Während die Anlieger den Staub nicht mehr hinnehmen wollen, empören sich andere Buchholzer über die Sperrung

Buchholz. Die Lohbergenstraße spaltet die Buchholzer. Auf der einen Seite steht der Großteil der Anwohner, der seit Jahren vom Staub der unasphaltierten Straße die Nase voll hat, auf der anderen Seite stehen die Bürger, die die Strecke als Durchgangsstraße nutzen und über die jetzige Sperrung empört sind. Die provisorischen Baken sind von der Stadt aufgestellt worden, um das Staubproblem zumindest einigermaßen einzudämmen und den Durchgangsverkehr herauszuhalten, den es vor allem während der Sperrung der K 28 nach Seppensen gab.

Zum vorläufigen Höhepunkt des Konflikts ist es am Mittwochabend in der Sitzung des Stadtplanungsausschusses gekommen, wo beide Seiten aufeinander trafen und sich noch ein drittes Problem herauskristallisierte: Anliegerin Katharina Hovehne überlegt, eine Sammelklage gegen die Stadt zu initiieren, sollten nicht bald ernsthafte Schritte gegen die Staubbelastung eingeleitet werden. Ihr Mann sei pensionierter Professor für Umweltmesstechnik an der Technischen Universität Harburg und habe in Messungen herausgefunden, dass der zulässige Wert für Feinstaub durch den Pkw-Verkehr überschritten werde, sagt sie. „Die Kommune hat die Aufgabe, für die Gesundheit der Bürger zu sorgen.“ Tue sie das nicht, könne sie per Gerichtsurteil verpflichtet werden, die Straße auf ihre Kosten auszubauen.

Das wäre eine Umkehrung des Prinzips des Sandwegeausbauprogramms, bei dem die Anlieger 90 Prozent der Kosten tragen. „Man muss dann sehen, was bei dieser Klage herauskommt“, sagt Katharina Hovehne.

Für Klaus Harder wäre das eine interessante Wendung. Der 83 Jahre alte ehemalige Militärpilot, der früher Bundespräsidenten wie Walter Scheel und Heinrich Lübke durch die Lüfte flog, lebt seit 1974 an der Lohbergenstraße und kämpft seit Jahren gegen den Staub. Auch er war in der Ausschusssitzung, um die Interessen von 32 Anliegern zu vertreten. Nur ist er dort kaum zu Wort gekommen. Rücksichtslos und enttäuschend sei es gewesen, dass die Bürger dort nicht gehört wurden, findet er. Zwar werde immer auf die Einwohnerfragestunden verwiesen, aber bei der ersten Fragestunde zu Beginn der Sitzung habe man noch nicht gewusst, was die Verwaltung vorträgt und sich deswegen nicht gemeldet. Und auf die zweite Fragestunde am Ende der Sitzung wolle niemand so lange warten. „Warum durften wir nicht beim Tagesordnungspunkt unsere Fragen stellen?“

Er hätte so manches wissen wollen. Etwa warum der Schotter überhaupt auf das Kopfsteinpflaster aufgetragen wurde und ob er nicht wieder entfernt werden könne. Die jetzigen Probleme seien hausgemacht, da es vor dem Aufbringen des Schotterbelags keine Staubbelästigung und keine Gesundheitsgefährdung gegeben habe. Zumindest die jetzige Sperrung sei positiv. Auf Abendblatt-Nachfrage erklärt Stadtsprecher Heinrich Helms, der Schotterbelag sei 2000/2001 aufgetragen worden, weil der Zustand der Straße es erforderte und man davon ausging, dass die komplette Sanierung 2005 erfolgte. Ein Trugschluss, wie sich herausstellte. Die kürzlich vom Stadtrat abgesegnete Fortschreibung des Programms sieht vor, dass die Lohbergenstraße erst 2017 an der Reihe ist. Es hatte Probleme mit einem Anlieger gegeben.

Ob man den Ausbau der Straße denn nicht vorziehen könne, wollte Peter Eckhoff (Buchholzer Liste) auf der Ausschusssitzung wissen. Die Antwort von Jürgen Steinhage, Leiter des Fachbereichs Betriebe, war ablehnend. Die Reihenfolge der Straßen müsse sich am Haushalt der Stadt orientieren. Außerdem würde das bedeuten, dass man andere Straßen zurückstellen müsse, fügte Bürgermeister Wilfried Geiger hinzu. Da vor dem Ausbau eine Anliegerversammlung nötig wäre, könnte der Ausbau frühestens 2016 beginnen. Zwar sei es fraglich, ob sich das Vorziehen lohne, er wolle es aber überprüfen lassen.

Ebenfalls will Geiger jetzt die direkten Anlieger zur Problematik befragen lassen, um auch zu klären, ob die provisorischen Baken bis zum Ausbau erhalten bleiben sollen. „Mir ist es jedenfalls lieber, Autofahrern einen Umweg zuzumuten als Anliegern den Staub“, sagt er. Einen weiteren Vorschlag gibt es von Katharina Hovehne. Statt wie bisher auch die Fahrt in Wiesenstraße und Fuhrenkamp zu verhindern, genüge ihrer Meinung nach ein Poller kurz vor der Wiesenstraße aus Richtung Seppensener Mühlenweg, um den Durchgangsverkehr herauszuhalten, aber den Bewohnern der Nachbarstraßen die Durchfahrt wieder zu ermöglichen.