Bürgermeisterwahl in Seevetal: Ulrich Sauck (SPD) würde sich vor allem als erster Akquisiteur der Gemeinde sehen

Seevetal. In der Gemeinde Seevetal wird am 22. September ein neuer Bürgermeister gewählt. Vier Kandidaten wollen die Nachfolge von Amtsinhaber Günter Schwarz (SPD) antreten: Martina Oertzen (CDU), Ulrich Sauck (SPD), Peter Metelski (Freie Wähler) und Willi Cramer als Einzelbewerber. In alphabetischer Reihenfolge stellt das Abendblatt alle vier vor. Im heutigen letzten Teil: Ulrich Sauck.

In seinem Leben sei er keine zehn Kilometer vorangekommen, witzelt Ulrich Sauck. Der 55-Jährige ist als Sohn eines selbstständigen Klempnermeisters im Harburger Phoenix-Viertel aufgewachsen und lebt nun mit seiner Frau und den drei schulpflichtigen Kindern im Herzen von Meckelfeld. Dort kehrt der Vertriebsmitarbeiter einer Pharmafirma auch regelmäßig ins Helbachhaus ein, den Ort, den er für unser Gespräch als seinen Lieblingsort gewählt hat, weil er dort so gut mit seiner Frau den Arbeitstag ausklingen lassen kann.

Wenn er spricht, wirkt der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann, der nach seiner Bundeswehrzeit das Fachabi Wirtschaft und Verwaltung absolvierte und nach einem kurzen Ausflug ins Wirtschaftsinformatik-Studium in den Vertrieb wechselte, ruhig und sachlich. Man merkt, dass dort jemand vor einem sitzt, der sich durch nichts so schnell aus der Ruhe bringen lässt und die Dinge gern nüchtern betrachtet. Trotzdem rückt Sauck im Gespräch immer wieder seine menschliche Seite in den Vordergrund. Durch seine Arbeit im Betriebsrat und als Behindertenbeauftragter seines Arbeitgebers habe er gelernt, sich für andere einzusetzen, sagt er. Er wisse, wie man durch Kooperation und im Team die Dinge voranbringt. Der enge Umgang mit den Menschen sei wichtig. „Vom Führungsstil her wäre ich vielleicht sehr vom Betriebsrat geprägt“, beurteilt er seine Charaktereigenschaften im Hinblick auf seine Kandidatur für das Bürgermeisteramt.

Wie Martina Oertzen war er nicht sofort Feuer und Flamme, als er vor zwei Jahren von der SPD zum ersten Mal auf eine mögliche Bewerbung seinerseits angesprochen wurde, sondern holte erst das Okay seiner Familie ein. Als er dann im Februar mit deutlicher Mehrheit zum Kandidaten gewählt wurde, sei er gleich am nächsten Tag beim Einkaufen darauf angesprochen worden. Meckelfeld ist eben ein Dorf, in dem Sauck als stellvertretender Ortsbürgermeister, der Ortsbürgermeisterin Brigitte Somfleth oft vertritt, bestens bekannt ist.

Dank seiner langjährigen Erfahrung im Ortsrat und im Gemeinderat, in dem er seit 2011 Mitglied ist, kenne er sich mit den Strukturen im Rathaus gut aus, sagt er. Wenn Leute ihn bitten, sich zu kümmern und damit Angelegenheiten vom Hundehaufen bis zu den Rentensätzen meinen, weiß er natürlich, dass er als Kommunalpolitiker nicht für alles zuständig sein kann. Bei dem, was möglich ist, handele er aber sofort und frage bei der Verwaltung nach, was man tun könne. Der Griff zum Telefon gehört für ihn zur Selbstverständlichkeit.

Ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Arbeit von Ortsräten ist seiner Meinung nach die Ansiedlung von Edeka in Meckelfeld. „In meiner ersten Sitzung als stellvertretender Ortsbürgermeister 2005 wurde darüber gesprochen“, erinnert er sich. Sauck hatte damals zwar noch wenig Erfahrung, aber ihm war sofort klar, dass es nur zusammen mit den Fraktionsvorsitzenden vorangehen würde. „Ich habe mir die Leute geschnappt und wir haben eine Empfehlung getroffen, mit der die Gemeinde in den weiteren Beratungen etwas anfangen konnte.“ Auch als Bürgermeister sei man gut beraten, eine breite Basis bei Entscheidungen herzustellen, findet er.

Auch wenn ihm klar ist, dass in der Kommunalpolitik vor allem unmittelbare und direkte Themen wie Straßenbau auf der Tagesordnung stehen, sieht er selbst bei der Tank- und Rastanlage Elbmarsch, über die auf Bundesebene entschieden wird, Einflussmöglichkeiten. „Das Planfeststellungsverfahren läuft, jetzt wird es bald den Beschluss geben.“ Sollte der pro Raststätte ausfallen, werde Seevetal dagegen klagen, darauf könne sich der neue Bürgermeister schon mal einstellen. Als weitere wichtige Themen stuft er die Ansiedlung von „ertragsstarken Unternehmen“ und die Kinderbetreuung ein. Was den Streit um die Wohnbebauung am Küstergarten angehe, müsse endlich ein Kompromiss gefunden werden. „Sonst geht das ja noch Jahre weiter.“

Sollte er Bürgermeister werden, sieht sich Sauck in erster Linie als Akquisiteur der Gemeinde. Dass der Dienstleistungsgedanke bei ihm so stark im Vordergrund steht, begründet er mit seinem Beruf: „Vielleicht kommt da auch der Vertriebsmensch wieder durch.“ Seevetal stehe schließlich mit allen anderen Städten und Gemeinden im Landkreis in einem Wettbewerb um Bürger und Arbeitsplätze, sagt er. Und die Aufgabe des Bürgermeisters sei es nun mal, die Stärken der Gemeinde nach außen zu vertreten.