Harburger Grünen erhoffen sich durch die Reaktivierung der alten OHE-Strecke eine Entlastung der Winsener Straße

Harburg. Harburgs Grüne und die Grünen im Landkreis Harburg machen gemeinsame Sache. Im Landkreis Harburg sind Gemeinden und Städte gerade aufgerufen, ihre Wünsche für eine mögliche Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken im Landkreis Harburg zu äußern. Die Harburger Kreis-Grünen haben insbesondere zwei Strecken im Visier: Die Strecke von Winsen-Süd nach Rotenburg und die alte OHE-Strecke der Heidebahn von Buchholz nach Harburg. Jetzt macht auch die Fraktion der Grünen in der Harburger Bezirksversammlung einen Vorstoß in dieselbe Richtung.

„Wir werden uns den Kreis-Grünen in ihrer Forderung anschließen. Ich formuliere gerade einen entsprechenden Antrag für die Harburger Bezirksversammlung“, sagt Grünen-Fraktionschef Kay Wolkau. Den Harburger Grünen gehe es zum einen darum, den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu stärken, zum anderen aber, und das müsse im Interesse des gesamten Bezirks Harburg liegen, sagt Wolkau, gehe es um eine deutliche Entlastung der Winsener Straße.

Für die Winsener Straße, eine der Straßen im Bezirk, die zu den am meisten belasteten Straßen gehört, haben die Grünen unlängst Tempo 30 in den Nachtstunden gefordert. „Das allein entlastet die Anwohner aber immer noch nicht genügend. Umso wichtiger ist es, dass jetzt auch andere Alternativen geprüft werden. Und ein neues Angebot auf der Schiene für Menschen, die täglich aus dem Landkreis nach Harburg oder umgekehrt zur Arbeit fahren müssen, würde noch ein Vielfaches an Entlastung für diese Straße bringen“, ist Wolkau überzeugt.

Eine Diskussion über die Reaktivierung dieser Strecke von Jesteburg nach Harburg hatten die Grünen im Harburger Kreistag schon einmal im Jahr 2011 angestoßen. Damals aber sah die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) unter anderem große Probleme für eine neue Heidebahn im Bereich des Maschener Bahnhofs. Dazu Wolkau: „Ein Ausschlusskriterium darf das nicht sein. Man könnte die neue Heidebahn auch am Bahnhof Maschen vorbei führen, wenn man denn beispielsweise einen Haltepunkt im Bereich Ramelsloh einrichten würde.“

FDP und SPD begrüßen prinzipiell die Initiative der Grünen

Bliebe noch zu klären, ob die Gleisstrecke auf Harburger Gebiet, die derzeit ausschließlich für den Güterverkehr auch in Richtung Hamburger Hafen vorgesehen ist, noch Platz für den Personenverkehr auf der Schiene hat. „All diese Dinge müssen jetzt geprüft werden, aber auf jedenfalls ist diese Strecke absolut prüfenswert“, so der Harburger Grünen-Fraktionschef.

Und dass ein Umfahren des Maschener Bahnhofs ohne Weiteres möglich sei, hatte 2011 schon Klaus Steinfatt vom Fahrgastbeirat im Landkreis Harburg konstatiert. In einer Stellungnahme zu dem damaligen Antrag der Grünen hatte Steinfatt angemerkt, dass „Personenzüge aus Richtung Buchholz keineswegs zwangsläufig in der Gleisharfe des Rangierbahnhofs Maschen enden müssen. Sie können direkt auf ein Gleis nach Hamburg-Harburg geleitet werden, das bisher vorwiegend von Güterzügen genutzt wird, wenn die Strecke über Hittfeld gesperrt ist“.

Es gibt ein Gutachten der Ingenieurgesellschaft für Verkehrs- und Eisenbahnwesen zu eben dieser Strecke zwischen Buchholz und Harburg aus dem Jahr 2009. Die Ingenieure kommen darin zu dem Fazit, dass insbesondere eine Reaktivierung der Strecke auf Harburger Gebiet bis zum Harburger Bahnhof in Anbetracht der steigenden Hafen-Güterverkehre auf der Schiene kontraproduktiv und nicht machbar sei. „Dieses veraltete Gutachten darf kein Grund dafür sein, den ÖPNV auf der Schiene zu vernachlässigen. Wir brauchen neue Gutachten“, sagt Kay Wolkau.

Einen „Ansatz in die richtige Richtung“ nennt Carsten Schuster, Fraktionschef der FDP in der Harburger Bezirksversammlung, diese Grünen-Initiative. Seine Fraktion engagiert sich gerade intensiv für eine Verbesserung des ÖPNV im Bezirk Harburg. „Alles, was für die Entlastung des Individualverkehrs machbar ist, ist grundsätzlich begrüßenswert.“ Er, so Schuster, könne sich vorstellen, solche Anträge der Grünen in der Bezirksversammlung zu unterstützen, wenn sie denn aus Sicht der FDP in die richtige Richtung gingen.

Auch Jürgen Heimath, SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung, hält eine Prüfung der Strecke für den Personennahverkehr für vernünftig. Am Ende aber, so Heimath, stehe die Frage, wie die finale Finanzierung für das Projekt aussehen könnte. Leider, sagt SPD-Mann Jürgen Heimath, scheiterten solche Angebote dann meist am Geld.