Die Einkaufsmeile in Maschen ist neu gestaltet worden. Aus Sicht der Geschäftsleute sind die Leerstände aber das dringlichere Problem

Maschen. Es wäre wohl zu schön, wenn sich mit dem Umbau der Maschener Schulstraße alle Probleme der Vergangenheit auf einmal lösten. Und doch: Die breiteren Gehwege, die Verengungen der Straße und die neuen Pflastersteine sind aus Sicht von Ortsbürgermeisterin Angelika Tumuschat-Bruhn ein erster Schritt zur Besserung in dem Seevetaler Gemeindeteil. „Irgendwo muss man ja anfangen“, sagt die SPD-Politikerin, die davon überzeugt ist, dass die optische Neugestaltung der Straße nicht nur für die gewünschte Verkehrsberuhigung sorgt, sondern auch positive Auswirkungen auf die zahlreichen Leerstände entlang der Einkaufsstraße hat. „Es hängt alles miteinander zusammen.“

Dieses Bild, dass alles miteinander zusammenhängt, verfestigt sich, wenn man mit Geschäftsleuten und Passanten spricht. Die einen freuen sich, dass endlich überhaupt etwas passiert – nur halten sie es für fraglich, ob die Planung gelungen ist. Die anderen wiederum fragen sich vielmehr, wer überhaupt an der Schulstraße flanieren soll, wenn es bald vielleicht kaum noch Geschäfte gibt.

Aber zunächst die Fakten: Im Mai dieses Jahres hat die Gemeinde Seevetal begonnen, dem südlichen Eingangsbereich der Schulstraße für rund 300.000Euro einen frischen Anstrich zu geben. Um das Bummeln attraktiver zu machen, wurden die Gehwege verbreitert, die Straße verengt, die umstrittenen Hubbel beseitigt und die Autofahrer durch Aufpflasterungen dazu verleitet, trotzdem nicht schneller als Tempo30 zu fahren.

Jetzt sind die Arbeiten so gut wie abgeschlossen, mit Schulbeginn am heutigen Donnerstag, 8.August, wird der Busverkehr wieder durch die Schulstraße führen. Eine Besonderheit ist lediglich die frisch verlegte Haltestelle Hamburger Straße, die zunächst nur einseitig auf westlicher Seite Höhe des House of History in Betrieb geht. Die Haltestelle in Gegenrichtung auf Höhe des Cafés Kava kann aufgrund rechtlicher Vorgaben erst zum Fahrplanwechsel im Dezember bedient werden.

Genau diese neue Haltestelle, die vor allem dazu beitragen soll, dass das Ärztezentrum besser zu erreichen ist, ist aber bereits ein Stein des Anstoßes. Die Straße sei dort besonders eng, das halte er nicht für günstig, sagt Helmut Voigt, 72Jahre alt und aus Maschen. Der gleichen Meinung ist Uwe Wehrt, Mitarbeiter des House of History, der schon jetzt Zeuge des tagtäglichen Verkehrschaos’ direkt vor seiner Tür ist. „Hier ist immer eine Menge Verkehr, die Leute sind irritiert, stocken und bleiben stehen“, sagt er. Die Verengung komme für sie völlig überraschend. „Wenn ein Bus an der Haltestelle steht, hat das die Wirkung eines Pfropfens“, ist er sich sicher. Er frage sich, wie ein Pkw aus der Gegenrichtung vorbeikommen solle, ganz zu schweigen von einem zweiten Bus oder einem Lkw.

Die Antwort kommt von der Gemeinde Seevetal. Die Verengungen seien bewusst geschaffen worden, erklärt Gemeindesprecher Andreas Schmidt, der außerdem für den Öffentlichen Personennahverkehr zuständig ist. „Es ist so gewollt, dass man dort langsamer fährt.“ Im Gegenzug seien die umstrittenen Hubbel an diesem Abschnitt beseitigt worden. Zwei Pkw könnten sich an der Verengung durchaus begegnen, nur eben Bus und Lkw nicht, sagt er.

