Landkreis Harburg und Bauunternehmen unterzeichnen Vertrag für zehn Millionen Euro teuren Neubau in Jesteburg. Bereits im September kommenden Jahres soll in einem nagelneuen Gebäude unterrichtet werden.

Jesteburg/Winsen. Für die Schüler der Oberschule Jesteburg wird die Zeit der Provisorien bald Geschichte sein. Bereits im September kommenden Jahres sollen sie in einem nagelneuen Gebäude am Moorweg unterrichtet werden. Joachim Bordt, Landrat des Landkreises Harburg, und Klaus Hänsel, Leiter Geschäftsbereich Schulen der zuständigen Baufirma Goldbeck Ost aus Treuen in Sachsen, haben am Montag im Winsener Kreishaus die Verträge für Planung, Bau und Finanzierung der 10,05 Millionen Euro teuren Einrichtung in Trägerschaft des Landkreises unterzeichnet. "Auf längere Zeit wird das erst einmal das letzte größere Projekt des Kreises sein", sagte Bordt, nicht ohne auf die große Bedeutung der Schule für die Infrastruktur des Landkreises zu verweisen.

Bereits beim Start der neuen Oberschule mit gymnasialem Zweig im vergangenen September war schnell klar, dass es sich um keine gewöhnliche Schulneugründung handelte. Die Jesteburger hatten lange und intensiv um eine weiterführende Schule in ihrem Ort gekämpft, und als sie dann da war, eroberten sie sie im Sturm. Obwohl nur 75 Kinder für den Schulbetrieb notwendig gewesen wären, meldeten sich 170 an. Sie wurden in sieben Klassen auf die Räume der ehemaligen Außenstelle der Realschule Hittfeld in Jesteburg am Sandbarg verteilt.

Der große Andrang setzt sich im kommenden Schuljahr fort, die neuen fünften Klassen starten vierzügig. Weil dafür der Platz am Sandbarg nicht mehr reicht, muss jetzt sogar ein Provisorium für das Provisorium her: Auf dem Schulhof werden drei Container aufgestellt, in die zwei sechste Klassen und eine fünfte Klasse ziehen werden.

Sollte der Ansturm auf die Jesteburger Oberschule anhalten, ist allen Beteiligten klar, dass auch der Neubau schnell an seine räumlichen Grenzen stoßen wird. 18 Klassenräume sind insgesamt geplant. Wenn bereits der jetzige vierzügige Jahrgang fünf und der siebenzügige Jahrgang sechs elf dieser Räume belegen, bleiben für die nachrückenden Klassen, die bis Jahrgang zehn hinauf gehen werden, nur noch sechs Räume übrig - und das dürfte eindeutig zu wenig sein. Dazu sagte Schulleiterin Iris Strunk diplomatisch, man müsse abwarten, wie sich die Anmeldezahlen in den kommenden Jahren entwickelten. Goldbeck-Vertreter Klaus Hänsel fügte hinzu, dass das Gebäude auf jeden Fall noch Ausbaupotenzial habe.

Insgesamt werden auf einer Fläche von 3100 Quadratmetern ein Hauptgebäude und auf 1200 Quadratmetern ein Nebengebäude entstehen. Die 18 Klassenräume werden um eine Aula mit Bühne, Werk-, Kunst-, Computer- und Naturwissenschaftsräume ergänzt, der gesamte Rotklinkerbau wird zweigeschossig und mit einem Walmdach versehen sein. Die Bauarbeiten sollen im Oktober dieses Jahres beginnen, damit rechtszeitig zum August 2014 alles fertig ist und die Schüler nach den Sommerferien einziehen können.

Für Jesteburg wäre damit eines der großen Themen der vergangenen Jahre endlich zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen. Samtgemeindebürgermeister Hans-Heinrich Höper, der mit Jesteburgs Gemeindebürgermeister Udo Heitmann, Schulleiterin Iris Strunk und Nathalie Boegel von der Elterninitiative zur Vertragsunterzeichnung nach Winsen gekommen war, verwies auf den "ganzheitlichen Ansatz", den man verfolge. Zur neuen Schule, die der Landkreis im Zuge eines Public-Private-Partnership-Modells errichtet, gehören nicht nur Krippenplätze, sondern auch eine neue Sporthalle, die maximal 2,5 Millionen Euro kosten soll und zur Hälfte vom Landkreis und von der Samtgemeinde finanziert wird, sowie Jugendräume.

Passend dazu ist die Lage direkt neben Kindergarten, Freibad und der bestehenden Grundschule, so dass sich Grund- und Oberschüler auch die neue Mensa teilen können, die ebenfalls dringend benötigt wird. Um all die Pläne realisieren zu können, muss außerdem die Buskehre neu gebaut werden. "Wir freuen uns, dass es jetzt endlich losgeht", sagte Höper.

Bleibt noch eine weitere Frage: Was ist denn jetzt mit Famila, dem anderen großen Jesteburger Thema, das rein räumlich eng mit dem angrenzenden Oberschul-Areal verflochten ist? Nach der Vertragsunterzeichnung im April können sich derzeit die Träger öffentlicher Belange zu dem Vorhaben auf dem Festhallen-Grundstück äußern. "Nach dem Sommer geht es dann in die Politik", sagte Höper.