Die Arbeiten an der Karoxbosteler Wassermühle gehen dank der vielen ehrenamtlichen Helfer schnell voran

Karoxbostel. Der Mühlenbach in Karoxbostel rauscht leise die Staustufe hinab. Davor tummeln sich Wasserläufer im Sonnenschein. Immer wieder wagen einzelne den Ritt auf dem kleinen Wasserfall nach unten. Doch dort, wo der Bach früher das Mühlrad antrieb, klafft jetzt eine Lücke. „Hoffentlich können wir noch dieses Jahr den ersten Roggen mahlen“, sagt Emily Weede, erste Vorsitzende des Vereins Wassermühle Karoxbostel. Die Instandsetzungsarbeiten an der 1893 errichteten Mühle gehen dank vieler Ehrenamtlicher Helfer schnell voran. Mit 480 Mitgliedern ist der Verein Karoxbosteler Wassermühle zudem binnen eines Jahres der zweitgrößte Mühlenverein Deutschlands.

Erst im Mai vergangenen Jahres hat der Verein das verfallene Ensemble aus Wassermühle, Zwerghaus, Stall, Sägerei und Backhaus gekauft. Jetzt wirkt der Hof recht ordentlich. In der ehemaligen Jauchegrube liegen meterlange Rohre, ein Teil des Kopfsteinpflasters wurde freigelegt. Inzwischen sind, bis auf die aus Brettern zusammen gezimmerte Sägerei, alle Gebäude wieder betretbar. Bis dahin war es ein weiter Weg. „Um den Unrat aus mehreren Jahrzehnten wegzuschaffen, brauchten wir acht Container mit jeweils 35 Kubikmeter Fassungsvermögen“, sagt Emily Weede. Aus den Boxen im Stall hätten sie zusätzlich 50 Kubikmeter Mist geschafft.

Alles in allem ist die Mühle ein Beispiel für den Einsatz Ehrenamtlicher. Um die Kosten für den Verein so gering wie möglich zu halten, helfen sie den Handwerkern, wo sie können. „Wir haben eine tolle Mitgliederstruktur, vom Jugendlichen bis zum Rentner“, sagt die erste Vorsitzende des Vereins. Dabei seien auch viele Handwerker, die ihre Fachkenntnis einbrächten. Jeden Sonnabend kämen, laut Emily Weede, etwa 70 Freiwillige um die Gebäude weiter instand zu setzen. „Besonders beeindruckend war das Wochenende, an dem das alte Reetdach vom Haupthaus genommen wurde. Der Reetdachdecker hatte sich ein paar Helfer gewünscht, es kamen hundert Freiwillige“, so die 51-Jährige.

Viele kleine und große Schätze haben die Denkmalschützer gefunden

Die helfen auch bei den Arbeiten in der Mühle. Das Mühlrad baut die Firma Paetzmann. Von dort stammt auch das alte Mühlrad aus dem Jahr 1893. „Wir konnten der Firma die Original-Pläne und das komplette Angebot von damals vorlegen“, sagt Emily Weede. Viele kleine und große Schätze haben die Denkmalschützer in den Gebäuden gefunden: Neben vielen alten Möbeln auch eine hundert Jahre alte Kutsche und eine Schatulle mit Silbermünzen. Dabei waren auch Unterlagen von 1750 bis 2011, mit den Bau- und Konstruktionsplänen der Gebäude.

Die Pläne werden beim Wiederaufbau der Gebäude zu Rate gezogen. „Wir wollen alles Alte, was zu retten ist, bewahren“, sagt die Vereinsvorsitzende. Die Dachstühle des Reetdachhauses und der Mühle sind darum nicht komplett aus neuem Holz. Manche Balken und Dachlatten konnten wenigstens teilweise erhalten werden. Im Reetdachhaus weisen helle Stellen im Dachstuhl auf die Ausbesserungsarbeiten hin. Anders sieht es in der Mühle aus. Wegen einer fehlerhaften Regenablaufkonstruktion des Vorbesitzers war das Dach einsturzgefährdet. Auch die Zwischenböden waren teilweise eingestürzt. Für 30.000 Euro bekam die Mühle ein neues Dach, von der alten Substanz konnte fast nichts übernommen werden.

Wenn es nach dem Verein geht, soll die Wassermühle Karoxbostel ein Außerschulischer Lernstandort werden. „Wie früher das Korn zum Brot wurde, wollen wir hier zeigen“, sagt Emily Weede. Und das vielleicht schon Ende des Jahres: Einer der drei Mahlgänge sei funktionstüchtig, ein Schrotgang, ein Walzenstuhl und ein Quetschstuhl für Haferflocken vorhanden. Es fehle nur etwas Mühlentechnik und das Mühlrad. Auch das Backhaus ist bereits instandgesetzt, derzeit wird der Lehmbackofen aufgesetzt.

Das gesamte Ensemble soll 2017 fertig sein. Ob bis dahin auch die alte Sägerei wieder aufgebaut ist, weiß Emily Weede noch nicht. Derzeit ist die Bretterbude ein trauriger Anblick: Das Dach ist halb eingefallen, wie ein provisorischer Palisadenzaun stehen die Bretter der Wände in die Luft. „Für die Sägerei hoffen wir auf Unterstützung der Sparkassenstiftung. Das besondere ist, dass es sich um eine venezianische Gattersäge handelt, die waren hier eigentlich nicht sehr verbreitet“, sagt die Vorsitzende des Mühlenvereins. Angetrieben wurde die Säge ebenfalls vom Mühlrad. Eine Welle ging quer über den Hof zur Sägerei. Möbel und Schiffsplanken für den Hamburger Hafen wurden mit der Gattersäge hergestellt. „Den Antrieb mit den heutigen Sicherheitsvorschriften wieder herzustellen wird eine Herausforderung, die wir gerne annehmen“, sagt Emily Weede.