Bei der Suche nach einem geeigneten Veranstaltungsort für etwas lautere Rockkonzerte tut sich der Bezirk Harburg bislang schwer.

Harburg. In Heimfeld Nord, Am Radeland, liegen auf der einen Seite die Eisenbahnschienen der Strecke Harburg-Cuxhaven und auf der anderen Seite befinden sich Gewerbebetriebe, von Containerreparatur bis Energieversorger. Aber hier hat auch das Paradies seine Adresse, eine von Bäumen und Büschen bewachsene Naturlandschaft ist über einen schmalen Pfad von der Straße aus zu erreichen; es ist das Grundstück des Musikclubs Tipsy Apes mit Bühne und Vereinshaus.

Ohne die Unterstützung des Clubs wäre auch dieses Jahr in Harburg kein Platz gewesen für das von jungen Leuten in Eigenregie organisierte Open-Air-Festival "Keine Knete trotzdem Fete" (KKtF). Über sieben Jahre, bis 2011, hatte das zweitägige Sommerspektakel auf der Bühne des Harburger Stadtparks gefeiert werden können. Dann meldeten sich Anwohner bei Verwaltung und Politik zu Wort, fühlten sich durch Lärm belästigt. Nur ein Veranstaltungstag pro Monat war ihnen recht. Politik und Verwaltung konnten keine Lösung des Problem liefern. So wechselten die Macher von KKtF vergangenes Jahr erstmals auf das Clubgelände am Radeland. "Wir mussten in dem Urwald-Dickicht erst einmal Platz schaffen", sagt Gerrit Mencke vom Veranstaltungskollektiv. Und auch dieses Jahr, in dem es ebenfalls keine Genehmigung für ein zweitägiges Festival auf der Stadtparkbühne gab, musste auf das Platzangebot der Tipsy Apes zurückgegriffen werden. Mencke ist selbst Musiker, spielt Gitarre und komponiert, will demnächst seine zweite CD rausbringen: "Wir mussten in dem Gestrüpp auch diesmal wieder ordentlich gärtnern, um Platz für unsere zusätzlichen Bühnen, Zelte und Tanzflächen zu schaffen."

Obwohl die Naturlandschaft zwischen Gewerbe und Bahn paradiesisch wirkt und Musik bis in die Morgenstunden keine Nachbarn stört, trauert Gerrit Mencke der Stadtparkbühne als Veranstaltungsort hinterher. "Sie hat ein einzigartiges Flair", sagt er, "unser Team hofft, dass der Bezirk die Nutzung für diesen Veranstaltungsort besser organisiert bekommt oder aber dass er es fertig bringt, einen Ort bereitzustellen an dem häufiger und auch lauter Musik gemacht und gefeiert werden kann. Unser Vorbild ist das Wutzrock-Festival im Bezirk Bergedorf, das schon seit 35 Jahren veranstaltet wird. So etwas muss auch im Bezirk Harburg machbar sein.

Mehrere Tausend Besucher kamen am Freitag und am Sonnabend zum KKtF-Festival, darunter auch die Harburger Bezirksabgeordnete der SPD, Barbara Lewy. Sie sagt, dass in die Richtung eines größeren Veranstaltungsortes bereits recherchiert werde, man sei mit der Verwaltung im Gespräch. Aber es sei natürlich auch schwierig, einen geeigneten Ort zu finden, weil er sich nicht in der Nähe von Wohngebieten oder auch Naturschutzgebieten befinden sollte. Lewy: "Wir befassen uns intensiv mit dem Thema und würden uns auch über Hinweise aus der Bevölkerung freuen." Das KKtF-Festival ist im Laufe der Jahre größer geworden, zählte diesmal neun Bands auf der Hauptbühne sowie 20 Bands auf der zweiten Bühne, der Turmbühne. Für spontane Musiksessions gab es Platz, für Workshops und für ein Kinderfest, das vom Hilfsprojekt "Viva con Aqua" unterstützt wurde. Viel Spaß gab es an der selbstgebauten Juke-Box. Wer Spendengeld durch den Schlitz steckte, bekam hinter dem sich öffnenden Vorhang abwechselnd Musiker zu sehen und hören.