Beim Forum H 10 treten die fünf Direktkandidaten für den Bundestag an. Ihr Erfolg bei den Schülern: Wohl eher dürftig

Harburg. Den Bundestagskandidaten auf dem Podium in der Pausenhalle der H10 ging es darum, Erstwähler für den Urnengang am 22. September zur Bundestagswahl zu mobilisieren und natürlich um ihren eigenen Wahlkampf. Für das Publikum, die Schüler der Staatlichen Handelsschule mit Wirtschaftsgymnasium im Göhlbachtal, war es die Abschlussveranstaltung einer Projektarbeit im Fach Politik: Ob beide Welten, Politik und Jugendliche, sich beim diesjährigen ForumH 10 nun tatsächlich näher gekommen sind, und ob es den fünf Bundestagskandidaten gelungen ist, Erstwähler für ihre Wahlkampfthemen zu begeistern? Man darf es bezweifeln. Denn die Resonanz auf den Auftritt der fünf Kandidaten aus dem Wahlkreis Harburg/Wilhelmsburg/Bergedorf war deutlich durchwachsen.

Wäre Wahlkampf eine Sportdisziplin, dann hätte der Wilhelmsburger SPD-Kandidat Metin Hakverdi bei der Podiumsdiskussion sicherlich einen klaren Punktsieg bei den Schülern errungen. Und das nicht, weil Hakverdis Argumente in Sachen Schulpolitik, Bildung oder Nachhaltigkeit den Jugendlichen eingeleuchtet hätten, sondern weil der Wilhelmsburger ihre Sprache spricht. Wer statt Geld Kohle sagt, punktet. Abgeschlagen auf dem fünften Platz dürfte Dr. Kurt Duwe von der FDP gelandet sein.

Die Schüler der Schule im Göhlbachtal hatten in einer Projektarbeit per Fragebögen drei Themenschwerpunkte im Vorwege erarbeitet, über die die Direktkandidaten des Wahlkreises 24, Sabine Boeddinghaus (Die Linke), Metin Hakverdi (SPD), Manuel Sarrazin (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Herlind Gundelach (CDU) und Dr. Kurt Duwe von den Liberalen sprechen sollten. Klare Favoriten bei den Schülern waren die Themen Wirtschaft, Bildung und Generationsgerechtigkeit.

„Der Wahlkampf war bisher ja ziemlich langweilig hier in Harburg. Aber das ändert sich heute“, eröffnet Moderator und Lehrer Michael Schulz die Diskussionsrunde in der Pausenhalle, bei der die Politiker im Großen und Ganzen die Alleinunterhalter geben. Nach der Vorstellungsrunde hat jeder Kandidat vier Minuten Zeit, um sich zu den Themen, die die Schüler erarbeitet hatten, zu äußern.

„Ich habe eigentlich überhaupt nicht verstanden, was zum Beispiel Frau Boeddinghaus gesagt hat. Die Veranstaltung finde ich langweilig, vielleicht, weil ich dieses Jahr noch nicht wählen kann“, sagt der 16 Jahre alte Gymnasiast Maxi. Vieles, was die Kandidaten dort oben auf dem Podium erzählten, so der Schüler, wiederhole sich. Auch nach dieser Diskussionsrunde, sagt Maxi, würde er sich nicht für einen Kandidaten, eine Partei entscheiden wollen. „Auf dem Podium hat doch eben fast jeder das Gleiche erzählt. Ich sehe da keine großen Unterschiede. Wenn ich bei der nächsten Bundestagswahl wählen kann, dann werde ich mir die Wahlprogramme der einzelnen Parteien durchlesen und danach entscheiden“, so der Schüler des Wirtschaftsgymnasiums am Rande der Podiumsdiskussion, bei der die von den Kandidaten erhofften Fragen der Schüler bis auf einige wenige Ausnahmen ausbleiben.

In der Pausenhalle geht es jetzt um das Thema Mindestlohn. Die SPD fordert einen Mindestlohn von 8,50 Euro, die Linke will zehn Euro durchsetzen. Hakverdi fragt ins Publikum, wer seine Pizza bei Smiley‘s bestelle. Einige Arme gehen hoch im Publikum. „Die zahlen ihren Leuten 4,50 Euro die Stunde. Von der Kohle kann niemand leben, davon kann auch niemand in eine Rentenkasse einzahlen. Man muss einfach ein Limit setzen, sonst kommt irgendjemand noch auf die Idee, nur noch 30 Cent Stundenlohn zahlen zu wollen“, sagt der SPD-Kandidat. Das kommt an.

„Jetzt habe ich einen Eindruck davon, wofür die einzelnen Parteien stehen, und das Auftreten der Kandidaten hat mich zum Teil überzeugt“, sagt Bilan Gildiz, 18, Schüler der H10. Ihm sei diese Podiumsdiskussion eine Entscheidungshilfe. „Ich weiß jetzt, wen ich am 22. September wählen werde“, sagt der Schüler. Ihm sei es auch wichtig, und deswegen sei er heute her gekommen, zu zeigen, dass sich Jugendliche sehr wohl für Politik interessieren.