Moorburg-Aktivist Rainer Böhrnsen möchte, dass die alte Kate am Nehusweg 1 für das Ortsbild prägend bleibt. Trotz Denkmalschutz droht der Abriss.

Moorburg. Sie ist mehr als 200 Jahre alt, ist Anfang Mai mit der Novellierung des Hamburger Denkmalschutzgesetzes in die Denkmalliste als "Kate" eingetragen worden und darf somit nicht ohne Absprache mit dem zuständigen Denkmalschutzpfleger baulich verändert und schon gar nicht abgerissen werden. Die Kate am Nehusweg 1 in Moorburg droht dennoch, ein Opfer der Abrissbirne zu werden.

Rainer Böhrnsen, einer der alten Moorburg-Aktivisten, die gegen das 1961 von der Bürgerschaft beschlossene Hafenerweiterungsgesetz (ab1981 Hafenentwicklungsgesetz) kämpfen, will nun verhindern, dass die seit März leer stehende Kate tatsächlich aus dem Ortsbild verschwindet.

Er sagt: "Das Gebäude ist nicht nur durch das Denkmalschutzgesetz geschützt, sondern auch durch die sogenannte Räumungsdrucksache Moorburg, die 1982 beschlossen worden war. Damit erhielten Bewohner, die Moorburg wegen des Hafenentwicklungsgesetzes verlassen wollten, finanzielle Unterstützung. Diese finanzielle Unterstützung erhielt erst kürzlich auch die Familie, die ihr Haus für die Unterbringung eines Sicherungsverwahrten aufgegeben hatte. Somit gilt diese Räumungsdrucksache noch immer. In der Drucksache gibt der Senat auch die Zusage, alle als denkmalschutzwürdig erkannten Gebäude zu translozieren, also an einem anderen Ort neu aufbauen zu lassen. Umso mehr muss diese Zusage für Gebäude gelten, die in die Denkmalschutzliste aufgenommen worden sind."

Während das alte Elbdorf Altenwerder im Laufe der vergangenen 20 Jahre für Hafennutzung komplett eingeebnet worden war, müssen die gut 800 Bewohner Moorburgs immer noch damit rechnen, ihre Häuser aufgeben zu müssen. Mit Senatsbeschluss von 1998 erhielten sie allerdings Investitionssicherheit für ihre Häuser bis 2035.

Die denkmalgeschützte Kate am Nehusweg 1 gehörte seit mehreren Generationen der Familie Bauer. Die Familie Bauer hatte früher außendeichs, am Elbdeich 138, eine Windmühle betrieben, die sogenannte "Burgmühle". Die Firma trug zuletzt den Namen Burgmühle, Adolph H. Bauer GmbH & Co. KG. Nach der Flutkatastrophe von 1962 wechselte der Betrieb nach Hausbruch. Und wegen der Hafenerweiterungsabsichten Hamburgs hatte die Familie Mitte der 1970er-Jahre auch ihr Haus, die Kate am Nehusweg 1, an die Stadt verkauft. Im Haus wohnte ein Mitarbeiter des Mühlenbetriebs mit seiner Familie. Die Familie konnte nach dem Verkauf des Hauses an die Stadt darin weiter wohnen. Der diesjährige lange Winter hatte im März allerdings Unglück über das Haus gebracht. Ein defekter Ölofen verursachte einen Brand im Schlafzimmer. Die Bewohner mussten nach mehr als 50 Jahren ausziehen und fanden eine neue Bleibe in einem anderen Haus in Moorburg. Seitdem steht das historische Bauwerk leer.

Das Grundstück ist mit Bauzäunen abgesperrt. Insgesamt befindet sich das Haus in einem erkennbar herunter gekommenen Zustand. Geld für den Erhalt des Gebäudes wird schon seit längerer Zeit nicht mehr investiert. Es gibt bauliche Mängel am Dach aber auch am Mauerwerk.

Welche Pläne hat der Hausbesitzer, der Landesbetrieb Immobilienmanagement der Finanzbehörde? Daniel Stricker, Sprecher der Behörde, gibt folgende Erklärung ab: "Die Mieter hatten einen sogenannten Instandsetzungsmietvertrag, waren nach Feststellung der SAGA-Hausverwaltung ihren vertraglichen Instandsetzungsverpflichtungen aber nicht ausreichend nachgekommen. Es liegt jetzt ein nicht unerheblicher Instandhaltungsrückstau vor. Zusammen mit den Kosten für die Behebung des Brandschadens wäre eine im notwendigen Umfang erforderliche Herrichtung unwirtschaftlich. Der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) befindet sich noch im Dialog mit dem Denkmalschutzamt, um die Frage des Abbruchs zu klären. Hier gibt es noch keine abschließende Entscheidung." Hafenentwicklung steht seinen Worten nach vor Denkmalschutz.