Am frühen Donnerstagmorgen brach bei „Fahrrad Brinkmann“ an der Wilstorfer Straße ein folgenschwerer Brand aus

Harburg . Die Scheiben sind pechschwarz. Glaser wechseln eines der zerstörten Schaufenster aus, dann die kaputte Eingangstür des Traditionsgeschäftes. „Was ist den hier passiert“, fragt Matthias Hase, der zu Fuß auf dem Weg zur Arbeit ist, beim Anblick des Fahrradladens Brinkmann. Dort, wo man an der Wilstorfer Straße, Ecke Kalischerstraße Damen-, Herren- oder Kinderräder sieht, versperrt eine dicke Rußschicht, die sich von innen auf das Glas gelegt hat, die Sicht in den Verkaufsraum dieser Harburger Institution, die es seit 85 Jahren an der Wilstorfer Straße gibt. Vor dem Laden steht, mit einem Kaffeebecher in der Hand, Birgit Sievers, Enkelin von Willi Wiegmann, einem der Gründer. Der andere war Ernst Brinkmann. Der, der später Ernst Brinkmann KG führte, ein Großunternehmen mit 40 Filialen in ganz Deutschland und 4500 Mitarbeitern, das es heute nicht mehr gibt. Dessen letzte Niederlassung, die an der Spitalerstraße in Hamburg, 2002 schloss. Aber das ist eine andere Geschichte.

Birgit Sievers führt heute das kleine Harburger Geschäft. Am frühen Morgen hatte sie die Polizei von dem Feuer informiert. Der Laden ist erst einmal so etwas wie ein Totalschaden. Wie es weiter geht? „Das muss man sehen. Es ist erst einmal viel mit den Versicherungen zu klären“, sagt sie. Sicher ist: Fahrrad-Brinkmann wird wieder eröffnen.

Das Feuer selbst war gegen 6 Uhr ausgebrochen. Eine Frau, die auf dem Weg zur Arbeit war, hatte beim Vorbeigehen einen Knall gehört und dann Flammen im Inneren des Geschäftes gesehen. Sie rief sofort die Feuerwehr.

Als die Einsatzkräfte der Feuerwache Großmoorbogen kurz darauf eintrafen, war das Geschäft völlig verqualmt. Eine Anwohnerin, 31, kam mit dem Rettungswagen in die Asklepios-Klinik Harburg. Sie lebt in einer der Wohnungen oberhalb von „Fahrrad Brinkmann“ hatte versucht, sich durch das Treppenhaus ins Freie zu retten und dabei den Qualm eingeatmet. Lebensgefahr besteht für sie nicht.

„Der Brand selbst war eher klein und schnell gelöscht“, sagt Martin Schneider von der Feuerwehr Hamburg. Einsatzkräfte mussten aber ein Schaufenster und die Eingangstür einschlagen, um in das Geschäft zu kommen. Wie schwierig die Löscharbeiten der unter Atemschutz arbeitenden Feuerwehrmänner war, zeigt ein Blick in den Laden. Die vielen Fahrräder stehen dicht an dicht. Einige liegen übereinander, weil sie zur Seite geworfen werden mussten, damit die Löschkräfte mit der schweren Ausrüstung überhaupt hindurchkamen. Verschmorte Plastikteile, selbst noch an der Eingangstür, verraten, dass in dem länglichen Verkaufsraum bereits eine enorme Hitze geherrscht haben muss. „In der Hauptsache hatten Fahrradreifen gebrannt. Brennende Kunststoffe oder Kautschukprodukte entwickeln aber enorm viel Rauch, der auch noch hoch toxisch ist“, sagt Martin Schneider. Wer sich ihm aussetzt, ist schnell in Lebensgefahr. „In so einer Situation ist es besser in der Wohnung zu bleiben und die Türen und Fenster geschlossen zu halten“, so Schneider. „Bei fast allen Bränden geht die größere Gefahr von der Rauchentwicklung aus, weniger von den offenen Flammen.“ Das belege auch die Statistik. Von den 13 Brandtoten des vergangenen Jahres in Hamburg starben zehn an einer Rauchvergiftung.

Für die Rettung haben die Einsatzkräfte der Feuerwehr unter anderem sogenannte Fluchthauben dabei, die sich vom Qualm eingeschlossene Hausbewohner überstülpen können, um dann von den Löschtrupps gefahrlos durch den Qualm aus einem Gebäude geführt zu werden. „Das ist die sicherste Variante in so einer Situation“, sagt Schneider.

Noch am Morgen hatten Brandermittler der Kripo den Fall übernommen. Schnell war klar, das eine Brandstiftung ausgeschlossen werden kann. „Das Feuer war im Bereich eines Sicherungskastens ausgebrochen“, sagt Hauptkommissarin Karina Sadowsky. „Wir gehen von einem technischen Defekt als Ursache aus. Der Brandort wurde von uns bereits wieder freigegeben.“ Den ganzen Tag über waren Handwerker vor Ort, die die Elektroinstallation stromlos legten oder Scheiben ersetzten.

Zumindest der Bereich, in dem Brinkmann Spielwaren verkauft, wird es trotz des Brandes zunächst einmal weitergehen. Das Familienunternehmen gilt als Spezialist für Puppen-, Holz- und Bewegungsspielzeug. „Dort ist der Rauch zum Glück nicht hingekommen“, sagt Sievers. „Wir haben Brandschutztüren.“