Eine Veranstaltung im August bringt Betroffene, Pflegende und Öffentlichkeit zusammen. Veranstalter will aufklären und helfen, Berührungsängste abzubauen.

Buchholz. Mit einer Aktionswoche will Frank Kettwig im August auf ein Thema aufmerksam machen, das bei vielen immer noch als Tabu behandelt wird: Demenz. Dabei fange es schon mit der Bezeichnung "demenzkrank" an, sagt der Buchholzer, der den Ausdruck "Menschen mit Demenz" bevorzugt. Das "krank" stehe für etwas Schweres, Unheilvolles. Dabei geht es ihm mit seiner Aktionswoche Demenz auch darum, die verbliebene Freude im Alltag der Menschen zu zeigen - auch wenn sich der Betroffene für Angehörige und Freunde immer mehr aufzulösen scheint.

Als Motto für die Aktionswoche, die von Montag, 26. August, bis Sonntag, 1. September, an mehreren Orten in Buchholz laufen wird, hat er das Motto "Die Gedanken verblassen" gewählt. Er wolle aufklären und helfen, Berührungsängste abzubauen, sagt Kettwig. "Der von Demenz Betroffene verliert zwar allmählich die Erinnerung, doch er lebt intensiv im Hier und Jetzt." Auch er hat Gefühle wie Angst, Unsicherheit und Scham und muss erleben, wie die Umwelt ebenso auf seinen Zustand reagiert.

Kettwig selbst hat diese Erfahrung gemacht, als sein Vater plötzlich krankheitsbedingt an den Rollstuhl gebunden war. Die Menschen, für die er jahrzehntelang in der Gemeinde ehrenamtlich tätig war, blieben zum Großteil auf einen Schlag weg. Sie wussten einfach nicht mehr, wie sie ihm in der neuen Situation begegnen sollten. Als Kettwig dann eine Demenz-Veranstaltung in Bottrop besuchte, kam ihm die Idee, auch für Buchholz eine derartige Sache zu planen.

Bei der Stadt Buchholz fand er sofort Unterstützung. Bürgermeister Wilfried Geiger sagte die Schirmherrschaft zu, außerdem gewann er die Seniorenbeauftragte Elisabeth Schmidt, Joachim Paulun, den Vorsitzenden der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft im Landkreis Harburg, sowie Heike Klosen und Bärbel Wagner vom Mehrgenerationenhaus Kaleidoskop und Vertreter von Pflegeeinrichtungen als Mitglieder der Planungsgruppe.

Sie entwarfen gemeinsam ein Programm mit mehr als 50 Veranstaltungspunkten, das sich in erster Linie an die Menschen mit Demenz und deren Angehörige richtet, aber auch an die Pflegekräfte und die breite Öffentlichkeit. Um das zu unterstreichen, hat Kettwig, der seit 23 Jahren als Selbstständiger im Telekommunikationsbereich arbeitet, Buchholzer Vereine, Schulen, Kindergärten, Ärzte, Künstler und Einrichtungen wie die Bücherei und das Kino bei der Aktionswoche mit eingebunden. "Ich will die Leute zusammenbringen", sagt er. Ein Vorteil sei außerdem, dass er als neutrale Person dazu eher die Möglichkeit habe als beispielsweise ein Pflegedienst, der oftmals in Konkurrenz zu anderen Diensten stünde.

Auftakt soll bereits am 15. August eine Sprüh-Aktion von Schülern der Berufsbildenden Schulen Buchholz sein, bei der die Jugendlichen Sprüche vor die Buchholz-Galerie, die Empore und den Kabenhof sprühen. Die Aktionswoche selbst soll am Montag, 26. August, um 17 Uhr in der Empore eröffnet werden. Geplant sind ein Vortrag zum Thema Demenz und daran anschließend Musik und Lyrik vom Duo Angelique Duvier und Vladyslav Vendecky. In den Folgetagen gibt es Veranstaltungen wie die Parkinson-Gymnastik bei Blau-Weiss Buchholz, den Gedächtnistrainings-Parcours vom TSV Buchholz 08, Vorträge zu rechtlichen Dingen oder Beratungen zur Pflegeversicherung. Hauptattraktions-Tag ist Sonnabend, 31. August, mit einem Musik- und Informationsprogramm im Buchholzer Rathauspark.

Frank Kettwig weist ausdrücklich darauf hin, dass die gesamten Veranstaltungen und Vorträge der Demenz-Aktionswoche kostenfrei und alle Interessierten willkommen sind. Die Investitionen in Höhe von mehr als 10.000 Euro, unter anderem für das Anmieten der Empore oder die Gage der Künstler, will er mit Hilfe von Spenden und Unterstützung der Alzheimer- und der Spethmann-Stiftung auffangen. Weitere Informationen zur Aktionswoche sowie zum Programmablauf gibt es im Internet.

www.wirsindbuchholz.de