Journalisten diskutieren – Ein junges Onlinemagazin rechnet sich Chancen aus

Harburg. Etablierte Zeitungen wollen die Lücke in der Harburger Medienlandschaft schließen, die die Tageszeitung „Harburger Anzeigen und Nachrichten“ (HAN) nach ihrer Einstellung zum 30. September hinterlässt. Das Hamburger Abendblatt wird die Berichterstattung in seiner Regionalausgabe Harburg um 50 Prozent erweitern. Das kündigte Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider am Donnerstagabend bei einer Podiumsdiskussion von Journalisten und Unternehmern zur Zukunft der Harburger Medienlandschaft an. Gastgeber war die TuTech Innovation GmbH im Harburger Binnenhafen.

Die Abendblatt-Leser in ganz Hamburg sollen in Zukunft mehr über den Hamburger Süden erfahren: „Ich sehe als Verpflichtung, über die Dinge, die in Harburg passieren, auch im Hauptblatt zu berichten“, sagte Haider. Er sehe die Zeitungslandschaft in Harburg gut aufgestellt. Als einziger Bezirk in Hamburg habe das Abendblatt eine eigene Redaktion in Harburg. Die übrigen Bezirke würden Harburg darum beneiden. Das Abendblatt berichte mehr über Harburg als über Wandsbek, so Haider, obwohl es mit seinen mehr als 400.000 Einwohnern zu Deutschlands 20 größten Städten gehören würde.

Im niedersächsischen Landkreis Harburg sieht der „Winsener Anzeiger“ Chancen, Marktanteile zu gewinnen. Die Tageszeitung aus der Kreisstadt wolle stärker als bisher aus dem westlichen Teil des Landkreises berichten, kündigte der stellvertretende Chefredakteur Marcel Maack an. Das Terrain habe bisher die HAN bestellt.

Der Winsener Anzeiger hat eine geringere Auflage als die bald eingestellte Harburger Anzeigen und Nachrichten. Wie es der kleinen Zeitung dennoch gelinge, am Markt zu bestehen, dazu wollte Marcel Maack nicht mutmaßen: „Wir haben die Umsätze und die Gewinne, und das reicht“, sagte er. Die wirtschaftliche Situation der HAN kenne er nicht.

Offenbar gelingt es auch gedruckten Zeitungen im digitalen Zeitalter, wirtschaftlich zu sein. Der Harburger Journalist Peter Noßek sieht die Papierzeitung trotz Konkurrenz im Internet noch mindestens 40 Jahre am Markt. Die Generation 40 plus werde 80 Jahre alt und ihre gewohnte Zeitungsform behalten wollen, so seine Erklärung. Dass eine komplett neue Zeitung im Hamburger Süden nach dem Ende der HAN aus dem Boden gestampft werde, schließt Noßek aus.

Ein junges Online-Magazin sieht Chancen, auf dem Medienmarkt in Harburg Fuß zu fassen. „Was die Harburger brauchen, ist ein neues lokales Onlineangebot“, sagt Isabella David, Chefredakteurin des Onlinemagazins „Mittendrin“. Die Politikstudentin hat in Harburg Abitur gemacht.