände zu legen.

Die Kripo hat bereits im am Wochenende abgebrannten Reetdachhaus nach Spuren gesucht. Ein technischer Defekt als Brandursache ist ausgeschlossen. Auch Hinweise auf eine fahrlässige Brandstiftung, beispielsweise durch eine runtergebrannte Kerze, gibt es nicht. Das in der Nacht zum Dienstag ausgebrannte Reetdachhaus wurde gestern umfassend von Kripobeamten untersucht. Die Ergebnisse lagen bei Redaktionsschluss nicht vor. „Aufgrund der Gesamtumstände gehen die Ermittler derzeit von Brandstiftung aus und nehmen auch einen Zusammenhang aller fünf Vorfälle an“, sagt Krüger.

Die Polizei fahndet nach dem Täter und will neue Brandstiftungen verhindern. „Wir sind verstärkt im Ort präsent und haben Sonnabend sowie gestern diverse Personalien von im Ort angetroffenen Personen festgestellt“, sagt Krüger. Dazu gibt es kriminaltaktische Maßnahmen, die geheim bleiben sollen. Aber auch die Menschen aus dem Ort sollen helfen, den Täter zu fassen. „Die Bevölkerung in Bütlingen ist aufgerufen, wachsam zu sein und verdächtige Beobachtungen sofort der Polizei über den Notruf 110 mitzuteilen“, so Krüger. „Darunter fallen verdächtige Personen, aber auch Fahrzeuge, die eventuell an ungewöhnlichen Stellen abgestellt sind oder im Ort umher fahren.“