Seit fast 40 Jahren wird in der Buchholzer Innenstadt erfolgreich gehandelt. Der Standort ist aus Sicht vieler Händler der Hauptgrund für den Erfolg. Dennoch gibt es jetzt Umzugspläne.

Buchholz. Was den Wochenmarkt angeht, kann man Buchholz als Insel der Glückseligen bezeichnen. Durchschnittlich 60 Händler stehen mittwochs und sonnabends entlang der Breiten Straße, viele Kunden sind Stammkunden, und auf der Warteliste drängeln sich weitere Interessenten, die ihre Produkte auf dem Markt verkaufen möchten. Anders als etwa Harburg, wo der Markt am Sand vor einigen Monaten intensiv und kontrovers in der Diskussion stand, weil die Stände neu angeordnet und die Fahrzeuge an der Seehafenbrücke abgestellt werden sollten, ist die Stimmung in Buchholz geradezu friedlich. "Eigentlich ist alles gut so, wie es ist", sagt Marktsprecher Marco Rex von der Fleischerei Willibert Rex. Der Markt sei von der Lage her attraktiv, das Einkaufen ein Erlebnis, und eine Erweiterung nicht notwendig.

Also alles perfekt? Gespräche mit anderen Händlern und Kunden bei einem Marktbesuch am Sonnabend bestätigen dieses Bild tatsächlich. "Der Markt hat einen guten Ruf, und von den Ständen her ist er ausgereizt", sagt Harald von Stemm. So wie die Fleischerei Rex ist er mit seinem Obststand seit 1975 dabei, also fast von Beginn an. Beim Start im August 1974 war es eine Handvoll Händler, die das Wagnis Markt auf dem Parkplatz vor dem Kino einging. Es folgten die Umzüge auf den Rathausplatz und auf seinen jetzigen Standort im Herzen der Innenstadt.

Dass dieser Standort ideal ist, ist aus Sicht vieler Händler der Hauptgrund für den Erfolg. "Die Kunden können hier richtig flanieren", sagt Harald von Stemms Ehefrau Heike. Sie seien mit ihrem Obst auch auf dem Tostedter Markt vertreten, aber dort käme weit weniger Laufkundschaft vorbei. Nicht zuletzt deshalb, weil der Markt aus ihrer Sicht auf der falschen Seite der Bundesstraße liegt.

Buchholz hingegen profitiert ihrer Meinung nach vor allem am Wochenende stark von den Bewohnern der benachbarten Orte wie Hittfeld oder Jesteburg, die ihre Shoppingtour in der Stadt mit einem Gang über den Markt verbinden. Einzig die neue Galerie enttäusche, sagt sie. "Da hatten wir uns mehr Zugkraft erhofft."

Manuela Schmelzer und Marcus Voigt aus Buchholz, die sich gerade bei den von Stemms mit frischem Obst eindecken, dürfte die Galerie egal sein. Wenn sie zum Markt gehen, dann wollen sie Äpfel, Eier, Käse, Fleisch oder Fisch kaufen und keine Kleidungsstücke. Ihrer Meinung nach könnten deshalb auch die Stände mit Textilien vom Wochenmarkt verschwinden. Dieser Ansicht ist ebenfalls Marktsprecher Rex: "Wenn noch mehr solcher Stände dazukommen, würde ich das nicht gut finden." Sie gehören eben nicht zum klassischen Wochenmarkt-Bild.

Händler der ersten Stunde ist auch Bruno Wulff mit seinem Blumenstand. Vor allem die Mittwochmärkte sind seiner Meinung nach schwächer geworden. "Vielleicht weil alle arbeiten und es die klassische Hausfrau kaum mehr gibt." So wie seine Kollegen hatte er sich weit mehr von der Galerie erhofft, doch diese Hoffnung wurde enttäuscht. Sowieso sei es in seiner Branche etwas schwieriger geworden, sagt er. Vielleicht ist zu viel Blumen-Konkurrenz da? Neben ihm sind noch vier andere Gärtnereien vertreten, wenn auch nicht alle an beiden Markttagen. Für die Obsthändler scheint das nicht zu gelten. "Die Leute wissen ganz genau, wo sie einkaufen wollen", sagt Jürgen Peters vom gleichnamigen Gemüsehof aus Bardowick. Er hat gleich gegenüber den von Stemms seinen Stand, bei den Kunden kommen sie sich aber nicht in die Quere. "Wir haben Produkte aus eigenem Anbau, die zu 70 bis 75 Prozent von Stammkunden gekauft werden."

Verhältnismäßig neu in der Marktbeschicker-Runde ist Ulrike Templin mit ihrem Schlemmerfisch. Im August ist sie zehn Jahre dabei. "Wenn man neu anfängt, muss man zunächst kleine Brötchen backen", sagt sie. Vom Thomasweg konnte sie sich erst nach einiger Zeit auf den besseren Platz Richtung City-Center vorarbeiten. Seit dort der Lidl weg ist, beobachtet sie vor allem einen Rückgang an älterer Kundschaft, die den Einkauf dort mit einem Marktbummel verbunden hat. "Da muss unbedingt was geschehen."

Ihr Vorschlag für eine Verlegung des Wochenmarkts auf den Parkplatz von Möbel Kraft an der Bundesstraße 75 dürfte für viele andere Marktleute revolutionär klingen, auch wenn das schon einmal Thema war. "Da sind mit Famila oder Media Markt noch andere Zugpferde, die viele Leute anlocken", sagt sie. Zumal dann ihrer Meinung nach auch endlich ein weiteres Dilemmagelöst wäre: das Parkplatzproblem.

"Mehr Parkplätze wären wirklich gut", sagt Gaby Woischke, die mit ihrer Schwiegermutter Edith gerade Fisch gekauft hat. Aber von dem Standort Möbel Kraft halten sie gar nichts. Vor allem für ältere Leute, die Hauptkundschaft des Markts, wäre das nicht gut, sagt Gaby Woischke. Ansonsten findet sie, dass die Marktgröße ideal ist und er weder wachsen noch schrumpfen sollte.