Der Harburger Verein Museumshafen arbeitet derzeit an einem Konzept für Traditionsschiffe im Binnenhafen

Harburg. Es sind noch viele Fragen zu klären, bevor die ersten Traditionsschiffe auf Dauer im Harburger Binnenhafen festmachen können. Der Bezirk Harburg steht dem Projekt – die Idee kam vor rund zwei Jahren auf – „überaus positiv gegenüber und unterstützt den Plan aktiv“, so Harburgs Baudezernent, Jörg Heinrich Penner, selbst begeisterter Segler. Aus Sicht des Bezirks ist die Standortfrage bereits geklärt. Am Lotsekai, von der Lotsekanalbrücke bis zum Kulturkran, liegen bereits die Leerrohre für den Wasser- und Stromanschluss für einen Museumshafen. Dort könnten, so Penner, die ersten Traditionsschiffe schon festmachen.

Auf der gegenüberliegenden Kaiseite ist die Sache nicht ganz so einfach. „Die Kaimauern müssten erst saniert werden“, so Penner. Der Bezirk rechnet mit Kosten von mehreren Millionen Euro. Das würde allerdings erst dann aktuell werden, sagt Penner, wenn die Nordseite am Lotsekai belegt sei. Es habe in der Vergangenheit mehrere Gespräche bezüglich dieses Museumshafens gegeben, so der Baudezernent.

Es hat sich auch schon ein Verein Museumshafen gegründet. Es sei allerdings klar, gibt Penner zu bedenken, dass „Leute, die so etwas ehrenamtlich aufziehen wollen, länger brauchen, als jemand, der kommerziell an die Sache heran geht“. Aus Sicht des Vereins allerdings gibt es noch andere, drängende Fragen, die es zu klären gilt. „Wir arbeiten an einem Konzept für den Museumshafen. Aber es ist beispielsweise immer noch nicht geklärt, ob wir als Verein den Museumshafen auch betreiben sollen, oder ob es einen anderen Betreiber geben soll“, sagt Gorch von Blomberg vom Vorstand des Vereins. Ganz gleich, wer nun diesen Hafen betreiben solle, es müssten in jedem Fall Einnahmen generiert werden, so von Blomberg, und dafür reiche der bisher vom Bezirk vorgesehene Platz in der Tat nicht aus. Vereinsintern werde gerade ein Kosten-Nutzen-Konzept diskutiert.

Für Dauerlieger mit niedriger Bordwand müssten niedrige Anlegemöglichkeiten geschaffen werden, für sie sind die Kaimauern zu hoch, um gefahrlos von Bord an Land und umgekehrt zu kommen. „Wir gehen jetzt jeden Meter Kaimauer ab und sehen, was wird sofort und langfristig gebraucht“, sagt Gorch von Blomberg. Unklar sei auch, wie und wo ein Hafenmeister für die Traditionsschiffe untergebracht würde. Ein Hafenmeisterbüro in der sanierten Fischhalle mache nur Sinn, wenn der Hafenmeister auch Wasserblick habe. Werner Pfeifer hatte vorgeschlagen, in der Fischhalle ein Büro einzurichten. Der Eigner der Stadersand plant die Sanierung der Halle.

Was alle Beteiligten ablehnen, ist ein Verdrängungsprozess im Lotsekanal. „Wir würden uns wünschen, dass auch die Schiffe im Museumshafen ihren Platz finden, die jetzt schon hier liegen und solche, die noch nicht vollständig als Traditionsschiffe restauriert sind. Dafür wird Platz für eine Werkstatt gebraucht“, gibt Gorch von Blomberg zu bedenken. „Ich wünsche mir eine Einbindung der Eigner, die nicht in das typische Bild eines Museumshafens passen, wie es ihn beispielsweise in Övelgönne gibt. Wichtig ist, dass wir alle, die mehr oder weniger an diesem Projekt beteiligt und hier im Binnenhafen vernetzt sind, aufpassen, dass dieses Stück Harburg nicht seinen Charme verliert“, sagt Werner Pfeifer, der sich anfangs auch an dem Projekt Museumshafen beteiligt hatte, sich aber inzwischen in der Hauptsache an anderer Stelle im Binnenhafen engagiert: für die Sanierung der alten Fischhalle. Über einen Zeitpunkt, zu dem ein Startschuss für den neuen Harburger Museumshafen fallen könnte, mag sich noch keiner der Beteiligten äußern. Mit großem Interesse, aber aus der Ferne, betrachtet Hermann Friedemann das Projekt Museumshafen. Laut Friedemann „dümpelt die ganze Sache so vor sich hin, ohne dass da ein richtiges Konzept steht.

Friedemann betreibt den Yachthafen Harburg und befürchtet eine Konkurrenz für seine eigenen Liegeplätze. „Bei mir liegen einige Traditionsschiffe. Wenn es ein paar Meter weiter subventionierte und damit günstigere Liegeplätze gibt, dann könnte natürlich mein Geschäft leiden“, so Friedemann. Ähnliches habe er mit Jugend in Arbeit erlebt. In der Werft werden von Jugendlichen Schiffe repariert. Aufträge, die seiner eigenen Werft verloren gegangen seien, sagt Friedemann.