Helios investiert kräftig in das Mariahilf. Vorausgegangen war dieser positiven Entwicklung ein jahrelanges Tauziehen über die Zukunft des Mariahilf.

Hamburg. Wer künftig eilig ins Harburger Krankenhaus Mariahilf möchte, kommt schneller hin. Besucher müssen nicht mehr den Hang der Elbgeest oberhalb der Stader Straße erklimmen, die Klinik rückt an die Straße im Tal heran. Bis 2015 baut der Betreiber Helios ein hochmodernes neues Haus, das die Funktionen des alten, verwinkelten Gebäudekomplexes im Wesentlichen übernehmen wird. Es entsteht an der Stelle, wo früher ein altes Schwesternwohnheim stand.

Seit dem ersten Spatenstich im Frühjahr, ist der Flachbau stetig gewachsen, ein riesiges Gerüst an der Stader Straße verbirgt den direkten Blick auf das Baufeld. „Wir sind absolut im Zeit- und im Kostenplan“, sagt Andreas Reichhardt. Mit 29 Jahren ist er Deutschlands jüngster Klinik-Geschäftsführer, der nun die Aufgabe hat, den insgesamt 42 Millionen Euro teuren Bau für den Berliner Helios Konzern fertigzustellen und reibungslos in Betrieb zu nehmen.

Für das vergleichsweise kleine Krankenhaus, das noch vor gut fünf Jahren Gefahr lief, vom benachbarten AK Harburg geschluckt zu werden, bietet der Neubau die Chance, sich im hart umkämpften Krankenhausmarkt mit der Fokussierung des medizinischen Angebots durchzusetzen und die traditionellen Stärken des Krankenhauses auszuspielen. Geburtsabteilung und Kinderklinik, für die Mariahilf über die Grenzen Harburgs hinaus bekannt ist, bekommen eine neue Aufmachung. Die Notfallversorgung wird großzügiger gestaltet, Operationssäle und Intensivstation, die heute auf unterschiedlichen Stockwerken untergebracht sind, werden zusammengeführt.

„Wir verbessern die Abläufe. Die Wege für unsere Patienten werden dabei viel kürzer, und wir verbessern die Unterbringung in hellen und modern ausgestatteten Räumen“, sagt Reichardt, als er die Baustelle inspiziert. Zudem biete der Neubau Platz, das Leistungsspektrum zu erweitern, wobei Mariahilf an seinen Schwerpunkten Innere Medizin, Kinder- und Jugendmedizin, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Unfallchirurgie und Anästhesie grundsätzlich festhält. „Die Medizin entwickelt sich immer weiter, neue Erkenntnisse und Behandlungsmethoden verlangen nach immer mehr Spezialisten. Mit dem Neubau sind wir für die kommenden 15 bis 20 Jahre gut gerüstet“, sagt der ärztliche Direktor der Helios Mariahilf Klinik Joachim Pelz.

Als Beispiel für die Spezialisierung nennt er Kooperationen, etwa bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten. Ehemals kirchliche Krankenhäuser wie das Mariahilf hätten traditionell einen hohen Anteil an alten Patienten. „Wenn sie einen Schlaganfall hatten, zeigen sich in der Folge häufig Schluckbeschwerden“, so Pelz. Während andere Kliniken gleich eine Magensonde legen, würden im Mariahilf erst einmal andere therapeutische Möglichkeiten ausgeschöpft. Auch die Tumorkonferenzen, bei denen Onkologen, Radiologen und Operateure über die besten Behandlungschancen bei Krebserkrankungen sprechen, könnten im Mariahilf viel persönlicher auf die Patienten ausgerichtet werden als in großen Krankenhausbetrieben“, sagt Pelz. „Da die Wege kurz sind und jeder jeden kennt, trifft man sich direkt am Krankenbett.“

Diese insgesamt familiärere Atmosphäre zahlt sich für das Mariahilf, das immer im Schatten des größeren AK Harburg (heute: Asklepios) stand, aus: Die Zahl der behandelten Fälle steige seit Jahren kontinuierlich: Gab es 11.669 stationäre Behandlungen im Jahr 2008 waren es drei Jahre später schon 13.143. Auch die Zahl der ambulanten Behandlungen wuchs im gleichen Zeitraum um fast 10.000 auf insgesamt 26.287 im Jahr 2011.

Vorausgegangen war dieser positiven Entwicklung ein jahrelanges Tauziehen über die Zukunft des Mariahilf. Helios hatte sich bereits früh für die Klinik interessiert. Zunächst stand sie aber in Zusammenarbeit mit dem AK Harburg. Beim Verkauf des Landesbetriebs Krankenhäuser, zu dem auch das AK Harburg gehörte, an den Helios-Konkurrenten Asklepios im Jahr 2007, untersagte das Kartellamt die zusätzliche Übernahme des Mariahilf. Das Haus war durch die unsichere Rechtslage in seinem Bestand bedroht. Um das Aus zu verhindern, übertrug die Eigentümerin, die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Hildesheim, die Klinik an den Helios-Konzern. Der untermauert mit dem Neubau, der übrigens zur Hälfte von der Stadt bezahlt wird, die Eigenständigkeit des Hauses.

Die Ausweitung des medizinischen Angebots und steigende Fallzahlen waren der Anlass, die räumliche Situation zu ändern“, sagt Klinikgeschäftsführer Reichardt. Wobei sich die Anzahl der Betten mit knapp 200 kaum gegenüber heute erhöhen wird. In zwei Jahren soll die gesamte medizinische Versorgung verlegt und der Altbau abgerissen werden. Lediglich die alte Meyersche Villa und der jüngste Teil des Altgebäudes bleiben für die Verwaltung erhalten.

Neben dem Mariahilf betreibt Helios in Hamburg zudem die Endo-Klinik. Sie ist mit dem Erwerb der Damp-Gruppe im März 2012 an Helios gefallen. Auch dort investierte Helios in einer Kofinanzierung mit der Stadt in einen Neubau: Hamburg zahlte 40 Millionen Euro, die Klinik selbst 60 Millionen Euro. Deutschlandweit führt das Unternehmen, das seit 2005 mehrheitlich im Besitz des Gesundheitskonzerns Fresenius AG ist, 74 Kliniken.