Autobahn kann Ortschaften entlasten. „Erster Spatenstich“ bei Rübke von Anwohnerprotesten begleitet

Rübke/ Neu Wulmstorf. Durchweg Freude und „eitel Sonnenschein“ bei den Vertretern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und der Landesverkehrsbehörde. Rund 40 Jahre nach den ersten Bestrebungen, mit der Autobahn26 eine Anbindung der Elbe-Weser-Region an Hamburg zu schaffen, wurde gestern in Rübke bei Neu Wulmstorf ein weiterer wichtiger Meilenstein zum Ziel gesetzt. Beim symbolischen „1. Spatenstich“ für den III. Bauabschnitt der A26, der zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf für rund 105 Millionen Euro entstehen soll, zeigten Politiker aller Fraktionen, außer den Grünen und der Linkspartei, sowie Vertreter der beteiligten Verwaltungen aus Neu Wulmstorf, Buxtehude und dem Landkreis Stade Einigkeit im Bestreben, das Verkehrsprojekt zu realisieren. Dann fehlt nur noch das Haburger Teilstück von acht Kilometern Länge.

Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister, Enak Ferlemann (CDU)hob nochmals die Bedeutung der A26 bis zur Autobahn 7 in Hamburg für die Hinterlandanbindung der Seehäfen und die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Region hervor. Die neue vierstreifige Trasse werde vor allem die Anlieger und Verkehrsteilnehmer der Bundesstraße 73 entlasten, so Ferlemann.

„Für mehr Sicherheit und mehr Lebensqualität der Menschen im Unterelberaum ist diese Autobahn bedeutsam“, sagte auch Daniela Behrens (SPD), Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. „Für die Mehrzahl der rund 400.000 Einwohner und etwa 21.000 Unternehmen in den Landkreisen Stade und Cuxhaven ist die hochbelastete B73 die einzige Direktverbindung bis Hamburg.“ Behrens bedankte sich zudem beim Buxtehuder Bürgermeister Jürgen Badur und dem Buxtehuder Rat, dass mit der Rücknahme der Klage der weitere Weg für die A26 freigemacht wurde. Damit rücke die Entlastung der Menschen entlang der B73, durch deren Ortschaften sich täglich 25.000 Fahrzeuge, davon 3000 Lkw quälen, in Sichtweite.

Diese Freude teilen die rund 560 Rübker Bürger nicht uneingeschränkt. Sie hatten den „1. Spatenstich“ als „schwarzen Tag für Rübke“ bezeichnet und ihr Dorf Schwarz mit Mülltüten beflaggt. „Wir wollen damit unsere Bestürzung und Ohnmacht über die Missachtung unserer Interessen und Bedürfnisse zum Ausdruck bringen“, sagt Andreas Bartels, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Dorferhaltung.

Eigens für diesen Protest der Rübker, die ihr Dorf an der A26 „zu Grabe getragen“ sehen, wurde das „Spatenstich-Protokoll“ erweitert, und Ortsvorsteher Uwe Klindtworth konnte den Rübker Standpunkt darlegen. „Wir sind keine Gegner der Autobahn“, sagte er, „dennoch werden wir geopfert“. Er nannte desolate Bodenrichtwerte beim Flächenankauf, steigende Hochwassergefahren, fehlenden Lärmschutz am Moorender Weg, drohende vorzeitige Freigabe des III. Bauabschnittes vor der Freigabe des IV. Bauabschnittes bis Hamburg, drohende Verkehrsbelastung für den Nincoper Deich als wesentliche Punkte des Unmutes. Dagegen wollen sich die Rübker weiterhin auf politischem Wege und mit Klage vor dem Oberverwaltungsgericht wehren, so Klindtworth. Dennoch ist der Weg für erste Bauarbeiten im Rübker Moor und einen zügigen Abschluss voraussichtlich 2019 frei.

Wegen des moorigen, wenig tragfähigen Untergrundes im vier Kilometer langen Trassenbereich, muss wie bereits zwischen Horneburg und Buxtehude ein sogenannter Vorbelastungsdamm etwa 3,50 Meter hoch aufgeschüttet werden, so Bauoberrätin Maren Quast, vom Stader Geschäftsbereich der Niedersächsischen Landesverkehrsbehörde.

Wie bereits bis zur Estequerung bei Buxtehude wird dieser Autobahnbau unter erschwerten Bedingungen für die Baufachleute vorangetrieben und ist eine gewaltige technische Herausforderung. Die Gründungspfähle für den dortigen Vorbelastungsdamm mussten 18 Meter tief in den Boden gerammt werden. „Wassergesättigte Böden lassen sich mit einem Vorbelastungsdamm, der mindestens ein Jahr liegen muss, für die Autobahntrasse vorbereiten, so Markus Staebner, Leiter des Fachbereiches Bau der Landesbehörde. „Die aufgebrachte Sandlast presst das Wasser an der Trasse aus dem Boden. Wir leiten es nach sogenannten Schönungskonzepten in künstlich angelegte Teiche mit Schilfgürtel, die das Wasser filtern“, erklärt Staebner. Mit rund 1,25 Millionen Tonnen Sand drückt der zwölf Meter hohe Vorbelastungsdamm auf dem Teilstück zwischen der Abfahrt Jork/Neukloster, und der Este bei Buxtehude, auf den Moorboden. Mit aufwendigen Messaggregaten werde die Stabilität des Dammes laufend kontrolliert, um sogenannte Grundbrüche zu vermeiden, so Staebner. Fertig sind dort bereits die Landepunkte für Rettungshubschrauber, Viehtriebtunnel für die Landwirte und die Überführungen an der Landwettern und Neulander Wettern.

Zwischen Horneburg und Buxtehude liegt der Sand bereits drei Jahre und hat den Boden genügend verdichtet. Wie im ersten Bauabschnitt zwischen Stade und Horneburg wird der Damm später wieder auf Geländehöhe abgesenkt. Das fünf Kilometer lange Teilstück der A 26 zwischen Horneburg und Jork soll bis 2014 freigegeben werden, damit eine EU-Förderung in Höhe von 52 Millionen Euro fließen kann.