Mit zwei Festen warben die großen Parteien um Wählerstimmen: SPD-Flohmarkt und Kinderfest der CDU lockten

Harburg. Zwei zuversichtliche Bundestagskandidaten nutzten das wohl letzte sommerliche Wochenende des Jahres, um auf den öffentlichen Plätzen Harburgs Werbung für sich zu machen. Herlind Gundelach (CDU) und Metin Hakverdi (SPD) suchten das Bürgergespräch. Ihre Parteien sorgten jeweils für den Rahmen: Die CDU mit einem Kinderfest am Sonnabend neben der Rathauspassage, die SPD mit ihrem traditionellen Sommerflohmarkt rund um den Sand.

„Ich bin seit 9 Uhr auf den Beinen“, stöhnt Dr. Herlind Gundelach am Sonnabend-Nachmittag, während im Hintergrund die Tanz-Kinder des HTB eine Westernshow darbieten, „Wahlkampf kann ganz schön anstrengend sein, aber man erfährt auch viel Positives. Viele Leute sprechen mich an und sagen, dass sie mich wählen wollen, weil ich so Vertrauen erweckend wirke.“

Als nächstes sprechen sie drei Jugendliche an. Wie man Politiker wird, möchte einer von ihnen wissen, und ob es eine spezielle Schule für Politiker gäbe. „Die gibt es nicht“, antwortet ihm Herlind Gundelach, „entscheidend ist, dass man sich für eine Sache engagiert.“

Mit dem Verlauf des Kinderfestes zeigen sich die Organisatoren zufrieden: „Eigentlich hatten wir das Fest bis 18 Uhr geplant und angekündigt“, sagt Helga Stöver, Schriftführerin des CDU-Ortsvorstandes um 16 Uhr, „aber der Run auf die Spiele war so groß, dass wir jetzt schon keine Gewinne mehr haben“.

Herlind Gundelach muss den Wahlkreis Harburg/Wilhelmsburg/Bergedorf nicht direkt gewinnen: Mit Landeslistenplatz drei gilt es als ziemlich sicher, dass sie demnächst lange und anstrengende Arbeitstage in Berlin haben wird.

Ganz anders ihr sozialdemokratischer Konkurrent Metin Hakverdi. Wenn der Wilhelmsburger Rechtsanwalt in den Bundestag einziehen will, muss er die Mehrheit der Wählerstimmen im Wahlkreis erhalten. Über die Landesliste kommt er nur nach Berlin, wenn die SPD in Hamburg über 60 Prozent erreicht.

Deshalb hängen er und seine Genossen sich rein, als wollten sie beides auf einmal erreichen, das Direktmandat und die 60 Prozent. Seit Monaten ziehen SPD-Wahlkampfteams von Haustür zu Haustür. Jedes Wochenende und wenn es sein Terminkalender als Anwalt und Bürgerschaftsabgeordneter erlaubt, auch dazwischen, ist Hakverdi auf Wahlkampfveranstaltungen. Auch der traditionelle Sand-Flohmarkt ist ein Wahlkampftermin. Der Kandidat gibt sich gut gelaunt: „Ich weiß ja aus der Vergangenheit, wie viel bei diesem Flohmarkt los ist, aber als Kandidat hier zu stehen, ist natürlich etwas anderes.“ Man werde ständig angesprochen und könne sich nicht mal kurz zurückziehen: „Aber das ist eine positive Erfahrung – wie die Haustürgespräche auch.“

Dass die Umfragen seine Partei weit hinten sehen, betrübt Metin Hakverdi nicht: „Ich mache an den Haustüren eine ganz andere Erfahrung“, sagt er. „Da ist die Resonanz sehr positiv – und wir können uns ja nicht vor dem Klingeln aussuchen, wer gleich die Tür aufmacht.“

Zwei Stunden lang kommt Hakverdi kaum aus dem Diskutieren heraus. Er könnte auch noch länger, doch er muss weiterziehen: Termine in Bergedorf und Neugraben rufen. Der Wahlkreis ist groß.

Der SPD-Flohmarkt ist seit Jahrzehnten ein Harburger Großereignis. „Wir haben in diesem Jahr 1000 Stände gezählt“, sagt Sören Schumacher, Bürgerschaftsabgeordneter der SPD. „Mehr geht auch nicht, sonst verläuft sich der Flohmarkt zu sehr.“ Die Standgebühren decken in etwa die Kosten der Veranstaltung. „Insofern sind wir immer knapp kalkuliert“, sagt Schumacher. „Bei weniger Ständen würden wir Minus machen, und mehr Stände gehen nicht.“

Nicht nur die Veranstalter, auch die Händler zeigten sich mit dem Flohmarkt zufrieden. Auch der nachmittägliche Nieselregen tat dem keinen Abbruch. „Ich will ja nicht sagen, dass ich clever bin“, sagt Standinhaber Michael Wied, „aber ich habe unter einem Dachvorsprung aufgebaut. Da macht mir der Regen nichts aus“. Der Jurist und Hobbymusiker handelte mit antiken Uhren und Musikinstrumenten.

Wie sehr sich die Händler und Käufer des Flohmarktes politisch beeinflussen ließen, weiß niemand. Um 16 Uhr packten sie ihre Sachen und gingen nach Hause. Dass sie in zwei Wochen ins Wahllokal gehen, können die Bundestagskandidaten nur hoffen. Oder noch ein bisschen daran arbeiten. Mit Engagement und reichlich Überzeugungsarbeit.