Haus der Jugend Finkenwerder macht mit China gemeinsames Kunstprojekt. Zeichnungen werden bei der Deichpartie ausgestellt

Finkenwerder/Shanghai. Erst im vergangenen Herbst haben Kinder und Jugendliche aus dem Haus der Jugend Finkenwerder ihren gezeichneten Staddteilführer ausgestellt, jetzt kommt schon der nächste dran: Allerdings geht es diesmal nicht um den eigenen Stadtteil, sondern um Shanghai.

Dorthin haben nämlich Fredian Hürdler, Leiter des HdJ und seine Mitarbeiterin Yü Wei-Wan das Projekt „Township Plotting“ exportiert, in dessen Rahmen der Stadtteilführer entstanden war. „Township Plotting“ ist ein Projekt des Hamburger Kunstbetriebes Sekwenz. Dabei geht es um mehr, als nur darum, dass Schüler ihren Stadtteil zeichnen. Das gibt es schon häufig genug. Aus den Bildern entsteht ein Reiseführer durch den Stadtteil. Dieser wird tatsächlich gedruckt und verkauft.

Parallel dazu werden Kopien der Bilder aufgehängt. „Die Originale verbleiben immer bei den Kindern. Das ist uns wichtig und das unterscheidet uns von vielen anderen Kunstkursen“, sagt Lena Rüther von Sekwenz. Die Diplom- Künstlerin hatte die Idee und verwirklicht sie mit einigen Sekwenz-Kolleginnen und Trägern in den jeweiligen Stadtteilen. Gezeichnete Führer für Ochsenwerder und Finkenwerder sind bereits fertig, in Hamburg steht ein Führer durch Wilhelmsburg kurz vor der Fertigstellung, Projekte in Hamm und St. Pauli laufen.

Und dann wäre da noch Shanghai: Die Idee, das Projekt international zu exportieren, hatte Fredian Hürdler. „Ich dachte mir: Warum soll man diese Idee nur in Hamburg verbreiten?“, sagt er. Auf Shanghai kam er, weil seine Mitarbeiterin Yü Wei Wen gerade für ein anderes Projekt dorthin reiste.

Sie knüpfte in der Megacity an der Yangtse-Mündung Kontakte. Vier Schulen beteiligten sich mit Bildern von mehr als 200 Kindern. „Wir waren überwältigt“, sagt Hürdler, „und wir waren überrascht. Nach allem, was wir uns über Shanghai angelesen hatten, ist es eine sehr graue und vom Beton bestimmte Stadt. Auf den Bildern waren jedoch vor den Hochäusern viele Pflanzen zu sehen.“

Die Finkenwerder fragten in Shanghai nach. Die Antwort war einfach: Gerade weil meistenorts der Beton vorherrscht, begeben sich die Kinder zum Spielen in die Parks der Stadt. Mit ihren bis zu 500 Meter hohen Gebäuden beherrscht die Skyline allerdings auch hier den Horizont. Auch Raketen und Roboter, ein weiteres häufiges Motiv, waren schnell erklärt: Die Schüler aus dem Stadtteil Pudong gehen häufig in das in ihrem Viertel liegende Wissenschaftsmuseum.

Abgesehen von diesen Besonderheiten fiel den Finkenwerdern auf, wie sehr sich viele Bilder aus Shanghai und Finkenwerder ähneln – trotz aller kulturellen, politischen oder ethnischen Unterschiede. Das Haus der Jugend denkt deshalb auch über gegenseitige Besuche nach.

In Finkenwerder selbst ist die Gruppe, die den Reiseführer erarbeitet hat, immer noch zusammen. Momentan arbeiten die jungen Künstler an einem Ratebuch über versteckte alte Ecken von Finkenwerder. Mit dem wollen sie dann Finkenwerder Senioren besuchen gehen und sich Geschichten erzählen lassen. „Das Projekt bewegt etwas im Stadtteil“, sagt Sekwenz-Mitarbeiterin Christiane Krämer. „Das überrascht und freut auch uns.“ Die Bilder werden am 7. und 8. September im Rahmen der Finkenwerder Deichpartie auf der ehemaligen HADAG-Fähre „Altenwerder“ im Kutterhafen ausgestellt.