Experten befürchtet bei der Ernte unterdurchschnittlichen Ertrag und verschlechterte Qualität. Die Vorzeichen für die Entwicklung des Maises standen schon im Frühjahr nicht gut.

Winsen/Stade. Die Gewitterschauer in den vergangenen Tagen lassen die Landwirte in der Region aufatmen. Nach der anhaltenden Sommerhitze mit Temperaturen um die 30 Grad und meist wolkenlosem Himmel kam der Regen gerade recht, um die Prognose für die Maisernte ein wenig aufzupolieren. Nichtsdestotrotz rechnet die niedersächsische Landwirtschaftskammer (LWK) mit unterdurchschnittlichen Erträgen und einer verminderten Qualität im Vergleich zu den Vorjahren. Wie hoch die Einbußen bei der Ernte jedoch sein werden, bestimmt nun erneut das Wetter.

Die Vorzeichen für die Entwicklung des Maises standen schon im Frühjahr nicht gut: Weil die ersten Monate viel zu kühl waren, konnten die Landwirte den Mais erst relativ spät legen. Da auch der Mai mit unterdurchschnittlichen Temperaturen zu Buche schlug, entwickelten sich die jungen Pflanzen auf den Feldern nur sehr langsam. "In einzelnen Regionen traten gerade in diesem kritischen Zeitraum der Anfangsentwicklung erste, durch den Drahtwurm bedingte Schäden auf. Nach heftigen Niederschlägen im Mai stand der Mais mancherorts sehr lange im und sogar komplett unter Wasser. Einige Flächen mussten anschließend gar umgepflügt und mit einer frühen Maissorte neu bestellt werden", teilt LWK-Pressereferentin Urte Kollek mit.

Derzeit leide auf leichten Böden der Mais infolge der fehlenden Niederschläge, doch bestehen in den meisten Anbaugebieten in der Region zum derzeitigen Zeitpunkt noch keine nennenswerten, nachhaltigen Trockenheitsschäden, sagt Kollek. Eine abschließende Beurteilung der Situation könne aber erst nach Ende der Trockenheitsphase gegeben werden. "Es gilt abzuwarten, wie sich die Trockenheit auswirkt: wann, wo und in welcher Menge demnächst Niederschläge fallen", heißt es dazu aus Hannover. "Hält die Trockenheit weiterhin an, kann dies zu kolbenlosen Beständen führen. Die künftige Witterung wird noch einmal maßgebend für die weitere Qualitätsentwicklung des Maises sein."

Augenfällig seien gegenwärtig die unterschiedliche Reifeentwicklung der Maisbestände innerhalb einer Fläche und die vielerorts für den derzeitigen Zeitpunkt viel zu geringe Wuchshöhe. Allerdings gebe es auch dabei große regionale Unterschiede. Während die Bauern in Schleswig-Holstein ihr Pflanzen sorgenvoll beäugen und schon mit Ertragseinbußen von bis zu 50 Prozent rechnen, glaubt Bernd Eckhoff, Sprecher des Kreisbauernverbandes Stade, an eine gute Ernte. Er geht sogar einen Schritt weiter: "Die Wachstumsphase hat gerade erst begonnen - und die wird hervorragend, wenn es jetzt keinen Dauerregen mehr gibt".

Werner Maß, Geschäftsführer des Landvolk-Kreisverbandes Lüneburger Heide, Harburg und Soltau-Fallingbostel ist da weniger zuversichtlich. Auch er geht wie seine Kollegen aus dem Norden von erheblichen Ertragseinbußen aus. "30 Prozent ist sicherlich eine realistische Zahl, mit der ein vernünftiger Landwirt derzeit rechnen würde", sagt der Experte. Sicherlich sei das auch abhängig vom Standort. "In Seevetal und Rosengarten steht der Mais noch ganz gut da. In der Heide, in Hanstedt und Tostedt eher nicht", sagt Maß.

Erst das kalte, feuchte Wetter im Frühling und Frühsommer, jetzt die extreme Trockenheit seit Ende Juni: Das ist also keine gute Kombination. Was würde den Landwirten denn nun eigentlich noch helfen? "Regelmäßige Niederschläge, nicht zu heftig aber nachhaltig oder Beregnungsmöglichkeiten, um zumindest eine optimale Befruchtung und gute Kolbenentwicklung für Stärke und Energie im Futter zu sichern", sagt Urte Kollek. Für Werner Maß ist jedoch klar, dass sich die Pflanze nicht mehr maßgeblich von der Wachstumsdepression erholen werden. "Das wird auch unter optimalen Bedingungen nicht der Fall sein."

Die Ernte für die Kulturpflanze beginnt nach der Einfuhr von Winterweizen und Raps Anfang August. 2012 wurden im LK Harburg 9925 Hektar Mais angebaut, das macht 26,3 Prozent des Ackerlandes aus. Die am häufigsten angebaute Kultur ist Getreide. In Stade wurde 2013 auf 19.670 Hektar Mais angebaut, das bedeutet einen Maisanteil von 40,4 Prozent. Dominierend ist das Gründland. In Schleswig-Holstein ist Mais mittlerweile die anbaustärkste Kultur, noch vor Winterweizen und Raps. Er wird in der Region mittlerweile auf einer Fläche von 181.000 Hektar angebaut.