Am kommenden Sonnabend will er beim Rennen um den Phoenix-Cup nach Möglichkeit der Schnellste sein

Harburg. Grünes Auto und roter Helm. Das passt. Und noch besser passt der acht Jahre alte Niclas aus Harburg hinter das Lenkrad der Seifenkiste vom Hamburger Abendblatt. Er geht kommenden Sonnabend, 24. August, ab 13 Uhr im Phoenix-Viertel beim Bürgerzentrum Feuervogel an den Start des Seifenkistenrennens um den Phoenix-Cup, tritt mit dem grünen Abendblatt-Renner gegen zehn weitere Seifenkisten an, die nacheinander von insgesamt 26 Fahrern gesteuert werden. Gegen 18 Uhr wird Siegerehrung sein.

Niclas fiebert dem Rennereignis förmlich entgegen und möchte natürlich der Schnellste auf der gut 150 Meter langen Strecke sein. Fünf Meter Höhenunterschied bietet die Baererstraße in dem abgesperrten Rennabschnitt. Jeder Fahrer startet zwei Mal. Gewertet wird die kürzeste Zeit zwischen Start und Ziel. Die Piste ist nicht gerade. Auf der Strecke ist eine Schikane aus alten Autoreifen eingebaut. Hier gilt es mit möglichst hohem Tempo – ohne zu stark abzubremsen – um die Kurve zu kommen.

Niclas hat ein seelisches Handicap, besucht die vierte Klasse der Förderschule Nymphenweg, Zweigstelle Neugraben. Er wird zusammen mit seiner Familie von der Sozialeinrichtung Margaretenhort betreut. Die Harburger Einrichtung ist spezialisiert auf Jugendhilfe und Sozialpsychiatrische Betreuung. „Ich freue mich auf das Rennen“, sagt Niclas. Und am liebsten würde er schon vorab jede freie Minute beim Rennveranstalter, dem „Freizeitverein Mopsberg“, an der Baererstraße 36 vorbeischauen, um mit der Abendblatt-Seifenkiste zu trainieren. Bei einer ersten Probefahrt machte Niclas alles richtig, fuhr mit ordentlichem Tempo um die Kurve und kam auch rechtzeitig vor dem Ende des Fußwegs zum Stehen. Mopsberg ist die Bezeichnung des Geesthangs im Gebiet des Phoenix Viertels, ein Ausläufer der Harburger Berge. Hier kommen die Seifenkisten auf Geschwindigkeiten zwischen 23 und 27 km/h. Rennleiter Ronald Röpnack vom Freizeitverein Mopsberg sagt, dass die Fahrkunst im Wesentlichen darin besteht, möglichst spät aber effektiv zu bremsen, bevor es um eine Kurve geht oder nachdem die Ziellinie überfahren worden ist. Nicht vor dem Ziel abbremsen: Das erfordert Mut und oftmals auch Selbstüberwindung. „Du wirst beim Rennen bestimmt eine gute Zeit fahren“, sagte Röpnack zu Niclas, nachdem der seine ersten Probefahrten mit der Abendblatt-Seifenkiste absolviert hatte. Und Röpnack merkte auch an, dass es letztlich doch viel wichtiger sei, beim Rennen dabei zu sein und nicht unbedingt der Sieger sein zu müssen. Niclas freut sich auf jeden Fall, dabei sein zu dürfen. Seine Mutter, sein Stiefvater und seine Geschwister werden an der Rennstrecke stehen und ihn nach Leibeskräften anfeuern. „Das motiviert kleine Rennfahrer ungemein", sagt Röpnack.

Das diesjährige Rennen um den Phoenix Cup ist wieder in ein Stadtteilfest beim Bürgerzentrum Feuervogel eingebunden. Beim Stadtteilfest gibt es unter anderem Bühnenprogramm mit Live-Musik der Band „Sixpack“ und Darbietungen der HTB-Tanzgruppe. Kleinere Kinder können sich auf einer Hüpfburg vergnügen. Das erste Rennen um den Phoenix Cup war 2011. Die Zahl der Teilnehmer und der Zuschauer ist seitdem gestiegen. Mehrere Hundert Besucher werden beim Rennen und dem Stadtteilfest erwartet.

Das Rennteam des Freizeitzentrums Mopsberg hat zur Freude von Rennleiter Roland Röpnack seit dem ersten Rennen vor drei Jahren seinen eigenen Fuhrpark deutlich vergrößern können. Gab es zu Anfang nur die selbst zusammen gezimmerte Seifenkiste mit Namen „Red Devil“, so kam im vergangenen Jahr noch die lang gestreckte weiße Rennkiste mit Namen „Mopsberg“ hinzu. Aber dann gab es noch eine richtige Überraschung von der ContiTech, der neuen Inhaberin der ehemaligen Harburger Phoenix Gummiwerke AG. Röpnack ist deswegen immer noch sehr glücklich gestimmt. Er sagt: „Die ContiTech-Lehrlinge haben in ihrer Lehrwerkstatt zwei ganz tolle Seifenkisten zusammengebaut und uns geschenkt. Einer der Renner trägt den Namen Phoenix, der andere den Namen Continental ContiTech.“

Röpnack selbst ist in der Holzwerkstatt des Freizeitzentrums Mopsberg damit beschäftigt, eine Seifenkiste noch vor dem Rennen am Sonnabend fertig zu bekommen. Die baut er zusammen mit dem 12-jährigen Saki. Und auch im kommenden Jahr, das dürfte so gut wie sicher sein, wird es wieder ein Seifenkistenrennen am Mopsberg geben. Wer dann mit einer eigenen Kiste starten will, kann sich für den Bau bei Rennleiter Röpnack die entsprechenden Tipps holen. Dienstags zwischen 18 und 21 Uhr ist in der Holzwerkstatt an der Baererstraße 36 immer was los.