Der Bezirk will Asylbewerber nahe der ehemaligen Röttiger-Kaserne unterbringen. Dort entsteht auch ein Neubaugebiet.

Fischbek . Vis-à-vis vom Gelände der ehemaligen Röttigerkaserne, auf dem mehrere hundert Wohnungen entstehen sollen, wird es bald ein zweites Wohngebiet geben. Dort soll, so sieht es der Vorschlag der Harburger Verwaltung vor, eine Unterkunft für Asylbewerber entstehen. Die endgültige Entscheidung, ob dieser Standort realisiert wird, liegt bei der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI). Sie hat die Bezirke vor dem Hintergrund der stetig steigenden Zahl von Zuwanderern dazu aufgefordert, Flächen zu melden, auf denen Unterkünfte gebaut werden können.

Grüne Wiesen, begrenzt von Bäumen. Den Bus vor der Tür und mit der Cuxhavener Straße den direkten Anschluss an eine Hauptverkehrsader: Für Planer von Asylbewerberunterkünften ist so ein Standort ideal. Die Krux: Im Bezirk Harburg gibt kaum vergleichbare Flächen, die für so eine Unterkunft zur Verfügung stehen. „Privatleute wollen in der Regel ihr Grundstück nicht für so eine Nutzung vermieten", weiß Carsten Schuster, Fraktionschef der FDP. „Die Stadt hat kaum welche.“ Ins Spiel gebrachte Standorte wie die ehemalige, für viel Geld sanierte Gaswerksfläche direkt am Radeland sind nicht realisierbar. Das Gelände liegt im Umfeld von Betrieben, in denen es zu Störfällen kommen kann. Die ehemalige Polizeiwache an der Nöldekestraße ist geschichtlich belastet. Asylbewerber will man dort nicht wohnen lassen, weil von dort aus unter dem Nazi-Regime Menschen deportiert wurden. Verworfen wurden auch Standorte wie der Neuländer Hauptdeich. Dort hat die Innenbehörde ein Depot für die Deichverteidigung vorgesehen. Das ehemalige Hauptzollamt an der Ecke Seehafenbrücke wurde von der islamischen Gemeinde angeboten. Die Laufzeit des Mietvertrages war der Behörde aber zu kurz. Sicher vor möglichen Störfällen und geschichtlich unbelastet ist die Fläche nahe der ehemaligen Panzerrampe nördlich der B73. Ralf-Dieter Fischer, Kreisvorsitzender der CDU, hält eine Unterkunft dort dennoch für ein „Katastrophe“. „Hier soll eines der großen Wohngebiete entstehen, dass jungen Familien ein Zuhause bieten soll" sagt Fischer. „Eine Wohnunterkunft in unmittelbarer Nähe, an der man als Investor oder zukünftiger Bewohner vorbei fährt, würde die Attraktivität kaum fördern. Wir als CDU werden diesen Standort nicht mittragen." Dazu komme die Nähe zur Sandbeksiedlung, ein sozialer Brennpunkt, in dem viel getan wird, um die Situation zu verbessern. „Eine Wohnunterkunft, die absehbar für die nächsten fünf bis zehn Jahre dort steht, wäre der Tod der weiteren Entwicklung der Gegend", meint Fischer.

Jürgen Heimath, Fraktionschef der SPD im Harburger Rathaus, sieht den Bezirk in der Pflicht. „Es werden in den kommenden Jahren eher mehr Flüchtlinge kommen", sagt Heimath. „Das müssen wir zur Kenntnis nehmen. Man kann nicht den Kopf in den Sand stecken." Den Standort gegenüber des ehemaligen Kasernengeländes hält er für adäquat. „Eine Auswirkung auf die Entwicklung dort hat das nicht", meint Heimath. Harburg hat laut Statistik im Vergleich zu anderen Bezirken eine niedrigere Belastung durch Wohnunterkünfte. Der Bereich Süderelbe sei bislang innerhalb des Bezirks wenig belastet. Die bestehenden Wohnunterkünfte, die Wetternstraße, die kürzlich errichtete Unterkunft Lewenwerder oder die Wohnunterkunft an der Winsener Straße lägen im Harburger Bereich.

Heimath setzt darauf, dass bei der Belegung auf eine vernünftige „Struktur“ der Bewohner geachtet wird. „Es dürfen dort nicht nur Einzelpersonen untergebracht werden", sagt Heimath. Unterstützung bekommt er von Schuster. „Es ist nun mal leider so, dass wir in der Pflicht sind. Wir müssen uns der Verantwortung stellen." Auch er hofft auf eine sozialverträgliche Belegung. „In der Wetternstraße hat sich gezeigt, wie problematisch es werden kann.“

Ralf-Dieter Fischer sieht das anders. „Es werden nur punktuelle Belastungen gesehen. Man muss sich das Ganze anschauen", sagt Fischer. „Dazu gehört beispielsweise auch die Sozialstruktur des Bezirks oder der Umstand, dass man auch durch andere Einrichtungen, wie der einzigen Unterbringungsmöglichkeit für ehemals Sicherungsverwahrte in Hamburg, bereits belastet ist.“