Eine Glosse von Rainer Burmeister

Neulich auf einer Einfallstraße Richtung Innenstadt: Bei dichtem Verkehr komme ich mit dem Auto etwa mit Tempo 30 voran. Doch dann gerät die Kolonne plötzlich ins Stocken. Ein Stück voraus wird die Ursache für die unerwartete Verkehrsberuhigung sichtbar. Auf der Fahrbahn ist ein Freizeitsportler unterwegs - zu Fuß!

Sport ist gesund und verlängert das Leben, heißt es. Doch die Begleitumstände können lebensgefährlich sein. Der Mann in Laufschuhen, Sporthose und weißem Träger-Unterhemd trabt in meiner Fahrtrichtung in erhöhtem Jogger-Tempo vor sich hin. Dank seiner beiden angewinkelten Arme, der leicht schlingernden Gangart und des Gegenverkehrs bleibt kaum Raum zum Überholen. Auf dezente Hupsignale reagiert der Ausdauerathlet nicht.

Vor mir weist eine Cabriofahrerin beim Passieren des hechelnden Sturkopfs mit ausgestrecktem Arm nach rechts. Richtig: Dort gibt es einen schön asphaltierten, zwei Meter breiten Geh- und Radweg. Doch der hat bei dem Kamikaze-Läufer überhaupt keine Chance.

Nachdem es auch mir gelungen ist, den Extremsportler hinter mich zu bringen, denke ich bei einem letzten Blick in den Rückspiegel flugs über eine Reform der Straßenverkehrsordnung nach. Brauchen wir nun Verbotsschilder für Langstreckenläufer an Straßen oder sollte eine Helmpflicht für Fußgänger genügen?