Die Einwohner von Rübke wehren sich demonstrativ gegen den dritten Bauabschnitt der Autobahn 26

Rübke. Ein kleiner Ort zeigt Flagge. Rabenschwarze Grabesstimmung der Rübker begleitete den 1. Spatenstich für den Weiterbau der Autobahn 26. Nun, da in den nächsten Wochen die Bauarbeiten für das nächste Teilstück der A26, zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf beginnen, haben die Rübker auf die befürchteten Folgen der A26 in ihrem Dorf mit schwarzen Flaggen und Trasparenten aufmerksam gemacht.

Der rund 560 Einwohner zählende Ort Rübke gehört zur Einheitsgemeinde Neu Wulmstorf und ist nördlichster Gemeindeteil im Moorgürtel des Alten Landes. Rübke ist von Obstbau, Landwirtschaft und idyllischer Moorlandschaft voller Stille und Beschaulichkeit geprägt. Zumindest mit letzterem wird es schon im kommenden Monat vorbei sein. Denn nachdem der symbolische 1.Spatenstich für den III. Bauabschnitt der Autobahn 26, der zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf für rund 105 Millionen Euro entstehen soll, vollzogen wurde, werden die Bauarbeiten für die neue A26-Trasse beginnen, schwere Baufahrzeuge anrollen und den Vorbelastungsdamm im Moor errichten.

Während für mehrere tausend Berufspendler, Spediteure und andere Verkehrsteilnehmer mit der A26 die ersehnte Entlastung kommt, fürchten Bürger und Politiker in der Gemeinde Neu Wulmstorf nicht nur einen Verkehrsinfarkt, sondern auch desolate Bodenrichtwerte beim Flächenverkauf und Lärmbelästigungen.

Seit Jahren sorgen sich die Rübker, dass die A26 vorübergehend in ihrem Ort enden könnte, solange das acht Kilometer lange Hamburger Teilstück zum Anschluss an die Autobahn 7 fehlt. Deshalb bezeichneten die Rübker Bürger den „1. Spatenstich“ als „schwarzen Tag für Rübke“ und beflaggten in großer Einigkeit ihr Dorf mit Mülltüten ganz in Schwarz.

„Wir wollen damit unsere Bestürzung und Ohnmacht über die Missachtung unserer Interessen und Bedürfnisse zum Ausdruck bringen“, sagt Andreas Bartels, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Dorferhaltung, die seit Jahren für ihre Heimat kämpft. Rübke präge, mittlerweile über Generationen hinweg, das in Teilen existenziell belastende Infrastrukturprojekt Autobahn 26, so Bartels: „Es wurde in Rübke nie an deren Notwendigkeit gezweifelt. Gleichwohl ist ihre Umsetzung so nah am Dorf, in Folge des über die letzten Jahre gewachsenen Naturschutzgedankens, für die Rübker zutiefst schmerzlich.“

Eigens für diesen Protest der Rübker, die ihr Dorf an der A26 „zu Grabe getragen“ sehen, wurde das „Spatenstich-Protokoll“ der Festveranstaltung erweitert, und Ortsvorsteher Uwe Klindtworth konnte ans Renderpult treten, um den Standpunkt und die Sorgen der Rübker Bürger darzulegen.

„Wir sind keine Gegner der Autobahn“, sagte Klindtworth vorweg. „Doch unser Dorf wird für die Autobahn geopfert.“. Er nannte desolate Bodenrichtwerte beim Flächenankauf, steigende Hochwassergefahren, fehlenden Lärmschutz am Moorender Weg, drohende vorzeitige Freigabe des III. Bauabschnittes vor der Freigabe des IV.Bauabschnittes bis Hamburg, drohende Verkehrsbelastung für den Nincoper Deich als wesentliche Punkte des Protestes. Dagegen wollen sich die Rübker weiterhin auf politischem Wege und mit Klage vor dem Oberverwaltungsgericht wehren, so Klindtworth.

Die anwesenden Politiker, Mitglieder des Bundestages und des Niedersächsischen Landtages mahnte er eindringlich, dass die Bundesregierung „über den Tellerrand hinaus schauen“ solle und den Wunsch der Rübker Bürger nach Entlastung ernst nehmen soll.

„Für uns bricht eine Welt zusammen“, sagte Klindtworth und es sei ein Unding, dass man Lärmschutz für den Wachtelkönig (eine Wiesenralle, die im Moor lebt), per Naturschutzgesetz verordne aber den Menschen den Lärm der Autobahn auferlege. Und wenn eine Hochwasserflut wie 1976 käme, „saufen wir Rübker ab wie die Karnickel“, so der Ortsvorsteher zum befürchteten unzureichenden Hochwasserschutz.

Bundestagskandidat Oliver Grundmann (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Regionalplanung und Umwelt im Kreistag Stade, sagte gegenüber dem Abendblatt: „Wir nehmen die Sorgen der Menschen hier sehr ernst und ich bin zuversichtlich, dass für alle Beteiligten tragbare bautechnische und politische Lösungen gefunden werden.“

Dennoch behalten sich die Rübker vor, sich gegebenenfalls für ihre Interessen weiterhin auf politischem Wege und mit Klage vor dem Oberverwaltungsgericht zu wehren.

Schon jetzt sei es so, dass der große Nachbar Hamburg wenig Hoffnung auf eine gewünschte Ortsumgehung für Rübke mache. Belastend sei der Schwerlastverkehr, der zwischen Obstmarschenweg, von und nach Finkenwerder oder Francop unterwegs ist, und über den Nincoper Deich durch den Neu Wulmstorfer Ortsteil Rübke auf die Bundesstraße 73 geleitet werde, so der Neu Wulmstorfer CDU-Ratsherr, Kreistags- und Landtagsabgeordnete Heiner Schönecke. Mit einer konstruktiven, nachbarschaftlichen Zusammenarbeit in der Metropolregion Hamburg, so Schönecke, habe eine solche Verkehrsführung wenig zu tun.