Das Hochbauamt und das Büro Bosse Westphal und Partner haben den neuen Container entwickelt. Die Module für Kindergärten sind ökologisch, kindgerecht und günstiger als der bisherige Standard.

Winsen. Kinder kommen in Container. Was sich zunächst schrecklich anhört, ist in ganz Deutschland ein Trend - und völlig legal. Seit dem 1. August haben Kinder ab einem Jahr einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Bisher galt das nur für über Dreijährige. Die Folge: Überall in Deutschland greifen Städte und gemeinden auf Raumcontainer zurück, um Kindergärten möglichst schnell zu erweitern. Wegen des Rechtsanspruchs sind Provisorien gefragt. In den Bauverwaltungen spricht man lieber von Modulen - das klingt schöner.

Seit Jahrzehnten gehen Städte und Gemeinden bei Platzmangel an Schulen und Kindergärten stets den gleichen Weg: Sie mieten für einige Jahre Raumcontainer an - in der Regel für teures Geld. Wegen der hohen Mietkosten und auch einer zunehmend kritischen Elternschaft geht die Stadt Winsen jetzt einen anderen Weg: Sie stellt eigene Kindergarten-Module her - günstiger als die Anbieter am Markt, ökologisch besser und kindgerechter. Das zumindest behauptet Stefan Schmitt-Wenzel, Leiter des Winsener Hochbauamtes.

Offenbar ist die Kreisstadt im Süden Hamburgs Pionier im öffentlichen Kindergartenmodulbau. Das Hochbauamt der Stadt und das Büro Bosse Westphal und Partner haben den neuen Typus Kita-Container entwickelt. Zusammen mit örtlichen Handwerken haben einen Prototyp gebaut. "In dieser Form ist es noch von keiner anderen Kommune realisiert worden", sagt Stefan Schmitt-Wenzel.

Äußerlich ähnelt der Holzbau einem dänischen Ferienhaus am Strand. Innen unterscheidet sich das 90 Quadratmeter große Raummodul kaum von einem in der Gegend üblichen Eigenheim. Am Kindergarten im Ortsteil Luhdorf, direkt neben einem Maisfeld, steht Deutschlands wahrscheinlich erster kommunaler Öko-Raumcontainer. Der in neuen Mietcontainern häufig anzutreffende Plastikgeruch fehlt. In Winsens Öko-Container spielen die Jungen und Mädchen auf Parkettboden. Hohe Fenster mit Blick auf das Feld erinnern an ein Wohnzimmer. Und während Mietcontainer meist nur eine enge Kochnische bieten, finden die Erzieherinnen eine großzügige Küchenzeile vor.

Mit dem speziell für Kindergärten entwickelten Modul hofft die Stadt, dass auch kritische Eltern sich mit der Lösung arrangieren können. Immerhin zahlen sie für einen Platz im Container einen genau so hohen Beitrag wie für eine Betreuung im massiv gebauten Kindergartengebäude. In einem Mietcontainer an der Luhdorfer Grundschule hat ein Vater Raumluftmessungen durchgesetzt.

120.000 bis 170.000 Euro Miete für den Zeitraum von vier Jahren ( so lange wird vermutlich das Provisorium in Luhdorf benötigt) verlangten Hersteller am Markt, würde die Stadt Winsen wie üblich einen Pavillon anmieten. Das Winsener Kita-Modul kostet der Stadt einmalig 125.000 Euro - Küche und Fundament inklusive. Mindestens 25 Jahre könne der Bau genutzt werden, sagt Architekt Gunnar Westphal: "Wir haben ein deutlich wirtschaftlicheres Modell entwickelt als die Mietlösung."

Das Kindergartenmodul mit Niedrig-Energie-Standard sei gedämmt wie ein Wohnhaus. Sollten wieder weniger Kinder geboren werden, könnte die Stadt das Holzmodul als Wohnhaus verkaufen. Ein Umzug des knapp 3,5 Tonnen schweren Holzhauses würde 10.000 Euro kosten. Andere Nutzungen sind denkbar: Möglicherweise könnten in den Raummodulen auch Asylbewerber einquartiert werden. Weil immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen und Unterkünfte fehlen, mietet der Landkreis Harburg zurzeit Hotelzimmer an.

Voraussichtlich bis Ende des Jahres wird die Stadt Winsen einen zweiten Prototyp in Betrieb nehmen. Neben einem Modul für Kindergärten haben das Hochbauamt und das Büro Bosse Westphal und Partner ein zweites speziell für Krippen entwickelt. Das Krippen-Modul fällt mit 110 Quadratmetern größer aus, weil es zusätzlich mit einem Wickel- und einem Schlafraum ausgestattet ist. Dieser Prototyp soll im Ortsteil Stöckte zum Einsatz kommen.

Zunächst muss das Kita-Modul in Luhdorf seine Bewährungsprobe bestehen. Voraussichtlich am Mittwoch werden die ersten 25 Jungen und Mädchen einziehen.