Ein Drittel der Bürger ist im Sportverein. Vor allem für die Fußballer reichen die Kapazitäten nicht mehr aus.

Elstorf. Die meisten Sportvereine klagen über schwindende Mitglieder. Bestenfalls können sie bei der harten Konkurrenz von Facebook, Computer und Co., die alle um die wenigen nachwachsenden Kinder und Jugendliche buhlen, ihre Zahl der Mitglieder halten. Anders sieht es in Elstorf aus.

Der TSV Elstorf kann sich über eine stetig steigende Zahl an Mitgliedern freuen. 2005 zählte der Verein 1161 Mitglieder, 2011 waren es 1258. Jetzt stoße der Verein aber an seine Grenzen, sagt der Vorsitzende Hans Weber. "Es ist uns nicht möglich, für noch mehr Mannschaften den Spiel- und Trainingsbetrieb auf unserer Anlage zu organisieren, weil die Nutzung der Plätze mehr als erschöpft ist", so der 67-Jährige, der seit 1987 Vorsitzender des Vereins ist. Damit der TSV Elstorf seinen Wachstumskurs weiter verfolgen und auch künftig mehr Mitglieder gewinnen kann, bekommt er nun einen neuen Kunstrasenplatz.

Wenn man an der Sportanlage an der Schützenstraße in Elstorf steht, sieht man Sportplätze und Flutlichtanlagen, so weit das Auge reicht. Rund 30 000 Quadratmeter umfasst das Gelände mit Vereinslokal und Umkleidekabinen. Eine beeindruckende Größe gemessen am kleinen Ort Elstorf mit rund 3600 Einwohnern. Ein Drittel der Einwohner gehören dem Verein an. "Daran lässt sich ablesen, was für einen Stellenwert das Vereinsleben hier hat", sagt Hans Weber. "Über den Verein entwickelt sich die Dorfgemeinschaft."

Für die Grünen noch lange kein Grund, noch mehr in die Sportanlage Elstorf zu investieren. Rund 550 000 Euro Kosten hat die Gemeinde Neu Wulmstorf für den neuen Kunstrasenplatz eingeplant. Bei der Abstimmung über den Bebauungsplan für den neuen Platz enthielt sich die Grünen-Fraktion. Allerdings nicht geschlossen, Parteikollege Michael Krause stimmte dafür. "Der Bedarf für einen Kunstrasenplatz wurde nicht ausreichend dargelegt", kritisiert Joachim Franke, Fraktionsvorsitzender der Grünen.

In der Begründung für den neuen Rasenplatz vermisste er Daten zur Auslastung der drei eigenen Sportplätze an der Schützenstraße und des Schulsportplatzes am Schwarzenberg. Zwar hatte Hans Weber in seiner Begründung dargelegt, dass der Schulsportplatz am Schwarzenberg wegen der Lärmbelästigung nur sehr eingeschränkt für den Verein nutzbar sei, dass die zwei Plätze an der Schützenstraße maximal ausgelastet seien, so dass die Spieler manchmal auf den Bolzplatz ausweichen müssten und der Hockeyplatz nicht mit Fußballschuhen traktiert werden dürfe. Doch das reichte Joachim Franke nicht aus. Er wollte konkrete Daten haben.

Die Grünen-Fraktion machte ihre eigene Rechnung auf und kam zum Schluss, dass die Anzahl der Plätze ausreiche. Franke bestreitet auch, dass der Verein künftig mehr Mitglieder für sich gewinnen wird. "Angesichts des demografischen Wandels frage ich mich, wo die herkommen sollen."

SPD und CDU, die stärksten Fraktionen im Rat, haben hingegen den Bedarf des TSV Elstorf nie in Frage gestellt. "Für den Verein, der ohnehin schon viel Eigenleistung einbringt, ist so ein neuer Kunstrasenplatz ein enormer Kraftakt. Diesen würde der Verein nicht aufbringen, wenn der Bedarf nicht da wäre", sagt Thomas Handtke, Vorsitzender der SPD-Fraktion.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Malte Kanebley sieht in dem Kunstrasen auch den Vorteil, dass dieser das ganze Jahr über nutzbar ist. Das ist gerade für den TSV Elstorf von immenser Bedeutung, da er sich auf die Freiluftsportarten konzentriert. Denn in Elstorf fehlt es an einer geeigneten Sporthalle. Nach Neu Wulmstorf auszuweichen, kommt nicht in Frage. Die Hallen dort sind voll ausgelastet. "Das ist ein Hauen und Stechen um die Hallenzeiten", sagt Hans Weber.

In den Freiluftsportarten hat der Verein auch die meisten Zuwächse.

Die größten Sparten sind das Turnen und der Fußball. Von 2005 bis 2011 ist die Zahl der Fußballer von 401 auf 471 angestiegen. Auch im Hockey erhöhte sich die Zahl der Mitglieder in dieser Zeit von 97 auf 118. Nicht nur wegen des nötigen Mitgliederzuwachses sondern auch aus Kostengründen sei die Erweiterung der Anlage für den TSV Elstorf unausweichlich, so Hans Weber.

Nur mit wachsenden Mitgliederzahlen sei der Verein in der Lage, seine Kosten zu decken. Die sind nicht zu vernachlässigen. Die Pflege und Wartung der Sportanlage Elstorf übernimmt der Verein zwar selbst, da der TSV Elstorf Hausherr ist. Er repariert, wartet und unterhält das Vereinsheim, hält die Duschräume sauber und mäht die Außenanlagen. Die Gemeinde Neu Wulmstorf aber pflegt die Spielflächen, weil nur sie die speziellen Geräte dafür hat. Für diesen Pflegemehraufwand zahlt der TSV Elstorf jedes Jahr rund 8000 Euro an die Gemeinde Neu Wulmstorf.

Dass der Verein und nicht die Gemeinde Hausherr auf einer Sportanlage ist, gilt in der Vereinsarbeit als ungewöhnlich. Aber der Vorteil des Betreibermodells ist, dass der Verein den Spielplan und die Trainingszeiten selbst steuern kann. "Wir schließen die Türen auf und wieder zu", sagt Hans Weber.