Das Fahrrad ist noch verschwunden, aber es gibt eine Spur zur ebenfalls gestohlenen Posaune

Harburg. Kaum war das Hamburger Abendblatt am Donnerstag mit der Schlagzeile „Schüler fahndet nach Fahrraddieb“ erschienen, klingelten beim Harburger Polizeikommissariat 46 an der Lauterbachstraße auch schon die Telefone. „Den auf dem Foto der Überwachungskamera gezeigten Fahrraddieb kenne ich“, lautete die Ansage der meisten Anrufer. Und für die mit dem Fall befassten Beamten der Kriminalpolizei war dies die Bestätigung, dass sie mit eigenen Vergleichen von Fotos aus ihrer Fahndungskartei richtig gelegen hatten. Der Fahrraddieb ist für sie kein Unbekannter. Er ist 27 Jahre alt, wohnt in Harburg, und der Fahrraddiebstahl am 13. August, 15.40 Uhr, vor der Budni-Filiale an der Heimfelder Straße 46 war längst nicht seine erste Straftat, die bei der Polizei protokolliert worden ist.

Dann war es für den 27 Jahre alten Harburger auch überhaupt keine Überraschung, dass wenig später Polizeibeamte vor seiner Wohnungstür standen. Er hatte selbst das Foto im Abendblatt gesehen, das ihn beim Diebstahl des Fahrrades zeigte. „Der sieht so aus wie ich, aber das bin ich nicht“, hatte er den Kriminalbeamten entgegen gehalten, um deutlich zu machen, dass er mit Sicherheit nicht der Täter sein kann.

Die Ermittler konnten dann aber im weiteren Verlauf des Tages über die zunehmend eintreffenden Hinweise erkennen, dass sie bei dem 27-Jährigen mit ihrer Einschätzung, ihn als dringend Tatverdächtigen zu sehen, schon nicht ganz verkehrt lagen. Weil der Täter nicht nur das Fahrrad eines 13 Jahre alten Schülers aus Heimfeld gestohlen hatte sondern zusammen mit dem Fahrrad auch den auf dem Gepäckträger befestigten Posaunenkoffer samt Musikinstrument, klingelten bei einem Harburger Musikinstrumente-Händler die Alarmglocken. Auch er hatte den Bericht über den Fahrrad- und Posaunendiebstahl im Abendblatt gelesen.

Er erinnerte sich sofort daran, dass ein junger Mann ihm die Yamaha-Posaune samt Koffer zum Kauf angeboten hatte. Und wie es beim Ankauf derartiger Dinge von einem privaten Anbieter üblich ist, werden die Personalien des Verkäufers notiert. In seinem Buch für Ankäufe notierte der Instrumentenhändler den Namen des tatverdächtigen 27 Jahre alten Harburgers. Welch ein Zufall: Da kann es zur Erklärung seiner Unschuld eigentlich nur noch die Aussage geben, dass es in Harburg einen Doppelgänger mit dem selben Namen geben muss. Die vom Instrumentenhändler gekaufte Posaune ist noch am selben Tag weiter verkauft worden. Vom Käufer des gestohlenen Instruments hat der Händler allerdings keinen Namen notiert. Das wäre auch nicht üblich. Aber die Kripobeamten rechnen fest damit, dass der Käufer noch ermittelt wird und der bestohlene Schüler sein Instrument zurück bekommt.

Der 13-Jährige Lars Flamme sagt, dass ihm diese Erfahrung, in kurzer Zeit das Opfer eines Diebes zu werden, eine Lehre sein wird. Sein nächstes Fahrrad wird er mit Sicherheit nicht wieder unangeschlossen abstellen auch wenn er es noch so eilig hat. Und diesen Ratschlag gibt er allen, die sich in ähnlicher Situation befinden: „Der Ärger, den man nach einem solchen Diebstahl hat ist größer als die paar Sekunden, die man an Zeit gewinnt, wenn man sein Fahrrad nicht anschließt“.

Die Überwachungskamera zeigt, dass der Schüler kaum 20 Sekunden in der Budni-Filiale war als sich der Dieb bereits das Fahrrad mitsamt Posaunenkoffer schnappte und in Richtung Harburger Innenstadt davon fuhr. Ob das schwarze Pegasus-Fahrrad, 26-Zoll-Radgröße, Achtgang-Shimano-Nabenschaltung, noch auftauchen wird, lässt sich nach Angaben der Kripo nicht sagen. Die Beamten schätzen, dass der Täter aus dem Verkauf von Fahrrad und Posaune einen maximalen Erlös von 150 Euro erzielen konnte. Viel mehr sei nicht drin, wenn der Verkauf schnell gehen müsse. Gegen den mutmaßlichen Täter läuft nun ein Strafverfahren. Die Staatsanwaltschaft wird Entscheidungen zum Verfahren treffen. Die Anzahl voriger Straftaten spielt dabei eine Rolle.