Bürgermeisterwahl in Seevetal: Martina Oertzen kandidiert für die CDU und will mit ihrer Kompetenz punkten

Seevetal. In der Gemeinde Seevetal wird am 22. September ein neuer Bürgermeister gewählt. Vier Kandidaten wollen die Nachfolge von Amtsinhaber Günter Schwarz (SPD) antreten: Martina Oertzen (CDU), Ulrich Sauck (SPD), Peter Metelski (Freie Wähler) und Willi Cramer als Einzelbewerber. In alphabetischer Reihenfolge stellt das Abendblatt alle vier vor. Heute: Martina Oertzen.

Die rote Jacke und die blonden Haare stechen sofort ins Auge. Martina Oertzen, 49 Jahre alt und aus Ohlendorf, liebt starke Farben. Dahinter steht das Signal: Hier ist eine Frau, die eine klare Linie verfolgt. Die Tatsache, dass sie landkreisweit die einzige Frau im Bürgermeisteramt wäre, wenn sie die Wahl gewänne, nimmt sie nur am Rande zu Kenntnis. „Das ist überhaupt kein Thema für mich“, sagt die Mutter einer erwachsenen Tochter. Obwohl Frauen durchaus unter Personalführungspunkten ihre Stärken hätten, handele sie selbst gemäß der Maxime „Gleiche Chancen für alle“. Eine Frau für die Frauenquote, nein, dass sei sie nicht.

Die CDU-Politikerin, die eine Ausbildung zur Bankkauffrau besitzt und lange als Prokuristin in der Personalentwicklung tätig war, hat für ihre rote Jacke eine äußerst praktische Erklärung jenseits aller Parteizugehörigkeiten. „Es geht um die Wiedererkennung“, sagt sie. Sie möchte es den Bürgern leichter machen, sie zu entdecken und mit ihr in Kontakt zu treten. „Wir sollten uns das Interesse der Menschen an der Politik stärker zunutze machen“, findet sie. Ein Bürgermeister müsse ansprechbar sein, deshalb wäre eine monatliche Bürgersprechstunde für sie Pflicht.

Wer es noch etwas direkter mag, hat die Gelegenheit, Martina Oertzen im Buchwedel zu treffen. Den Wald vor den Toren Ohlendorfs hat sie für unser Gespräch als ihren Lieblingsort ausgewählt, weil sie hier regelmäßig beim Nordic-Walking oder Gassigehen mit Parson-Russell-Terrier Jacky abschaltet – aber nicht ohne einen Schwatz mit den anderen Spaziergängern zu halten.

Aller Sicherheit im Auftreten zum Trotz war die Kandidatur für die gebürtige Ramelsloherin keine Selbstverständlichkeit. Ihr Mann, mit dem sie seit 24 Jahren verheiratet ist, musste sie zunächst überzeugen. „Als ich im vergangenen Sommer zum ersten Mal angesprochen wurde, habe ich das von mir gewiesen“, sagt sie. Dann ging sie analytisch an die Sache heran und fragte sich, welche Kernaufgaben ein Bürgermeister erfüllen muss. Zum einen wäre da das Repräsentieren der Gemeinde, dann das Führen der Verwaltung und zum Dritten das Vernetzen von Verwaltung und Politik mit den Bürgern. Heute sagt sie: „Ich kann mir vorstellen, für Seevetal ein Mehrwert zu sein.“ Martina Oertzen will sich der Herausforderung Bürgermeisteramt stellen.

Auf langjährige Erfahrung in der Kommunalpolitik kann sie jedenfalls zurückgreifen. Seit 1996 ist sie Mitglied des Ortsrats Ramelsloh, Ohlendorf und Holtorfsloh, seit 2001 im Kreistag und seit 2006 Mitglied des Gemeinderats. Sie sei nicht nur innerhalb der Dörfer bestens vernetzt, sondern auch zum Landkreis Harburg und zum Land Niedersachsen: „Es nützt nichts, nur eine Seite zu kennen.“ Wenn man etwas für die Gemeinde erreichen wolle, müsse man Kontakte haben, Stichwort Raststätte Elbmarsch zum Beispiel. Bei der Wahl sollten sich die Bürger ihrer Meinung nach vor allem die Frage stellen: Wem traue ich es zu, Seevetal sicher in die Zukunft zu führen?

Genügend Themen gebe es allemal. Die Gemeinde dürfe sich beispielsweise nicht vom Lärm „überrollen“ lassen, sagt sie. Mobilität höre nicht an der Hamburger Stadtgrenze auf, man müsse sich mit dem großen Nachbarn an einen Tisch setzen. Krippen müssten weiter geschaffen, der Mittelstand gefördert und Wohnraum „moderat“ ausgebaut werden. „Wir wollen keine Verstädterung, aber wir müssen am Ball bleiben, sonst entwickeln wir uns rückläufig“, sagt sie.

Wenn Martina Oertzen spricht, spricht sie schnörkellos und bringt die Dinge auf den Punkt. Sie ist keine Frau der Worthülsen. Eines der Themen, die ihr besonders am Herzen liegen, ist beispielsweise die Aufklärung über Fracking. „Solange eine Gefährdung von Mensch und Umwelt nicht zweifelsfrei ausgeschlossen ist, lehne ich den Einsatz der Fracking-Technologie konsequent ab“, hat sie in ihre kleine Infobroschüre geschrieben, mit der sie für sich und ihre Ziele wirbt.

Zu finden ist dort auch ein Grundsatz, der zu ihrer aufgeräumten Art passt: „Wer für eine Bilanz verantwortlich ist, sollte sie auch lesen können.“ Man müsse die Dinge verstehen, mit denen man zu tun habe, schließlich sei es am Ende der Bürgermeister, der für bestimmte Tatsachen gerade steht – selbst wenn der Weg dorthin in Teamarbeit zurückgelegt wurde.

Wie bei ihrer Entscheidung, eine rote Jacke zu tragen, möchte Martina Oertzen als Bürgermeisterin über Parteigrenzen hinweg handeln. Die gleiche Herangehensweise würde sie sich auch von den Wählern bei der Wahl wünschen: Es sollte nicht nur die Partei im Vordergrund stehen, sondern auch die Person. „Ich hoffe, dass die Qualifizierung eine Rolle spielt.“