Harburger Kulturtag: Das Abendblatt stellt in einer Serie die Teilnehmer vor. Heute: das Elektrum

Harburg. Beim Harburger Kulturtag am 26. Oktober erwartet die Besucher ein Rundumschlag in Sachen Kultur. Ab heute gibt es die Pins zum Preis von 2,50 Euro als Eintrittskarte für alle Aussteller im Hamburger Archäologischen Museum, bei der Filiale der Haspa und in der Geschäftsstelle des Hamburger Abendblatts in der Harburger Rathausstraße 40. Stolze 20 Teilnehmer aus der Harburger Kulturszene öffnen am 26. Oktober ihre Türen, darunter diverse Galerien, die Graffiti-Wand „Hall Of Fame“, Musik- und Theatereinrichtungen und mehrere Museen. Weil man bei so viel Angebot schon mal den Überblick verlieren kann, was einen an welcher Station erwartet, stellt das Hamburger Abendblatt vorab alle Teilnehmer einzeln vor. Den Anfang macht das Electrum.

Wenn es um Elektrogeräte geht, kennt sich Margot Niemann bestens aus. „Das hier ist unser Orchestrion, ein Musikwiedergabegerät von 1900, das früher in Gaststätten und Hotelfoyers stand und ein ganzes Orchester imitiert“, sagt die Vorsitzende des Electrums, Harburgs Museum der Elektrizität. Sie öffnet die Tür des riesigen, viereckigen Holzschranks, hinter der sich Trommeln, ein Becken, ein Xylophon, Kastagnetten und ein Klavier verbergen. „Damit lassen sich unsere Führungen immer wunderbar beginnen. Man braucht nur auf diesen Knopf hier zu drücken und dann geht es los“, sagt Margot Niemann noch und schon beginnt die große Walze im Inneren des Orchestrion sich zu drehen und die einzelnen Instrumente in Gang zu setzen.

Auf diese beeindruckende Demonstration dürfen sich auch die Besucher des Harburger Kulturtags am 26. Oktober freuen. Denn wie schon in den letzten beiden Jahren gehört das Electrum auch dieses Mal wieder zu den Teilnehmern. Zwischen 10 und 20 Uhr werden zu jeder vollen Stunde Führungen angeboten, bei denen die Besucher mehr über das Orchestrion und andere kuriose Elektrogeräte der letzten 130 Jahre erfahren. „Für uns ist der Kulturtag immer eine tolle Möglichkeit neue Besucher anzulocken“, sagt Niemann. „Viele Leute haben Angst ein technisches Museum zu besuchen, weil sie denken, dass dort vor allem Schulwissen vermittelt wird. Aber wir sind kein verstaubtes Museum, in dem man ganz leise sein muss. Wir sind wirklich sehr nah am Menschen.“

Das liegt daran, dass die in Norddeutschland einzigartige Sammlung vor allem aus alltäglichen Konsumgegenständen besteht. Imposant ist zum Beispiel die riesige Rundfunk-Sammlung. Daneben zieren Telefone und Schreibmaschinen die Regale, mittendrin stehen eine alte Waschmaschine aus dem Jahr 1912 und eine hübsche Jukebox. So wird der Besuch im Electrum zu einer Art Zeitreise in Sachen Elektrizitätsgeschichte. Man trifft auf Verblüffendes, aber auch auf Vertrautes aus der eigenen Kindheit oder den Erzählungen von Oma. „Tatsächlich kommen Großeltern oft mit ihren Enkeln zu uns“, so Niemann. „Da kommt es dann immer zu einem regen Austausch.“

Im Mittelpunkt der Führungen am Harburger Kulturtag steht natürlich auch die aktuelle Sonderausstellung „Alles elektrisch – ein Jahrhundert Komfort in Küche und Haushalt“, die seit April im Electrum zu sehen ist. Sie zeigt Elektro-Kleingeräte von 1880 bis heute. „Darunter sind viele Gegenstände, die wir heute noch kennen, die ihre Form im Laufe der Jahre aber verändert haben“, sagt Niemann. Zum Beispiel der Vorläufer eines Durchlauferhitzers oder ein alter Wasserkocher. „Wir zeigen aber auch kuriose Geräte, die es früher mal gegeben hat und die man heutzutage gar nicht mehr kennt. Elektrische Schuhwärmer beispielsweise, ein Bügelfaltenbügler oder ein elektrischer Korkenzieher, in dessen Entwicklung Phillips damals viel Geld gesteckt hat, der sich aber nie durchsetzen konnte.“ Spannend ist aber auch die Vitrine mit improvisierten Geräten aus der Nachkriegszeit. Damals hat man aus Mangel an Materialien Kochplatten aus Bombenköpfen und Brotröster aus Flugzeugaluminium hergestellt.

Obendrauf erwartet die Besucher des Harburger Kulturtags im Electrum dieses Jahr ein vollkommen neuer Programmpunkt. Hans-Joachim Rein, ein ehemaliger Physiklehrer, der neuerdings Mitglied im Förderverein „electrum - Das Museum der Elektrizität e.V.“ ist, wird an einem kleinen Schautisch Phänomene der elektrischen Art präsentieren. „Ich habe zuhause eine Sammlung von physikalischen Spielzeugen, die ich früher im Unterricht benutzt habe, um die Schüler zu motivieren“, sagt er. „Dabei geht es vor allem um Dinge, die man nicht erwartet.“ Zum Beispiel demonstriert er, warum zwei gleichartige Körper in einem Aluminiumrohr unterschiedlich schnell fallen. „Das hat was mit Elektrizität und Magnetismus zu tun“, verrät Rein.

Hans-Joachim Rein kennt das Electrum noch aus der Zeit, als es sich im Stadtteil Barmbek befand. „Ich war früher oft mit Schulklassen dort und das war regelmäßig ganz toll“, sagt er. Hervorgegangen aus einer Sammlung der Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW), zählte es damals im deutschsprachigen Raum zu den größten Museen auf diesem Gebiet, wurde nach dem Verkauf der HEW an Vattenfall im Jahr 2001 jedoch geschlossen. Nachdem die Ausstellungsstücke sich zehn Jahre in einem Lager befunden hatten, könnte das Electrum 2011 dann im Gebiet des Harburger Binnenhafen neu eröffnet werden. Seitdem sind auf 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche über 1000 Exponate zu sehen. „Natürlich ist die Unterlegscheibe von einem Motor nicht spannend, die werde ich auch nie spannend finden“, sagt Margot Niemann. „Aber ein wunderschön geformter, verchromter Haartrockner in Revolverform ist einfach toll!“

Harburger Kulturtag am 26. Oktober 2013: Electrum, Harburger Schloßstraße 1 (gegenüber der Fußgängerunterführung), 10 bis 20 Uhr. Führungen gibt es zu zu jeder vollen Stunde. www.electrum-hamburg.de