Gastronomie am Außenmühlenteich soll in andere Hände übergehen. Neuer Eigentümer muss viel Geld investieren

Wilstorf. Generationen von Harburger kennen das Lokal „Bootshaus“ zur Außenmühle. 17 Jahre lang führt Ute Langreder nach eigenen Angaben die kleine Gastronomie am Gotthelfweg direkt am Außenmühlenteich. Vermutlich wird es die letzte Saison für sie sein. Die Gastronomin denkt darüber nach aufzuhören. Das bestätigte sie gegenüber dem Abendblatt. Sie sucht einen Nachfolger. Es lägen bereits Angebote vor.

Gesundheitliche Probleme seien der Grund, warum sie an aufhören denkt. „Die Knie“, sagt Langreder. „Ich bin schon zweimal operiert worden.“ Deshalb denke sie ans Aufhören. Interessenten hätten sich bereits gemeldet. Wann sie tatsächlich aufhört, weiß Langreder noch nicht. „Ich muss da erst einmal drüber schlafen“, so die Pächterin.

Dass die Lokation direkt am See vielleicht zu haben ist, hat sich schnell in der Szene rumgesprochen. Der eine oder andere Gastronom hat sich bereits umgeschaut. „Es ist viel Luft nach oben. Da geht was“, so ein Insider. Das glaubt man gern, wenn man sich das Lokal und den dazu gehörenden Anleger mit Tretbootverleih anschaut. Die Gartenstühlen an den einfachen Tischen im Außenbereich wirken günstig und sind augenscheinlich leicht stapelbar. Die Tische wirken einfach. Die Inneneinrichtung ist „gediegen“. Der Zaun, der die Terrasse einrahmt, lässt ahnen, dass Handwerker sich hier nur selten beruflich sehen lassen. Selbst für einen Anstrich hat es in einigen Bereichen nicht gereicht, sodass die Farbe der Zaunlatten von weiß auf naturbelassen wechselt. Die Oberfläche des Bootsstegs verrät, dass sich hier außerhalb der Verleihzeit gern Enten und andere Wasservögel niederlassen. Ein ganz besonderes Flair versprüht der „Nato-Draht“, der den Zugang des Anlegers vor Überklettern sichert. „Nato-Draht“ ist die militärische Variante des Stacheldrahtes, die sich durch rasiermesserscharfe Zacken auszeichnet, die sich nicht nur in der Kleidung wie Widerhaken festsetzen, sondern auch hässliche Schnittverletzungen verursachen kann. Von den Deutschen im Ersten Weltkrieg erfunden, hat diese Drahtart ihren Einzug in private Bereich gefunden. Verboten ist es nicht.

Gerichte haben aber schon Eigentümer zum Entfernen solcher Sicherungen verurteilt. Hintergrund ist die hohe Gefahr, die für Kinder und Jugendliche von diesem scharkantigen Draht ausgeht, weil die einfach nicht die Gefahr erkennen. Direkt am Außenmühlenteich, der sich in den Stadtpark erstreckt, den Familien zur Erholung nutzen, scheint das kein Problem zu sein.

Ein Investor müsste aber nicht nur kleine „Schönheitsreparaturen“ ausführen. „Er müsste richtig viel Geld in das Gebäude stecken“, so ein Gastronom. „Man muss sich sogar die Frage stellen, ob man überhaupt das Gebäude erhalten kann. Die Kosten wären vermutlich einfach zu hoch.“

Dazu kommt ein zweites „Handicap". Auch mit dem Ruf der Gastronomie ist es, glaubt man den Bewertungen in einschlägigen Internetforen, nicht weit her. Dort werden der Service, das Ambiente aber auch die Speisen teilweise äußerst scharf kritisiert. So schreibt ein Gast der Besuch habe ihm „den Tag versaut“. Ein anderer lässt die Leser wissen: „Ich persönlich würde dort nichts verzehren." „Man hat vom Lokal aus einen schönen Blick auf den See. Ein Besuch ist aber definitiv nicht zu empfehlen“, steht es in einem weiteren Beitrag. Dabei gehören diese Äußerungen noch zu den netteren Passagen.

Gäste finden sich trotzdem, auch wenn das Lokal augenscheinlich weit davon entfernt davon ist, sich als „gut besucht“ bezeichnen zu können. An einem lauen Spätsommertag wie den Donnerstag haben sich vereinzelt Gäste auf den Stühlen im Außenbereich niedergelassen. Und auch die Tretboote, für deren Benutzung mittlerweile 12 Euro die stunde gefordert werden, finden an so einem Tag ihre Fans.

Dass das „Bootshaus zur Außenmühle", das vor der jetzigen Gastwirtin bereits mehrere Jahzehnte einem anderen Gastronomen betrieben wurde, zumindest von der Lage her attraktiv ist, ist in der Gastroszene unbestritten.

Der Beweis liegt in Sichtweite. Gleich gegenüber, auf der andere Seite des 20 Hektar großen Außenmühlenteichs, erhebt sich wie aus einer anderen Gastro-Galaxy das Restaurant „Leuchtturm“, das der Chef Frank Wiechern zu einem Fisch orientierten Gourmettempel gemacht hat, für den die Gäste sich auch von weiter entfernten Flecken aus auf nach Harburg machen. Die Terrasse ist voll. Die Gäste genießen den herrlichen Ausblick auf den Teich, auf dem Schwäne, Enten, Haubentaucher und Blesshühner ihre Bahnen ziehen. An so einem Tag ist man sich ganz sicher: Auch auf der anderen Seeseite, dort wo die Plastikstühle stehen, da ist wirklich sehr viel Luft nach oben.