Die gefürchtete Pflanzenkrankheit Feuerbrand ist im Alten Land noch kein Thema - doch die Bäume werden derzeit intensiv kontrolliert.

Jork/Hannover/Oldenburg. Feuerbrand ist eine meldepflichtige und gefürchtete Pflanzenkrankheit, die in diesem Jahr vermehrt in Norddeutschland auftritt und Baumbestände im Obstanbau gefährdet. Seit aus Schleswig-Holstein die ersten Fälle gemeldet wurden, sind die Altländer Obstbauern gewarnt und kontrollieren derzeit häufiger und gezielter ihre Apfelbäume, als normal üblich.

"Wir haben unsere Obstbauern für dieses Thema sensibilisiert", sagt Matthias Görgens, vom "Esteburg" Obstbau-Kompetenzzentrum in Jork. Gleichwohl sehe er bislang keine Anzeichen für ein bedrohliches Ausmaß einer Epidemie, wie etwa in Teilen von Sachsen-Anhalt oder in Süddeutschland. "Es gab in der Vergangenheit vereinzelt mal Fälle im Alten Land und aktuell wurden drei Verdachtsfälle an Jungbeständen, die erst in diesem Jahr gepflanzt worden sind, gemeldet", sagt Görgens. Aus Kehdingen habe man zum Glück bislang keine Feuerbrand-Meldungen. Auch im Alten Land laufen die genauen Analysen noch, ob die "verdächtigen" Bäume tatsächlich von Feuerbrand befallen sind, oder ob es sich um ähnlich aussehende, weit harmlosere Symptome handelt, so Görgens.

Feuerbranderreger überwintern in Gehölzen, an Wirtspflanzen wie Weißdorn. Das Bakterium lässt bei befallenen Bäumen weiße bis bernsteinfarbene Schleimtropfen erkennen. Die Zweigspitzen krümmen sich und die Blätter werden braun und lederig, so der Obstbauexperte Görgens. Befallene Bestände müssen verbrannt werden, um das Ausbreiten der Krankheit zu verhindern. Pflanzenschutzmittel gegen den Feuerbrand gibt es noch nicht, sodass Kontrolle oberstes Gebot ist.

Bislang nur aus Lehrbüchern kennt der Altländer Jung-Obstbauer Claas Brüggemann aus Bassenfleth die Symptome und Folgen, die der Erreger "Erwinia amylovora", wie der Feuerbrand wissenschaftlich heißt, verursacht.

"Ich habe mich sehr intensiv damit befasst und Fachliteratur gewälzt, damit ich bewandert und gewappnet bin, falls der Feuerbrand in meinen Beständen auftreten sollte", sagt Brüggemann. "Aber ich wäre glücklich, wenn ich das theoretische Wissen nicht in der Praxis anwenden muss." Brüggemann pflanzt jedes Jahr rund 6000 junge Apfelbäume nach modernsten Obstanbau-Richtlinien. Bei einem Feuerbrandbefall können leicht Verluste bis zu 25.000 Euro pro Hektar zu Buche schlagen. Denn nicht nur befallene Bäume müssen verbrannt werden, auch mindestens ein Jahr Ertragsverlust und Verzögerungen und Kosten für Neuanpflanzungen treffen dann den Obstbaubetrieb.

Deshalb schaut Claas Brüggemann jetzt sehr genau auf seine jungen Apfelbäume, weil sie besonders vom Erreger der Pflanzenkrankheit befallen würden. "Gefahr droht vor allem Rosengewächsen, wie Äpfeln, Birnen oder Quitten", sagt Brüggemann. Deshalb sollten die sogenannten Wirtspflanzen wie Weißdorn oder Rotdorn, in denen sich Feuerbranderreger bevorzugt entwickeln, aus dem Umfeld der Obsthöfe entfernt werden.

Von den Wirtspflanzen werden die Erreger von Vögeln, Insekten oder durch Regen verteilt. Kritisch sei die Zeit der Obstbaumblüte, vor allem wenn die Witterung dann noch warm und feucht ist, so Brüggemann.

Dass Feuerbrand derzeit auch in Niedersachsen ein Thema ist, bestätigt Thomas Brand vom Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg. "Es ist ein Thema aber kein Problem", sagt der Pflanzenexperte.

"Wir erhalten viele Anfragen und Proben verdächtiger Pflanzen." Allerdings sei nur in zwei Fällen der Verdacht bestätigt worden, einer aus der Region Oldenburg und einer aus dem Alten Land, so Brand.

Auch Paul Steingröver, Pflanzenschutzexperte der Landwirtschaftskammer sagt, dass Feuerbrand seit etwa 30 Jahren bekannt ist, aber in der Elbe-Weser-Region rückläufig."Wir haben gelernt, damit umzugehen, Wirtspflanzen von Baumschulen und Obstbaukulturen entfernt." Oft handele es sich bei den abgestorbenen Pflanzenteilen um Verwechslungen mit der "Monilia Spitzendürre", bei der die Blätter braun und bröselig werden, so Steingröver.