Comedian Thorsten Bär erzählt in seinem ersten Soloprogramm unglaubliche, wahre Geschichten aus der Medienwelt

Harburg. Mit einem „Spezial“, einer Welturaufführung, kehrt der „Stellwerk Comedy Club“ im Harburger Bahnhof am Donnerstag, 5. September, aus der Sommerpause zurück: Gastgeber Thorsten Bär spielt zum ersten Mal vor Publikum sein Soloprogramm „Gute Besserung, auch beruflich“. Darin erzählt der Comedian unglaubliche, wahre Geschichten aus seinem Leben als Journalist. Und spätestens wenn der begnadete Stimmenimitator erzählt, wie er in den Radionachrichten alle angeblichen Originaltöne einer Umfrage zur Trennung von Heidi Klum und Seal in der Heimatstadt des Supermodels komplett selbst gesprochen hat, stellt sich die Frage nach dem Zustand der Medienbranche: „Saufen die da eigentlich nur Lack, oder was?“

Mit sich im Reinen erzählt der Komiker vom eigenen Scheitern als Journalist

Gefühlte 84 Jobs in Zeitungsredaktionen, Pressestellen, Werbeagenturen und bei Fernseh- und Radiosendern hat der 33 Jahre alte Comedian, Journalist und Sportwissenschaftler Thorsten Bär verrichtet. Ungefähr 15 unbezahlte Praktika seien dabei gewesen. „Und bei einigen habe ich noch 20 Euro am Empfang abgegeben, damit ich arbeiten durfte“, sagt er. Diese Selbstausbeutung erweist sich unerwartet als gut angelegtes Geld. Denn aus dem Fundus des Erlebten schöpft der NDR Comedy Preisträger heute den Stoff seines ersten Soloprogramms.

Mit den Worten „Gute Besserung“ pflegte sich Thorsten Bär süffisant aus den verschiedenen Redaktionen zu verabschieden. Nun ist der Spruch Name seines Comedy-Programms. „Gute Besserung, auch beruflich“ sei keine Abrechnung mit den Medien, sagt der Komiker. Er erzähle auch von seinem eigenen Versagen als Journalist.

Aus der Perspektive des Komödianten berichtet Thorsten Bär von einer Branche, die merkwürdige Karrieren gebärt. „Mit meinen Reportagen hätte ich nie den Pulitzer-Preis gewonnen“, räumt der Hesse und heutige Wahlhamburger ein, „aber auf einmal war ich Chefredakteur bei einem Regionalfernsehen.“ Chefredakteur, das klingt wichtig. Der Ruhm des Titels bröckelt gewaltig, wenn Thorsten Bär von einem Chefredakteur erzählt, der offenbar noch nicht im Internetzeitalter angekommen ist und unter Twitter eine Mischung aus Mann und Frau versteht.

Spürbar im Reinen mit sich selbst, erzählt Thorsten Bär hemmungslos von dem eigenen Scheitern. Vom jähen Ende seiner Karriere als Kolumnisten zum Beispiel. Als Praktikant bei einer Frankfurter Tageszeitung versuchte sich der damalige Sportstudent und nicht talentfreie Mittelstreckenläufer während der Leichtathletik-Weltmeisterschaft an einem seriösen Kommentar über die Misere der deutschen Sprinter. Der Chefredakteur habe mit dem Rotstift den kompletten Text durchgestrichen und ihm ohne ein Wort zu sagen zurückgegeben.

Die Medienbranche frisst ihre Praktikanten. Keine Tätigkeit ist ihnen nicht zuzumuten. Und so band sich Thorsten Bär bei einem Praktikum in der Pressestelle des Hamburger Sport Vereins die Küchenschürze um. Der damalige Sportchef Dietmar Beiersdorfer rief: „Thorsten, mach’ mal die Würstchen fertig!“, und der Praktikant ließ 300 Stück über den Grill gehen. Thorsten Bär beteuert, er sei heute immer noch HSV-Fan. Für eine Agentur stieg Thorsten Bär undercover ins Schwimmbecken und machte Aufnahmen mit der Handykamera. „Geh’ mal ins Bad und mach Fotos“ lautete sein Auftrag, weil zuvor ein Kind in der Alsterdorfer Schwimmhalle ertrunken war.

Thorsten Bär schafft eine neue Form der Stand-up-Comedy

Im Radio hat Thorsten Bär eine Blitzumfrage für die Nachrichten zur Trennung Heidi Klums von Seal komplett selbst gesprochen – aus Zeitdruck, wie er beteuert. Niemand beim Sender habe gewusst, dass er Stimmenimitator sei. In den Nachrichten litten dann erfundene Kölner Menschen mit ihrer Heidi. Nur einer im Sender, meint Thorsten Bär habe den Schwindel bemerkt. Der Programmdirektor habe nur gesagt: „War langweilig, ich will mehr Sex und Drogen.“

Mit seinem Programm über den Zustand der Medien dürfte Thorsten Bär ein Alleinstellungsmerkmal in der Comedy-Zunft haben. Mit „Gute Besserung – auch beruflich“ schaffen Thorsten Bär und sein Regisseur Martin Maria Blau eine neue Form der Stand-up-Comedy. Sie reihen nicht wie üblich einen Gag an den anderen. Thorsten Bär erzählt Geschichten, als ob er mit Kumpels an der Theke steht. „Ich rede mich komplett in Rage“, verspricht der Comedian.

Thorsten Bär: „Gute Besserung, auch beruflich“ (Premiere), Donnerstag, 5. September, 20.30 Uhr, „Stellwerk“ Comedy Club im Bahnhof Harburg, Eintritt: 13 Euro.