Nach der Meuterei: Vereinschef hat neue Besatzung für den Raddampfer zusammengetrommelt

Lauenburg. Die Tradition lebt weiter: Der historische Raddampfer Kaiser Wilhelm ist in die neue Saison gestartet. Am Wochenende 17. und 18. August legte das 113 Jahre alte Schiff anlässlich der Industriekulturtage zu Rundfahrten rund um Lauenburg ab. Verzögert hatte die Ausflugssaison die Meuterei der ehemaligen Besatzung.

Im Frühjahr weigerte sich das alte Team, zu öffentlichen Fahrten aufzubrechen. Das Schiff habe Schäden, müsse erst umfangreich restauriert werden, kritisierten Mitglieder der Besatzung.

Doch der neue Vereinsvorsitzende Markus Reich, selbst Reeder in Lauenburg, wollte den Unkenrufen keinen Glauben schenken. „Der Dampfer ist in einem guten Zustand, besitzt gültige Papiere bis 2015 und ist von der Schiffsuntersuchungskommission geprüft worden“, sagte er dem Abendblatt. Er trommelte eine neue Besatzung zusammen und startete nach dem Hochwasser der Elbe zu einer Probefahrt. „Alles hat gut geklappt. Die Saison ist aus Sicht des Schiffes gesichert.“

Danach aber steht wegen allgemeiner Materialermüdung und Rost eine umfangreiche Restaurierung an. 400.000 Euro stellt der Bund aus seinem Denkmalschutzsonderprogramm zur Verfügung. Das sei die höchst mögliche Fördersumme, sagte Bundestagsabgeordneter Norbert Brackmann (CDU) aus Lauenburg. „Der Kaiser Wilhelm ist auch von nationaler Bedeutung.“

Dr. Ernst Schmidt hatte den Dampfer 1970 von der Oberweser an die Elbe geholt, der Kaiser Wilhelm ist einer von vier kohlebefeuerten Raddampfern in Europa und der Einzige, der seit seinem Bau ohne längere Unterbrechung im Dienst ist.

Die Standardtouren rund um Lauenburg starten jeweils um 10, 12, 15 und 17 Uhr. Sie dauern eineinhalb Stunden. Eine Fahrt kostet zehn Euro. An den Wochenenden 31. August und 1. September sowie 21. und 22. September stehen längere Ausflugsfahrten auf dem Programm. Im Mai nächsten Jahres dann will Markus Reich mit einem frisch restaurierten „Kaiser“ in die Saison starten.