Der 55-jährige Hans-Jürgen Scholz tritt in die Fußstapfen von Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Langner und wird Tostedts neuer Polizeichef.

Tostedt. Natürlich gehört es zum guten Ton einer Führungskraft, die Teamarbeit in den Vordergrund zu stellen. Doch bei Hans-Jürgen Scholz, dem neuen Leiter der Tostedter Polizeistation, ist das nicht übliches Chefgeplänkel. Als er noch den Kriminal- und Ermittlungsdienst beim Polizeikommissariat Seevetal geleitet hatte, war für ihn eine gut funktionierende Teamarbeit entscheidend für den Erfolg. "In die gleiche Richtung arbeite ich auch hier", sagt der Hauptkommissar.

Der 55-Jährige freut sich über die gute Mischung von älteren und jungen Mitarbeitern und über das vergleichsweise niedrige Durchschnittsalter von 40 Jahren in der Tostedter Polizeistation. "Es bringt richtig Spaß, mit den Kollegen zu arbeiten."

Hans-Jürgen Scholz hat die Nachfolge von Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Langner, der in den Ruhestand ging, angetreten. Der zweifache Vater hat eine Bilderbuchkarriere hingelegt. 1974 stieg er bei der Polizei ein, war dann von 1977 bis 1987 im Streifendienst in Zeven tätig und wechselte dann zur Kriminalpolizei. Als Sachbearbeiter beim Kriminalkommissariat Buchholz setzte er sich mit Diebstählen, Raub- und Banküberfällen auseinander. 2003 stieg er zum Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes beim Polizeikommissariat Seevetal auf, das er bis Mitte 2012 leitete, und anschließend konnte er als Vertreter von Langner in Tostedt schon erste Erfahrungen sammeln.

Die Arbeit eines Polizisten wird ja oft daran gemessen, ob und wie viele Täter er hinter Gitter bringt. Doch dass Scholz es als Mitarbeiter im Spurenteam zusammen mit seinen Kollegen geschafft hatte, die Täter einer Serie von Tötungsdelikten in Buchholz am Ende zu fassen, war für ihn keine große Überraschung. "Sehr viele Mordkommissionen enden mit Erfolg", sagt er. "Beim tiefen Ermitteln stößt man immer auf Indizien."

Er findet es viel wichtiger bei der Polizeiarbeit früher anzusetzen: bei der Prävention. "Warum soll ich Straftaten verfolgen, wenn ich sie vorher schon verhindern kann?", fragt er. Scholz ist der Meinung, dass die Präventionsarbeit in der Vergangenheit etwas zu kurz gekommen ist. Die will er vor allem im Zusammenhang mit Wohnungseinbrüchen verstärken.

Nach wie vor macht die hohe Zahl der Einbrüche in Hamburgs Süden der Polizei besonders zu schaffen. Auf 100 000 Einwohner in Deutschland kommt es im Schnitt zu 179,4 Wohnungseinbrüchen. Im Landkreis Harburg sind es ungefähr dreimal so viele. Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Diebstähle in Wohnungen in Tostedt und Hollenstedt von 102 Delikten in 2011 auf 185 in 2012 fast verdoppelt.

Scholz schreibt den sprunghaften Anstieg der Einbrüche darauf zurück, dass der Ausbau der Autobahn 1 im vergangenen Jahr fertiggestellt wurde. Dadurch ist es ein Leichtes für die Täter, schnell wieder zu verschwinden. Der neue Chef der Tostedter Polizei weiß, wie dringlich es ist, das Problem in den Griff zu bekommen. "Es gibt kaum etwas Schlimmeres, was einem passieren kann", sagt er. Da aber die Täter aus der Großstadt Hamburg in den dicht besiedelten Wohngebieten im Süden auf Raubbeute gehen und nach wenigen Monaten weiter durch die Republik ziehen, ist es schwer, sie hinter Schloss und Riegel zu bekommen.

Deshalb also Prävention. Scholz hat schon in Buchholz darauf gesetzt, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Die Bürger, die solche Informationsabende besuchen, danken es mit zahlreichen Hinweisen. Auch in Regesbostel, in Hollenstedt und in Tostedt hat die Polizei solche Abende zum Thema Wohnungseinbrüche veranstaltet.

Da Tostedt immer noch im Visier des niedersächsischen Verfassungsschutzes ist, wird sich Scholz auch in Zukunft mit Rechtsextremismus auseinandersetzen müssen. Gleichwohl ist es um die Szene ruhiger geworden. Scholz: "Einige Aktivisten sind nach Buchholz ausgewichen. Aber wir haben die Klientel im Blick."

Seinen Arbeitsplatz beim Polizeikommissariat Seevetal verlässt Scholz mit einem gewissen Gefühl von Wehmut. "Aber das ist eine attraktive Stelle hier in Tostedt. Da kann ich nur mit Spaß sagen, jawoll, das mache ich."

Im nächsten Jahr ist Scholz 40 Jahre bei der Polizei. Eine lange Zeit. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er nur wenige Jahre nach Beginn seiner Beamtenzeit mit einem einschneidenden Erlebnis zu kämpfen hatte. Bei einem Verkehrsunfall, den er in seinem Dienst aufzunehmen hatte, wurden zwei Schulfreunde von ihm schwer verletzt.

"Das behält man ein Leben lang im Kopf", sagt er. Seine Uniform abzugeben, kam für ihn dennoch nicht in Frage. Der Mann ist eben ein Polizist mit Leidenschaft.