Für viele Maschener Bürger ist das keine Beruhigung. „Ich weiß, dass es vielen Sorge bereitet, aber so soll der Verkehr verlangsamt werden“, sagt Ortsbürgermeisterin Tumuschat-Bruhn. Sollte sich in der Praxis trotzdem herausstellen, dass es zu Problemen kommt, müsse man unter Umständen nachbessern.

Für Petra Böhm ist das nur ein zweitrangiges Problem. Die Inhaberin des Inneneinrichtungsgeschäfts ist seit zehn Jahren an der Schulstraße vertreten und hält es für weitaus dringender, etwas gegen die Leerstände an der Straße zu unternehmen. „Viele Leute fragen mich schon, ob ich auch bald schließe“, sagt sie mit Galgenhumor. Eigentlich wolle sie das nicht tun, sagt sie. Aber angesichts steigender Mieten und der Tatsache, dass ihr Mietvertrag nur noch bis Ende des Jahres läuft, überlegt sie tatsächlich, ob sie bleiben soll.

Um sie herum ist es in den vergangenen Monaten immer leerer geworden. Der Optiker Maack hat sein Geschäft im Mai dieses Jahres aufgegeben, der Schuhladen im Dezember vergangenen Jahres, der Getränkeladen ist ebenso raus wie der Schlecker und das Modegeschäft Casa Blanca. „800 bis 900Quadratmeter stehen hier locker leer“, sagt Petra Böhm. Und das hat Folgen. „Die Leute gehen mittlerweile lieber nach Hittfeld und Meckelfeld zum Einkaufen, selbst Stelle läuft uns den Rang ab.“ Früher sei das anders gewesen, da war Maschen attraktiver.

Zur Besserung der Lage müsste ihrer Meinung nach dringend etwas Schickeres als Lidl und Aldi an die Schulstraße kommen. Bleibt die Frage, wer sich dafür einsetzen soll. Petra Frani, die seit 1991 das Kindermodengeschäft Villa Kunterbunt betreibt, hat sich diese Frage ebenfalls gestellt. „Wir selbst sind machtlos, und anscheinend interessiert sich auch sonst keiner für die Geschäfte an der Schulstraße“, sagt sie. Neuzugänge wie Makler und Versicherungsbüros, die sich in jüngster Zeit ansiedelten, brächten nun mal keine weitere Kundschaft für die bereits ansässigen Einzelhändler. Zumindest in die leere Boutique nebenan solle aber bald ein neues Modegeschäft einziehen.

Tim Ruschmeyer, Inhaber der Parfümerie und des Reformhauses, bewertet die gesamte Situation etwas anders. Der Handels- und Gewerbeverein für Maschen, Horst und Hörsten setze sich sehr für den Ort ein. „Aber der Vorstand kann nicht alles alleine machen, auch andere müssen mitziehen.“ Was die Beseitigung der Leerstände angehe, gehöre das zu den Aufgaben der Vermieter, da sei auch die Politik machtlos. „Es ist wichtig, dass hier überhaupt etwas gemacht worden ist“, sagt er mit Blick auf die äußerliche Umgestaltung.

Dass die Politik generell nur Rahmenbedingungen für Geschäftsleute schaffen kann, betont auch die Ortsbürgermeisterin. „Wir können nun mal niemanden zwingen, sich an der Schulstraße anzusiedeln“, sagt sie. Da seien die Eigentümer gefragt, wenngleich sie wisse, dass gerade deren hohe Mietforderungen für viele Geschäftsleute der Knackpunkt seien. Ihre Hoffnungen ruhen zunächst auf der Neugestaltung der Straße. Neue Laternen sollen noch kommen, neue Blumenkübel und Bänke vielleicht ebenfalls. Und auch der restliche Teil der Schulstraße soll in den kommenden Jahren umgebaut werden. „Die grobe Planung sieht vor, dass es 2014 und 2015 weitergeht“, sagt sie. Vorausgesetzt, die Politik fasst den entsprechenden Beschluss.