Andreas Reichardt ist nach nicht einmal 14 Monaten im Amt beurlaubt worden

Heimfeld. Unruhe in der Helios-Klinik Mariahilf an der Stader Straße. Für Freitagnachmittag, 13.30 Uhr, ist eine außerordentliche Mitarbeitervollversammlung anberaumt. Dort soll offiziell verkündet werden, was unter den rund 400 Mitarbeitern längst ein offenes Geheimnis ist: Nach nicht einmal 14 Monaten im Amt, ist der 29 Jahre alte Geschäftsführer Andreas Reichardt beurlaubt worden.

Reichardt selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Dafür bestätigte Sonja-Maria Klauß, Kommunikationschefin der Helios-Region Nord-West, den brisanten Vorgang. „Es ist richtig, dass Herr Reichardt von seinem Posten abberufen worden ist“, sagte sie dem Abendblatt. Zu den Gründen wollte sie sich zu diesem Zeitpunkt öffentlich aber nicht äußern.

Unterdessen hat es bereits am Donnerstag eine Betriebsratssitzung gegeben. Doch auch dessen Vorsitzender, Andree Gramms, mochte die Demission des Geschäftsführers vorerst nicht kommentieren: „Es hat wohl vielerlei Probleme gegeben. Das hat Helios offenbar bewogen, nun zu reagieren.“

Reichardt trat seinen Job zu einem Zeitpunkt an, als sich die Helios-Klinik in einem gravierenden Neuordnungsprozess befand. Sichtbarster Ausdruck war der Neubau direkt an der Stader Straße. Dort entsteht für insgesamt 42 Millionen Euro ein vierstöckiges Niedrigenergiehaus, das die Stadt Hamburg mit 20 Millionen Euro gefördert hat.

Laut Helios-Eigenwerbung soll in dem Neubau „medizinische Versorgung mit mondernster Technik und umfassender Betreuung in zeitgemäßem und traditionell familiärem Ambiente“ gesichert werden. Und zwar in einem „funktionalem Gebäude mit kurzen Wegen“. Kritiker geißeln den Neubau derweil als „steingewordene Sparmaßnahme“. Es sei vor allem darum gegangen, künftig weniger Mitarbeiter zu benötigen. Und das wäre letztlich alles andere als patientenfreundlich.

Große Probleme offenbart derweil auch das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ). Laut Abendblatt-Informationen steht es kurz vor seiner Schließung. Wie ein Insider, der namentlich nicht genannt werden will, berichtete, sei der wirtschaftliche Druck so groß gewesen, dass Reichardt eh auf verlorenem Posten gestanden habe: „Er wurde regelrecht verheizt.“

Dass die Anforderungen an ihn groß und komplex sind, ahnte Andreas Reichardt schon bei seiner Inthronisierung. Schließlich sei er „für die strategische Weiterentwicklung der Klinik verantwortlich, um letztlich auch die Wirtschaftlichkeit zu optimieren“, hatte er in einem frühen Interview gesagt. Im Karriereportal Xing lässt der geschasste Geschäftsführer bereits wissen, dass er nun „neue Herausforderungen im Gesundheitswesen“ suche.