Für das Vorzeigeprojekt Victoriakai-Ufer entstehen auf der Jöhnk Werft sieben Hausboote

Harburg. In Amsterdam oder London gehören Wohnschiffe auf Grachten und Fleeten zum Stadtbild. Hamburg hat zwar auch viel Wasser und rühmt sich, die Stadt mit den meisten Brücken Europas zu zu sein –aber mit dem „Wohnen auf dem Wasser“ ist es bislang noch nicht weit her. Noch nicht. Im Bezirk Hamburg-Mitte, im Hochwasserbassin der Bille, nahe dem Heidenkampsweg und Berliner Tor, entsteht derzeit ein exklusives Hausbootquartier mit dem Namen „Am Victoriakai-Ufer“. Aus sieben Hausbooten oder auch Wohnschiffen wird die Anlage in Hammerbrook bestehen. Gebaut werden die Wohnschiffe auf der Jöhnk Werft im Harburger Binnenhafen. „Wir freuen uns über diesen Auftrag“, sagt Werftchef Simon Sommerfeld.

Mindestens bis zum Jahresende wird das zweite Schwimmdock des Werftbetriebs mit dem Wohnschiffbau ausgelastet sein. Die Werft stellt ihre technischen Anlagen und die gesamte Logistik, einschließlich des Kranbetriebs, für das Projekt zur Verfügung. Sommerfeld: „Das ist ein Pilotprojekt für unsere Werft und für Harburg. Wir hoffen für Folgeaufträge, dass Wohnen auf dem Wasser in Hamburg eine Zukunft haben wird.“

Der Bezirk Harburg ist mit Wohnen auf dem Wasser offiziell noch nicht in die Schlagzeilen geraten. Allerdings hat ein Prominenter schon für Aufmerksamkeit gesorgt: Musiker Gunter Gabriel mit seinem Wohnschiff Magdeburg, das ebenfalls bei der Jöhnk Werft am Anleger festgemacht hat und ausgebaut wird.

Und ob es noch ein größeres Projekt wie am Victoriakai-Ufer in Hammerbrook auch in Harburg geben wird steht zur Zeit noch in den Sternen. Zwar hat der Harburger Stadtplanungsausschuss am 25. Oktober 2012 einstimmig das Liegeflächenkonzept für den Binnenhafen beschlossen, aber Bettina Maak, Sprecherin des Bezirksamts macht wenig Hoffnung auf eine rasche Lösung. Sie teilt mit: „Das Liegeflächenkonzept sieht grundsätzlich auch die Möglichkeit des Wohnens auf dem Wasser im Harburger Binnenhafen vor. Es sind zwar nur ein paar wenige Flächen im Überwinterungshafen vorhanden, eine Umsetzung wäre aber auch von der Erfüllung verschiedener Rahmenbedingungen abhängig. Hierzu zählen unter anderem Lärmschutzbedingungen und Möglichkeiten der Ver- und Entsorgung.

Zurzeit sind die dem Bezirksamt Harburg gehörenden Flächen privat vermietet, von daher stehen aktuell keine Plätze zur Verfügung“.

Tanja Kürten, bei der Firma „Floating Homes“ zuständig für Marketing und Vertrieb, sieht Hamburg als ideale Stadt für Wohnen auf dem Wasser und erklärt, dass nach dem Projekt im Bezirk Hamburg-Mitte auch Ausschau gehalten werde, um möglicherweise ein ähnliches Projekt im Bezirk Harburg zu verwirklichen. „Wir haben dazu noch keine Gespräche geführt, wollen den Kontakt demnächst aber aufnehmen“, sagt Tanja Kürten.

Im Schwimmdock der Jöhnk Werft in Harburg sind bereits zwei Wohnschiffe im Rohbau fertiggestellt und per Schlepper nach Hammerbrook gebracht worden. Dort, am Liegeplatz, erfolgt der endgültige Ausbau. Die nächsten zwei Hausboote sind derzeit auf der Werft in Arbeit. Bis Jahresende sollen die zunächst letzten drei Einheiten folgen. Die Wohnschiffe bestehen aus einem stabilen Schwimmkörper aus Stahlbeton. Der Stahlbeton-Rumpf soll mindestens 100 Jahre schwimmfähig sein und auch ohne Schutzanstrich kaum Algen und Muscheln ansetzen. Der Aufbau erfolgt in Holzbauweise. Damit sind unter anderem die Zimmerleute Peter Reuter, Wolfgang Schanowski und Thomas Tödter von der Firma Cordes Holzbau aus Rotenburg/Wümme beschäftigt. Etwa eine Woche lang dauert der Aufbau der vorgefertigten Holzteile. Der Hamburger Architekt Martin Förster hat die Form der Wohnschiffe konstruiert. Das Bauunternehmen Matthäi aus Verden/Aller und das Beteiligungsunternehmen Floating Homes stehen hinter dem Bauprojekt Am Victoriakai-Ufer.

Die Wohnschiffe haben eine Grundfläche von 6 mal 20 Meter und bieten 115 Quadratmeter Wohnfläche sowie ein Sonnendeck von etwa 55 Quadratmetern. Der Kaufpreis für eine solche Mobilie ist nichts für kleine Geldbeutel. Zwischen 559.000 und 579.000 Euro kostet ein solches Wohnschiff des in Harburg hergestellten Bautyps „D“. In Hamburg hat Floating Homes bereits ein schwimmendes Konferenz-Zentrum, Bautyp „C“, beim Arcor Hotel an der Amsinckstraße liegen und ein Wohnschiff vom Bautyp „B“ im City Sportboothafen.

Tanja Kürten: „Die Wohnschiffe sind in Hamburg an die öffentliche Versorgung von Strom und Wasser sowie die Entsorgung von Abwasser angeschlossen. Es wäre aber auch möglich, die Wohnschiffe völlig autark mit Solarstrom und Bioklärwerk an Bord zu liefern. Die Beheizung der Wohnschiffe erfolgt mit einer elektrisch betriebenen Luft-Wärmepumpe. Wäre es denn möglich, mit seinem Wohnschiff nach Belieben den Standort zu wechseln? Kürten: „Im Prinzip ja, aber die Schiffe sind Teil der Liegenschaft und der Nutzer müsste am Standort für einen Folgenutzer sorgen.