Co-Autorin Kristina Lohfeldt aus Heimfeld geht bei der Produktion “Die letzte Instanz“ selbst auf die Bühne

Es ist das Jahr 1888, als auf dem Flugplatz in Fuhlsbüttel ein gewaltiges Luftschiff, das neueste Wunderwerk der Technik, zu seiner Jungfernfahrt nach München startet. Vier Menschen gehören zu den auserwählten und beneideten Gästen: der preußische Oberstleutnant Friedrich Adalbert vom Lehn, die Feministin Elsa Stahl, die mondäne Tänzerin Chantal LaGrande und der Reporter Hermann Kühn. Doch die vier so unterschiedlichen Persönlichkeiten eint mehr als die Flugtickets. Jede trägt ein dunkles Geheimnis mit sich. Und eine Geheimorganisation hat auch noch ihre Hände im Spiel...

Die unabhängige Hörspielproduktion "Die letzte Instanz" kommt am 10. August im Hamburger Amateur-Theater an der Marschnerstraße auf die Bühne. Mehrere Hamburger Hörspiel- und Fernsehsprecher inszenieren sie. Einer der beiden Autoren ist die Literaturwissenschaftlerin Kristina Lohfeldt aus Heimfeld. Zusammen mit dem Hamburger Marco Ansing (der auch Regie führt) hat sie das Script eines fantastischen Krimis geschrieben, der den Zuhörer in die Zeit von Jules Verne und Königin Victoria zurück versetzt.

Furiose Wortgefechte in gepflegter Salonatmosphäre und technische Wunderdinge im charmant-antiquierten Retro-Look sind unverzichtbare Bestandteile der Geschichte. Sie sind die typischen Charakteristika eines kleinen Genres, das sich beharrlich weigert, als bloßes Subgenre von Fantasy abgestempelt zu werden, der Name: Steampunk.

Was als literarische Strömung in den 1980er-Jahren begann, ist heute eine Subkultur, die in einem Retro-Futurismus technische Erfindungen mit der Mode und Kultur des viktorianischen Zeitalters verbindet. Steampunks haben eine Sicht auf die Zukunft, wie sie in früheren Zeiten entstanden sein könnte. Ohne den Zylinder auf dem Kopf und Zahnräder an technischen Erfindungen, die es nie gab, ist Steampunk undenkbar.

Das Visuelle spielt eine entscheidende Rolle. Und so liegt es nahe, nicht nur Ohrenfutter zu produzieren, sondern die ungewöhnliche Form eines Live-Hörspiels zu wählen. Sprecher stehen in Fantasie-Kostümen auf der Bühne. Geräuschemacher lassen Propeller rattern, Pistolen knallen und Damenschuhe vorbeihasten. "Wir stehen hinter Mikrofonen, aber es gibt auch Interaktion", erklärt Kristina Lohfeldt.

Sie ist nicht nur Autorin, sondern schlüpft auch in die Rolle der Feministin Elsa Stahl. Die von ihr geschaffene Figur ist eine reife Dame, und deshalb setzt die Heimfelderin auf der Bühne eine Perücke mit weißem Haar auf. Die Musik zum Hörspiel spielt die in der Steampunk-Szene bekannte Band Drachenflug live auf der Bühne.

Mit dampfenden Maschinen und der Ästhetisierung von Zahnrädern hatte Kristina Lohfeldt bisher nichts am Hut - oder besser: am Zylinder! Der Mitautor Marco Ansing aber schon. Die beiden Scriptschreiber brachte Kristina Lohfeldts Freund Michael Knupper zusammen. Der ist Geschäftsführer des Onlineshops "SpieleNarr" und Veranstalter von Spiele-Abenden mit kulturellem Zusatzprogramm. Weil Michael Knupper Hörspiele mag, war die Idee schnell geboren, ein Live-Hörspiel zu produzieren.

Mit fantastischen Welten ist Kristina Lohfeldt vertraut - sie hat selbst welche erschaffen. Als fünf Jahre altes Mädchen hat sie Märchen nicht mehr gehört, sondern dem Papa zum Mitschreiben diktiert. Ihre Magisterarbeit hat die 40 Jahre alte Literaturwissenschaftlerin über den Fantasy-Übervater J.R.R. Tolkien verfasst.

Im vergangenen Jahr kam ihr Debütroman "Too bad to be God" auf den Markt. In einer zusammenhängenden Kurzgeschichtensammlung lässt die Autorin darin Götter und andere höhere Entitäten literarisch eine Renaissance erleben. Götter gehen zur Hochschule, um Marketing zu lernen, damit ihnen die Menschen nicht abhanden kommen. Dumm nur, dass Kriegsgötter ein gruppendynamisches Kuscheln verordnet bekommen. Derartigen Humor schätzt Kristina Lohfeldt - genau so wie Wortspiele.

Steampunks wohnt eine gewisse Abenteuerlust inne. Diese Eigenschaft ist Kristina Lohfeldt zumindest künstlerisch nicht abzusprechen. Die Autorin von Schicksalsgeschichten für den Zeitschriftenmarkt und frühere Werbetexterin hat nun das Hörspiel-Genre für sich entdeckt.

Das Live-Hörspiel "Die letzte Instanz" erleichtere Leuten, die bisher nichts mit Steampunk zu tun hatten, den Einstieg in die Szene, sagt Kristina Lohfeldt. Dabei richte sich die Produktion keinesfalls nur an die Anhänger des kleinen, wenig bekannten Genres. Krimifreunde oder Theatergänger, die eine neue Art Schauspiel erleben wollen, seien ebenfalls die Zielgruppe.

Auch das Hörspiel, ein eigenes literarisches Genre, hat seine eigene Fangemeinde. Laut der Internet-Enzyklopädie Wikipedia ist Deutschland das Land, in dem die meisten Hörspiele produziert und gehört werden. Etwa 500 kleine Labels bedienen den freien Hörspielmarkt in Deutschland.

In der unabhängigen Produktion "Die letzte Instanz" sind mehrere, in Hamburg bekannte Hörspielsprecher versammelt. Der Schauspieler, Werbe- und Synchronsprecher Martin Sabel etwa hat im Jahr 2006 den Publikumspreis "Hörspiel-Award" in Bronze als bester männlicher Sprecher gewonnen. Detlef Tams leiht Fernsehdokumentationen von Arte oder n-tv seine Stimme und ist im Thalia Theater und im Schauspielhaus aufgetreten. Carsten Krabbe arbeitet als Sprecher für Radiosender und das Fernsehen.

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