Auf der Pionierinsel sorgt eine Absperrung für Konflikte: Was Natur und Deich schützen soll, schadet einem Anlieger

Neuland. Andreas Koenecke ist sauer: Ohne Vorankündigung wurde dem Wirt der „Inselklause“ auf der Pionierinsel vor dem Schweensand-Hauptdeich die Fläche gesperrt, auf der bislang seine Gäste parkten. An einem Freitag Anfang August kam er mittags auf die Insel um sein Lokal zu öffnen und fand eine rotweiße Schranke vor dem ovalen Vordeich-Areal rechts von der Stichstraße mit der die Insel erschlossen wird.

„Ich habe mich zwar gewundert, aber mir dabei zunächst nichts Böses gedacht“, sagt der Gastronom, „denn die Schranke ließ sich von Hand öffnen und schließen. Eine Woche später waren jedoch plötzlich Vorhängeschlösser daran.“

Zwar gehört die Fläche nicht direkt zum von Koenecke gepachteten Gelände, aber sie wurde bislang von allen Anliegern der Insel – neben Koenecke sind das vor allem Wassersportvereine – zum Parken genutzt. Selbst in Online-Stadtplänen ist sie mit einem P gekennzeichnet. „Die Parkplätze in der Nähe waren auch ein Grund, warum ich mich entschlossen habe mein Lokal zu eröffnen“, sagt Andreas Koenecke. „Dadurch, dass ich im Naturschutzgebiet liege, habe ich schon genügend Einschränkungen. Die nehme ich aber gerne in Kauf; denn durch das Naturschutzgebiet habe ich auch eine einmalige Atmosphäre rund ums Lokal.“

Koenecke wandte sich ans Bezirksamt. Seine Ansprechpartnerin im Fachamt Verbraucherschutz und Umwelt konnte ihm aber nicht weiterhelfen: „Ich habe die Frau mehrfach gefragt, aber sie konnte nicht in Erfahrung bringen, wer diese Schranke hatte aufstellen lassen.“

Mittlerweile ist klar, wer für die Schranke verantwortlich ist: Der Täter sitzt im selben Dezernat, wie Koeneckes Ansprechpartnerin, allerdings im „Fachamt für das Management des öffentlichen Raums“. Harburger ohne Vewaltungsfachochschul-Bachelor kennen das noch als Straßenbauamt. Das Fachamt wurde im Auftrag der Hamburg Port Authority (HPA) tätig. Der HPA gehört die Fläche, weil sie im Deichvorland liegt. Sie lässt sie allerdings durch das Bezirksamt bewirtschaften.

„Dort war nie ein Parkplatz vorgesehen“, sagt Bettina Maak, Pressesprecherin des Bezirksamtes Harburg. „Das Areal ist als Arbeitsfläche für Deichsicherung gedacht und liegt sowohl im Landschaftsschutzgebiet, als auch im Hochwasserschutzbereich.“

Lange habe man das Parken dort toleriert, aber in der Vergangenheit habe es Beschwerden gegeben, dass der Platz vermüllt und von dort aus mit Geländewagen und SUVs widrigerweise ins Naturschutzgebiet eingedrungen wurde. „Deshalb hat die HPA den Bezirk angewiesen, eine Schranke zu errichten; auch damit die Deichverteidigungsstraße jederzeit befahrbar ist“, sagt Bettina Maak. „Der Kollege im Fachamt hat das veranlasst und war danach im Urlaub. Wahrscheinlich konnte deshalb niemand etwas darüber sagen.“

Von wilden Zuständen auf dem sandigen Oval hat Koenecke zwar schon einmal gehört, aber noch nie etwas bemerkt: „Das war vor einigen Jahren“, sagt er. „Meine Nachbarn haben mir davon erzählt: Der Platz wurde von Drogenhändlern und Liebespaaren wegen seiner Abgelegenheit geschätzt. Allerdings ist dort seit mindestens fünf Jahren Ruhe. Dass die jetzt mit einer Schranke ankommen, empfinde ich als Farce. Richtig wütend macht mich aber, dass niemand auf der Insel vorher informiert wurde.“

Zu den Betroffenen der spontanen Sperrung gehörte sogar schon Hamburgs Innensenator Michael Neumann. Der war mit den Brandmeistern sämtlicher freiwilligen Feuerwehren Hamburgs zu Gast in der Inselklause. Die Brandleute zeigte sich äußerst zufrieden mit Koeneckes Grillkünsten – nur dass sein Dienstwagen so weit entfernt parken musste, ärgerte den Behördenpräses. „Er hat gesagt, er wolle sich um die Sache kümmern“, sagt Gastwirt Koenecke. Gehört hat er vom Senator allerdings seitdem nichts mehr.

Die Parkplatzsperrung stellt Koenecke vor mehrere Probleme: „Ich kann es zwar persönlich nicht nachvollziehen, aber ich habe schon Gäste verloren, weil sie nicht in unmittelbarer Nähe meines Lokals parken können,“ sagt der Wirt. „die Leute sind nun mal bequem.“ Und weil sie so bequem sind, fahren manche seiner Gäste nun weiter in Richtung Lokal. Vor allem freitags, wenn in der Inselklause Live-Musik veranstaltet wird, wird es auf der schmalen Behelfsstraße eng. Das sorgt für schlechte Laune bei Koeneckes Nachbarn, die rund um ihre Wassersport-Vereinsheime auch wenig Platz für ihre Landfahrzeuge haben.

Andreas Koenecke empfiehlt seinen Besuchern, schon vor der Inselklause rechts in den Neuländer Hauptdeich einzubiegen. „Dort darf man parken. In Höhe des Spielplatzes führt ein Fußweg direkt zur Einfahrt der Pionierinsel. Das sind höchstens 150 Meter mehr, als von der alten Parkfläche aus.“

Direkte Anwohner gibt es an diesem Straßenabschnitt nicht – allerdings gibt es Wohnhäuser direkt davor und dahinter. Die Neuländer sind als streitbare Bürger bekannt. Gut möglich also, dass es hier demnächst Beschwerden gibt. Fortsetzung wahrscheinlich.