Mit dem Elbe-Hochwasser kamen der Schlamm – und die Schadstoffe.

Harburg/Lüneburg. Wo der Fluss landwirtschaftlich genutzte Wiesen und Weiden überflutet hat, lauern jetzt Schwermetalle und Dioxine. Wie der Grünschnitt trotzdem genutzt werden kann, erforschen jetzt Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg: Sie wollen das belastete Grün zu Pflanzenkohle verarbeiten.

„Wir gehen davon aus, dass es durch die Flut zu vergleichsweise starken Schlammablagerungen auf den flussbegleitenden Wiesen gekommen ist“, sagt Diplom-Biologe Frank Krüger aus der Arbeitsgruppe um die Geobiowissenschaftlerin Prof. Dr. Brigitte Urban. Schon vor der Flut Ende Mai und Anfang Juni 2013 seien die Böden stark belastet gewesen: 2012 wurden Dioxinwerte gemessen, die in der Spitze beim 35-fachen des allgemein anerkannten Richtwerts von 40 Nanogramm pro Kilogramm Boden für die Bewirtschaftung der Auen lagen. Landwirte sollen die Auen daher nur wenige Wochen am Stück beweiden.

Rund 4500 der etwa 6000 Hektar Überschwemmungsgebiet der Mittelelbe in Niedersachsen werden nach Angaben der Uni landwirtschaftlich genutzt. Für die Landwirte sei die Dioxin-Belastung der Flächen seit Jahrzehnten ein Problem. Sie nutzen Gras und Heu als Futtermittel. Doch der Umweltschadstoff Dioxin könne praktisch nicht abgebaut werden und lagere sich an Pflanzen und in fettreichen Lebensmitteln des Alltags wie Eiern, Milch und auch Fleisch ab.

Mit ihrem neuen Forschungsprojekt „Aktivierte Pflanzenkohle“, Teil des EU-Regionalentwicklungsprojekts Innovations-Inkubator, wollen die Wissenschaftler jetzt gemeinsam mit Praxispartnern eine Methode entwickeln, um die Wiesen dennoch nutzen zu können. Aus dem belasteten Grünschnitt soll zunächst Pflanzenkohle hergestellt werden.

Dabei werde, so sind sich die Wissenschaftler sicher, das Dioxin vollständig zerstört. Anschließend soll die Pflanzenkohle mit Nährstoffen aus Biokompost, Gülle oder Mist fruchtbar gemacht werden. So entsteht ein neuer Bodenverbesserer, der künstlich hergestellten Mineraldünger ersetzen kann. Voruntersuchungen bescheinigen dem neuen Verfahren durchaus gute Erfolgsaussichten.