Ab Mittwoch spielen und lesen Künstler in der Hoopter Obstscheune. Organisatorin lässt das Festival 2014 ausfallen

Hoopte. Im kleinen Kreis während der Feier zum zehnten Geburtstag des Kleinkunstfestivals Landkult ließ Organisatorin und Programmchefin Sabine Lehmbeck die Bombe platzen: In 2014 geht das Festival für Comedy, Kabarett, Konzerte, Lesungen und Kammerspiel für ein Jahr lang in die Pause, um sich neu zu erfinden und im Jahr 2015 zurückzukehren. Die Herbst-Festivalwoche ab Mittwoch, 4. September, ist somit für längere Zeit die letzte Chance, bekannte Künstler und hoffnungsvolle Newcomer in der intimen Atmosphäre der Obstscheune am Hoopter Elbdeich zu erleben. Hamburgs Local Hero Bernd Begemann nutzt sie und tritt zum Auftakt am Mittwoch, 4. September auf dem Obsthof auf.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich vor allem bei Comedy-Künstlern aus Nord- und Westdeutschland herumgesprochen, dass das Obsthof-Festival vor Hamburgs Toren faire Gagen und eine liebevolle Betreuung bietet. Warmes Essen und eine Übernachtungsmöglichkeit im Bauernhaus sind nicht branchenüblich. Etwa zehn Bewerbungen in der Woche erreichen Sabine Lehmbeck. Zurzeit vertröstet die Programmchefin die Künstler auf das Jahr 2015.

Seit fünf Jahren macht Landkult in dem Elbdorf Hoopte im Frühling, Sommer und Herbst an insgesamt 15 Abenden im Jahr Programm. Das Obsthof-Festival ist gewachsen, aus dem Fernsehen bekannte Künstler haben es als Auftrittsmöglichkeit entdeckt. Mit den Profis im Programm sei der Druck deutlich gestiegen, Eintrittskarten zu verkaufen, sagt Sabine Lehmbeck. Für den landwirtschaftlichen Betrieb ist mit der zusätzlichen Aufgabe als überregional beachteter Kulturschaffender das finanzielle Risiko gestiegen.

Die ursprünglich Idee war, Künstlern aus Winsen und Umgebung eine Chance zu geben. Sabine Lehmbeck, selbst Comedy-Künstlerin und Erfinderin der rotzfrechen Ruhrpott-Putze Enne, wird wohl wieder mehr heimische Talente fördern. Sie plant, das Landkult-Festival ab 2015 auf zwei Blöcke im Jahr zu reduzieren: „Voraussichtlich bleibt der Termin im Frühjahr“, sagt die Programmchefin, „die bisherigen zehn Festivaltage im Sommer und Herbst ziehe ich zu einem Block zusammen.“

Etwa 60 Prozent des Publikums bei Landkult kämen aus Winsen und Umgebung. Die Reaktionen auf die Entscheidung, Landkult neu aufzustellen und für das Jahr 2014 komplett ausfallen zulassen, hätten von vollstem Verständnis bis Empörung gereicht. „Sie waren immer stark emotional“, sagt Sabine Lehmbeck. Sie ist davon überzeugt, dass die schöpferische Pause der Marke Landkult nicht schaden wird: „Ich habe keine Angst, dass Landkult in Vergessenheit gerät, wenn ich klar sage, in 2015 geht es weiter“, sagt Sabine Lehmbeck.

Mit vollem Programm weiter geht es beim Landkult Herbst-Festival ab Mittwoch, 4. September.

Bernd Begemann hat in den 25 Jahren seiner Musikerkarriere beinahe jeden Club im Land gesehen. In einer Obstscheune hat wohl selbst er noch nicht gespielt. Deshalb freue sich der Hamburger Sänger und Entertainer auf die Äpfel und den gesündesten Auftritt seit langem, wie er auf seiner Homepage postet. Bernd Begemann und seine Band „Die Befreiung“ spielen zum Landkult-Auftakt am Mittwoch, 4. September, 20 Uhr, auf dem Obsthof Lehmbeck. Für die Festival-Konzerte ist Martin Lehmbeck verantwortlich. „Bernd Bergemann parodiert den Rock’n’Roll und Schlager auf unglaublich intelligente Weise“, sagt er. Er habe die Band unbedingt auf dem Hof haben wollen.

Zauberei und Magie habe Sabine Lehmbeck bisher noch nie im Programm gehabt, sagt sie. Und so war es an der Zeit, den Comedy-Zauberer Marcel Kösling einzuladen (Donnerstag, 5. September, 20 Uhr). In seiner Show „Zeitsprünge“ diskutiert er Traumata seiner Kindheit. Er versucht die Berufswünsche der Zuschauer im Kindesalter zu erraten und singt von der ersten eigenen Wohnung. „Er macht Späße und zaubert ganz nebenbei, das bewundere ich“, sagt Sabine Lehmbeck.

Das Saxofon-Quartett Frollein Sax (Freitag, 6. September, 20 Uhr) spielt alles, was sich in Noten fassen lässt: Tangos, Jazz, Musical, Filmmusik. Die vier Saxofonistinnen haben keine weite Anfahrt, sie stammen aus Hamburg, Stelle und Lüneburg. Bei der Landkult-Chefin haben sie ein Stein im Brett: „Saxofon ist für mich das Größte“, sagt Sabine Lehmbeck.

Der Kabarettist Ludger K. (Sonnabend, 7. September, 20 Uhr) reist aus Duisburg an und wird nach seiner Show auf dem Obsthof übernachten – ein Service des charmanten Kleinkunstfestivals. Frauen vergleichen den bitterbösen Charmeur oft mit Dieter Nuhr. In seinem Programm „RTL ist alles Schuld“ erklärt er, wie Verschwörungstheorien entstehen und verrät, wer John F. Kennedy erschossen hat.

Fernsehsender, die auf Comedy setzen, wissen, was sie an ihm haben: Der Hamburger OIe Lehmann (Sonntag, 8. September, 20 Uhr) ist im Quatsch Comedy Club und bei TV Total aufgetreten. Er redet über Berliner Schilddrüsenchirurgen und Hitler – vor allem redet er schnell und viel. Dabei kann er prächtig singen.

Hamburger kennen ihn als Musicaldarsteller. Als 1,94 Meter große Ginger Rogers sang er sich in die Herzen der Zuschauer.

Landkult, Mittwoch, 4., bis Sonntag, 8. September, Obsthof Lehmbeck in Winsen-Hoopte, Hoopter Elbdeich 41, Kartenvorbestellung: 04171/ 25 19.