Vorjahressieger Toni Geschow aus Hamburg gewinnt 22. Emser Duo-Rennen. Zwölf Männer gingen an den Start

Mit schwindelerregenden 60 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit und 3,6 Pferdestärken an Bord knatterten am Wochenende zwölf Männer mit ihren „Duos“ über eine Wiese. Zum 22. Mal veranstaltete der Duo-Club Emsen ein Rennen im Ort, bei dem es nicht um hohe Siegprämien ging, sondern um den Fahrspaß auf den kultigen Dreirädern aus dem Hause Krause. Wieder ungeschlagen: Toni Geschow Der Vorjahressieger kam mit seinem Team trotz Sturz im Finale als erster ins Ziel.

Die „Duo-Manie“ gehört in Emsen zum Alltag der Bewohner wie das Amen zur Kirche. Seid 1992 ist die Begeisterung für das dreirädrige, motorisierte Krankenfahrzeug für Personen mit Gehbehinderung ungebrochen. Zu der Zeit arbeitete ein Dorfbewohner als Leiter der Opelbank in Leipzig und nahm beim Verkauf eines Fahrzeugs ein Duo in Zahlung. „Zuhause hat er uns dann erzählt, er habe das wohl witzigste Fahrzeug aller Zeiten gesehen. Das würde in Emsen noch fehlen“, erinnert sich Thies van Gunst, langjähriger Vorsitzender des Vereins. Wenig später sei dann ein Pkw-Konvoi mit Anhängern nach Leipzig aufgebrochen, um die ersten sieben Duos in die Gemeinde Rosengarten zu holen. Zwischenzeitlich wuchs der Bestand der kultigen Gefährte im Dorf sogar auf 20 Stück an.

Und auch die Rennen, die ebenfalls seit 1992 im Ort veranstaltet werden, wurden von Jahr zu Jahr größer. 2009 kamen knapp 3000 Zuschauer und Starter aus ganz Deutschland zu der Veranstaltung. Für den Emser Club war die Aufgabe damit kaum noch zu stemmen. „Die gesetzlichen Auflagen wurden immer strikter, es gab immer mehr Arbeit und immer weniger Helfer. Da haben wir uns entschlossen, das Rennen für 2010 abzusagen und ein kleines - nur für Mitglieder aus dem Verein - zu veranstalten“, so van Gunst.

Mittlerweile ist die Veranstaltung auch für Auswärtige wieder offen. Diesmal gingen neben sieben Duo-Fahrern aus Emsen fünf aus Hamburg und Umgebung an den Start. Ein Team reiste sogar aus Wunstorf bei Hannover zum Rennen an. In drei Vorläufen testeten die Teilnehmer ihre Duos und die Gegner auf Herz und Getriebe. Nach dem Warm-Up dann der erste Ausfall: Ein Fahrer schaffte es nicht an den Start. Diagnose: Zündkabelbrand. Ein anderer Starter verlor später im Zweikampf seinen Auspuff; ein anderer eine Schraube im Antrieb. Manche Duos blieben einfach auf der Strecke liegen – einige davon ließen sich mit ein bisschen Glück und der Hilfe der zahlreichen „Schrauber“ unter den 150 Zuschauern wieder flott machen.

Auch Wolfgang Tjisson hatte so seine Probleme. Er legte sein Dreirad in einer Kurve kurzerhand auf die Seite. „Ich wollte unbedingt an einem Konkurrenten vorbei, aber der hat mich einfach nicht gelassen. Da war ich dann wohl ein bisschen übermütigt“, unkt der Duo-Fan.

Größere Unfälle blieben an diesem Tag aber aus. Große Überraschungen bei der Platzierung ebenfalls. Vorjahressieger Toni Geschow aus Hamburg verteidigte souverän seinen ersten Platz vor Wolfgang Tjisson und dem Emser Club-Vorsitzenden Arne Homann. Dabei war die Ausgangslage für den Hamburger nicht gerade ideal. Nachdem Geschow gleich beim ersten Vorrundenlauf einen astreinen Fehlstart hinlegte, musste er eine Duo-Länge hinter seine Konkurrenten zurückrücken. „Beim Fehlstart wird bei uns niemand disqualifiziert, sondern muss in die hinterste Reihe“, erklärt Jan Zierold, Streckenleiter und Moderator des Rennens. „Und das ist bei einem Duo, der die Durchzugskraft eines Rasenmähers hat, schon echt hart.“ Doch das brachte den Experten nicht aus der Ruhe. Souverän überholte er seine Gegner auf gerader Strecke und gewann den ersten Lauf mit fast einer halben Runde Vorsprung.

Im Finale dann ein ähnliches Szenario. Als alle Teilnehmer gleichzeitig in eine Kurve fuhren, verlor Geschow mit seinem Duo das Gleichgewicht. Dann begann eine spannende Aufholjagd, die mit dem Sieg für das „Team Geschow“ endete. Auch das 24-Runden-Rennen und den Test, wer mit 0,33 Liter Sprit die weiteste Strecke zurücklegt, entschied der Hamburger klar für sich.

Sein Erfolgsgeheimnis ist eigentlich keines, erklärt Thies van Gunst nach dem Rennen. „Das ist eine heißgemachte Kiste, die Geschow da fährt. Viele verbaute Teile sind gewichtsreduziert und er kommt mit seinem Duo auf eine Leistung von acht PS - serienmäßig haben diese Dreiräder nur 3,6 PS.“ Das sei zwar für die, die nicht tunen, ärgerlich. „Aber unser Reglement lässt es zu“, sagt van Gunst. Toni Geschow ist indes sicher, dass er sich den Sieg hart erarbeitet hat. Auf Nachfrage des Abendblattes sagt er mit einem Augenzwinkern: „Es liegt sicher auch ein bisschen an meiner grandiosen Fahrkunst.“