SPD-Bundestagskandidat Metin Hakverdi und der der scheidende Bundestagsabgeordnete Hans Ulrich Klose luden zum Wahlkampf-Kaffee

Harburg. Mit einer Art offiziellen Übergabe des Staffelstabes im Harburger Herbert-Wehner-Haus läutete die SPD am Freitag die heiße Phase des Bundestagswahlkampfes ein. Der bisherige Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Harburg/Bergedorf, Hans Ulrich Klose und sein Wunschnachfolger Metin Hakverdi luden zu Kaffee, Kuchen und Gesprächen. Die Stimmung bei den Genossen ist zuversichtlich - zumindest für den Wahlkreis.

Der eine hat schon viel erreicht, der andere hat noch viel vor. Damit lassen sich die Unterschiede zwischen dem scheidenden Harburger Bundestagsabgeordneten Hans Ulrich Klose (76) und seinem Wunschnachfolger Metin Hakverdi (44) am schnellsten zusammenfassen. Doch obwohl ihre Biografien zeitversetzt sind, weisen sie auch einige Parallelen auf: Beide sind Juristen, beide verbrachten einen Teil ihrer Jugend in den USA und beide haben einen Migrationshintergrund: Hans Ulrich Klose wuchs als Vertriebenenkind aus Schlesien in Westfalen auf, Hakverdi als Sohn eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter in Wilhelmsburg.

32 Jahre Biografievorsprung machen sich aber dennoch bemerkbar: Hans Ulrich Klose musste sich in seinen letzten Legislaturperioden als Bundestagsabgeordneter kaum um seinen Bekanntheitsgrad kümmern: Als ehemaliger Bürgermeister Hamburgs und später als Außenpolitikexperte des Bundestages hat er so viel Profil gesammelt, dass es für zwei Politikerleben genügt. Für Klose reichte es, im Wahlkreis einfach nur aufzutauchen, um Bürgernähe herzustellen. Sein offenes Wesen und seine unprätentiöse Art halfen dabei.

Metin Hakverdi hingegen ist vielen potenziellen Wählern wenig bekannt. Dass seine Heimat Wilhelmsburg im Bezirk – und damit auch im SPD-Kreis – Mitte liegt, half auch nicht viel, obwohl er hier immerhin starken Rückhalt hat. Deshalb besann sich Hakverdi in den letzten Monaten auf eine sozialdemokratische Tradition: Ärmel hochkrempeln, zu den Genossen gehen und mit ihnen auf die Straße –Wähler fangen. Kaum ein Wochenende ohne Flugblätter, Flohmärkte und Fleißarbeit; kaum ein SPD-Distrikt, kaum ein Quartier im riesigen Wahlkreis, das Metin Hakverdi nicht bereits besucht oder bis zum 22. September noch auf der Agenda hätte. Außerdem hat die SPD sein porträt früh und fleißig plakatiert.

Dabei ist Hakverdi zum Siegen verdammt: Auf Platz 8 der der Hamburger Landesliste der SPD gesetzt, kommt der Wilhelmsburger nur in den Bundestag, wenn er den Wahlkreis gewinnt oder die Sozialdemokraten in Hamburg illusorische 60 Prozent erreichen. Auch zum politischen Kaffeeklatsch ist der Kandidat daher um jeden bemüht, den er sieht: Er kommt zehn Minuten vor der Zeit und schüttelt erst einmal jedem Anwesenden die Hand. Er muss viele Hände schütteln, denn das SPD-Büro ist voller Besucher – und ob das Interesse ihm gilt, oder der Tatsache geschuldet ist, dass dies auch Kloses Abschiedsvorstellung im Herbert-Wehner-Haus ist, wird dabei nicht klar und scheint Hakverdi auch nicht wichtig zu sein.

„Ich weiß, dass ich bei der Nachfolge von Hans Ulrich das große Problem habe, nicht Hans Ulrich zu sein“, sagt er zu Beginn der kleinen Polit-Talkshow, die der Kreisvorsitzende Frank Richter am Anfang des Treffens moderiert. „Ich muss die Menschen erst von mir überzeugen. Aber der Wahlkampf läuft gut. Und er läuft gut, weil wir ihn ernst nehmen. Wir haben den Wahlkreis seit 1949 und das soll auch so bleiben.“

Bald lenkt Moderator Richter das Thema auf große Themen der Außenpolitik. Immerhin ist der Nachmittag auch Kloses Abschiedsspiel, und hier kann er glänzen. Der Grandseigneur gibt staatsmännische Antworten zu den Themen Ägypten und NSA, die dem Youngster Hakverdi eigentlich nur wenig Raum lassen, sich zu profilieren. Dennoch hält Hakverdi mit: „Wir dürfen nicht erst lamentieren, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist“, sagt er zum Thema Ägypten, „wir hätten beim Aufbau der Demokratie in den Ländern mehr helfen müssen – und zwar schon lange vor dem arabischen Frühling“

Und zur NSA: „Dass die Geheimdienste Informationen sammeln ist an sich ja gut. Sonst hätten wir die Dienste nicht. Aber Art und Ausmaß müssen immer transparent sein. Da hat die Affäre große Mängel aufgezeigt.“

Seine Wahlkämpfer wissen Hakverdis spontane Weltläufigkeit zu schätzen, aber sie wissen auch, dass die Außenpolitik den Großteil ihrer Klientel weniger interessiert, als das Geschehen um sie herum: „Wir machen momentan ja neben Infoständen auch klassische Tür-zu-Tür-Überzeugungsarbeit“, sagt der SPD-Bezirksabgeordnete Muammer Kazanci, „dabei wird deutlich, dass die meisten Wähler sich Sorgen um ihre direkte Lebenssituation und ihre unmittelbare Zukunft machen. Wenn wir diese Leute an die Wahlurne bekommen, bin ich mir sicher, dass wir ein gutes Ergebnis einfahren.“

Kazancis Fraktionskollegin Barbara Lewy merkt auch, dass die Kampagne, Hakverdi bekannt zu machen, Früchte trägt: „In letzter Zeit werde ich immer häufiger auf unseren Kandidaten angesprochen, ohne, dass ich das Gespräch darauf gebracht hätte. Und die Meinungen sind positiv.“

Zum Schluss der Runde gibt Hans Ulrich Klose Metin Hakverdi noch eine Weisheit mit auf den Weg: „Der größte Teil des Abgeordnetenlebens besteht nicht darin, zu reden sondern darin, zuzuhören, zu lesen oder sich sonstwie Informationen zu beschaffen. Und ich bin sicher, dass Du dies ab September lernen wirst.“