Im kommenden Jahr soll das älteste Gebäude der Stadt Buchholz in neuem Glanz erstrahlen. Weitere Spender gesucht

Das kleine Heftchen mit der eindringlichen Titelzeile sagt eigentlich alles. „Ein ganz besonderes Heide-Juwel braucht Ihre Unterstützung“ steht dort geschrieben. Der kulturhistorische Stellenwert sei unglaublich hoch und ein Gebäude wie dieses in Niedersachsen nur noch selten zu finden. Anne und Jürgen Kohrs haben das Heft auf den Tisch in ihrer Veranda gelegt. Es ist das Symbol ihrer Initiative zum Erhalt der Kapelle von Gut Holm, dem im Jahre 1567 gegründeten Kleinod am Ufer der Seeve. Dass sie mit ihrer Initiative tatsächlich Erfolg haben, ist jetzt auch nach außen hin offensichtlich: Die Kapelle wird saniert, in der vergangenen Woche haben die Bauarbeiten begonnen.

Der Familie Kohrs ist damit ein großer Stein vom Herzen gefallen. Sie führt das Gut in mittlerweile dritter Generation und hat im vergangenen Jahr den Kampf gegen den Verfall der 1580 erbauten Kapelle, dem nachweislich ältesten Gebäude der Stadt Buchholz, aufgenommen. 220.000Euro würde die Sanierung kosten, so die Schätzung, die auf dem Konzept des Lüneburger Architekturbüros Henschke, Schulze, Reimers beruht. Für die Besitzerfamilie eine Summe, die sie nicht alleine stemmen konnte. Sie hofften auf Unterstützung in Form von Spenden und Fördermitteln, stellten Anträge und warteten.

Nun ist die Unterstützung tatsächlich da. 70Prozent der Kosten werden von mehreren Geldgebern getragen, mit dabei sind das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen (LGLN) zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege, die den Großteil übernehmen. Weitere Förderer sind die Klosterkammer, der Verein Naturschutzpark Lüneburger Heide (VNP), die Bingo-Umweltlotterie, die Niedersächsische Sparkassenstiftung, der Landkreis Harburg, die Stadt Buchholz über den Ortsrat Holm-Seppensen, die Kirchengemeinde Holm-Seppensen, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und private Spender. „Es ist aber immer noch möglich, Geld zu spenden“, sagt Jürgen Kohrs. Kontaktmöglichkeiten gibt es unter anderem über die Kirchengemeinde, Telefon 04187/6717.

Der Abriss der Nebengebäude, die Anfang des 20.Jahrhunderts direkt an den Westgiebel der Kapelle gebaut wurden, bildet den Auftakt zur Umwandlung der Gutskapelle in ihr altes Erscheinungsbild. Sie soll wieder wie früher als Einzelgebäude innerhalb des Gutsensembles stehen, zu dem das Herrenhaus, das ehemalige Inspektorenhaus und die alten Stallanlagen gehören. Erst nach dem Abriss der Gebäude kann man sehen, wie es um die Substanz des Mauerwerks bestellt ist, das sich dahinter befindet - ein Augenblick, den Architekt Gunnar Schulze fast ein wenig fürchtet. „Bisher können wir nur vermuten, wie es dahinter aussieht.“

Er hofft, dass der Zustand so gut ist, dass möglichst wenig daran getan werden muss. Es gibt schon genügend andere Arbeiten, die anstehen. Die Grundschwelle des gesamten Gebäudes muss erneuert werden, dafür müssen die Arbeiter unter anderem die großen Natursteinfindlinge herausnehmen, das Fundament richten und dann die Findlinge wieder einsetzen. „Erst dann können wir die Ring- und Stützbalken am Gebäude entfernen“, sagt Schulze. Bisher verhindern die Balken, dass die Kapelle in sich zusammensackt.

Von unten nach oben sollen dann die weiteren Elemente des Gebäudes saniert werden. Das beschädigte Fachwerk wird durch neues ersetzt, die von Lehmwespen befallenen Mauersteine werden ausgebaut, gereinigt und wieder eingebaut und die alten Bleiglasfenstern auf Vordermann gebracht. Im Inneren ist das Altarbild bereits herausgenommen worden, damit es von einem Restaurator aufgearbeitet werden kann, auch der Glockenturm und die Aufhängung der Glocke sollen ertüchtigt werden. Das Ehepaar Kohrs läutet die Glocke immer noch selbst, wenn Hochzeiten, Taufen oder der Gottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde Holm-Seppensen in der Gutskapelle stattfinden.

Abgesehen von den Auflagern der Deckenbalken, die ebenfalls erneuert werden, ist der Rest der Kapelle in einem relativ guten Zustand. Das Dach wurde in den 1980er-Jahren ertüchtigt und kann so bleiben, wie es ist. Auch die Bänke, der Altar und die restliche Inneneinrichtung sind in Ordnung. „Da ist keine Grunderneuerung notwendig“, sagt Schulze.

Als Schutz vor zukünftigen Schäden schlägt er eine Regenrinne rund um das Haus vor, die zwar das bisherige Bild verändern, das Mauerwerk aber vor Wasserschäden bewahren würde.

Wenn der Frost den Bauarbeitern keinen Strich durch die Rechnung macht, soll die Sanierung der Kapelle bis zum Mai des kommenden Jahres abgeschlossen sein. Bereits am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8.September, können sich die Besucher von 11 bis 16Uhr ein Bild vom Fortschritt der Erneuerungsarbeiten machen. Diese Öffnung nach außen hin sei übrigens auch für viele Unterstützer Voraussetzung für die Vergabe von Fördermitteln gewesen, erklärt Schulze.