Der Reetdachhof in Scharmbeck wird saniert und neu eingedeckt

Scharmbeck. Drei Jahre hat es gedauert, jetzt können die Arbeiten beginnen: Winsens ältestes Haus erhält ein neues Reetdach. 120.000 Euro kostet die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Die Hälfte übernimmt die Deutsche Stiftung Denkmalhilfe, außerdem gibt es Fördergelder von der Europäischen Union und der Stadt Winsen.

„Meine Familie wohnt hier seit neun Generationen, um 1847 wurde das Haus errichtet“, sagt Hans-Hermann Behr. Umso trauriger hat er dem Verfall des 1982 unter Denkmalschutz gestellten Gebäudes zugesehen. „Der First ist offen, das Dach undicht, eine Wand weggesackt“, so der 49-Jährige. Über dem ehemaligen Wohnteil des 35 mal 20 Meter großen Reetdachhauses sei vor Jahren mit Plastikplanen versucht worden, das eindringende Wasser aufzuhalten. „Außerdem habe ich vom örtlichen Reetdachdecker immer wieder Flickarbeiten am Dach ausführen lassen“, sagt Behr. Doch irgendwann habe auch der Handwerker abgewunken, zu einer Komplettsanierung geraten, die der Landwirtschaftsmeister alleine nicht habe stemmen können. Kleine Birken wachsen inzwischen auf dem Dach, Moos hat sich breit gemacht.

Die Idee, sich an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zu wenden, habe der befreundete Hochbau-Ingenieur Sören Johannsen gehabt. Vor drei Jahren haben wir den Antrag eingereicht, nach einigen Ortsterminen hat es nun endlich geklappt, sagt er.

Professor Paul Georg Lankisch, Leiter des Ortskuratoriums Lüneburg der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, weiß, warum die Bewilligung der Mittel so lange gedauert hat: „Jeder Antrag muss auf wirtschaftliche Bedeutung und Würdigkeit geprüft werden. Dem kurz nach dem 30-jährigen Krieg erbauten Reetdachhaus wurde diese Würdigkeit zugesprochen. 15.000 Euro gibt die Stiftung, mit 40.000 Euro fördert die EU, 7000 Euro steuert die Stadt bei. Ingenieur Sören Johannsen wird die Bauarbeiten leiten.

Dass ein Reetdach mit der Zeit undicht wird, ist nicht ungewöhnlich. Vögel suchen dort ihr Material zum Nestbau, die Witterung setzt dem natürlichen Material zu, sagt er. Früher habe man ein solches Dach bis zu dreimal im Jahr gestopft. Damals habe es jedoch auch in jedem Dorf einen Reetdachbaumeister gegeben. Dass wir eine solche Koryphäe in Scharmbeck haben, ist ein Zufall, sagt Sören Johannsen. Neben der Instandsetzung der 860 Quadratmeter großen Dachfläche stehe auch die Sanierung der straßenseitigen Wand an. Die ist wegen der fehlerhaften Dachkonstruktion nach außen gekippt, erklärt der Bauleiter.

Bis November soll Winsens ältestes Haus instandgesetzt sein. Dann will Behr hier einen Teil seiner 90 Rinder unterbringen. Ins Haus kommt ein Abkalbestall für etwa 30 Rinder, die sich dort von der Geburt erholen können, erklärt er. Eine Plakette der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wird dann an die Sanierung erinnern.