Der 52-Jährige Werner Oppermann fotografiert meisterlich die ornithologische Vielfalt. Der NDR stellt den Hagenaher am Dienstag vor.

Austernfischer oder Zilpzalp, Ammern oder Ziegenmelker, Werner Oppermann kennt sie wohl alle. Nicht nur, weil er sie meisterlich fotografiert, sondern weil er sich lange bevor er auf den Auslöser drückt mit Lebensweise, Aussehen und Besonderheiten der verschiedenen Vogelarten vertraut gemacht hat. Es ist seinen Vogelporträts anzusehen, dass der 52-jährige Malermeister aus Hagenah eine sehr intensive Beziehung zur ornithologischen Vielfalt in Europa im Besonderen und zur Natur überhaupt hat. Seine Fotos sind so einfühlsam, dass der Betrachter nicht nur ganz nah an die Vögel herankommt, sondern auch in ihre Geheimnisse, etwa beim Brutgeschäft, eingeweiht wird.

Und Oppermanns Bilder sind technisch so perfekt und ansprechend, dass der NDR über den Naturenthusiasten aus der Samtgemeinde Oldendorf einen Film gedreht hat, um seine Fotoarbeit vorzustellen. Zu sehen ist Werner Oppermann auf Vogelpirsch unter anderem in Kehdingen am Dienstag, 9. Juli, um 18.45 Uhr in der Sendung "DAS" auf N 3. "Der Drehtag war leider total verregnet", sagt Werner Oppermann, aber so sei es realistisch, denn der 52-Jährige nutzt jede freie Minute und zwar bei jedem Wetter, um seinem Hobby nachzugehen. Das Ergebnis seiner vogelkundlichen Streifzüge ist überaus professionell, weil sich der Hagenaher seit 15 Jahren auf Vogelfotografie spezialisiert hat.

Seine erste Kamera bekam er als Zehnjähriger. "Schon damals suchte ich meine Motive in der Natur, weil mich das Leben draußen in Wald und Feld, Moor und Heide faszinierte", sagt der gebürtige Harburger, der in Hagenah unweit vom Oldendorfer Moor wohnt.

Damit hat er jede Menge Natur quasi vor der Haustür. Aber für bestimmte Vogelarten muss Werner Oppermann den Radius seiner Motivsuche enorm vergrößern.

"Wenn ich etwas mache, dann ganz oder gar nicht", sagt der Vater von drei Kindern. "Bevor ich meine Exkursionen starte, befasse ich mich intensiv mit den Lebensräumen, den Verhaltensweisen, den Besonderheiten bei der Nahrungssuche oder beim Brüten und Füttern einer Vogelart." Die Vorbereitungen sind in speziellen Fällen Schwerarbeit. Schon Tage zuvor wird ein Tarnzelt aufgebaut und eine dunkle Glasflasche in der Objektivöffnung befestigt, damit sich die Vögel an den "sonderbaren" fremden Gegenstand gewöhnen. Vor allem der Glasflaschentrick ist hilfreich, weil alle Vögel mit ihren scharfen Augen die Objektivöffnung als Bedrohung wahrnehmen. Für sie ist es wie ein feindliches Auge, vor dem sie die Flucht ergreifen, weiß Oppermann.

Nach sorgsamen Vorbereitungen heißt es dann nach dem Motto "früher Vogel fängt den Wurm" morgens um 2 Uhr aufzustehen und den Ansitz möglichst ungesehen mit der rund 18 Kilogramm schweren Ausrüstung, leise und im Dunklen zu beziehen, bevor das begehrte Motiv im Nest aktiv wird. "Das Licht ist morgens und abends ideal für stimmungsvolle Bilder, gegen Mittag wird es zu hart", sagt der Fotoexperte, der ein besonderes Auge für in allen Facetten schöne Motive hat. "Ich bin kein Sammler, der um jeden Preis, jeden Vogel erwischen muss. Ich mag die Vögel und möchte sie in ganzer Schönheit in ihrem natürlichen Lebensraum darstellen. Dafür muss man sich Zeit nehmen und der Respekt vor der Natur gebietet manchmal auch Verzicht."

Umschwirrt von Mücken, Bremsen und Gnitten heißt es dann geduldig warten. Nicht nur im schwülwarmen Zelt, sondern mitunter auch stundenlang auf gefrorenem Boden liegend, wartet der Enthusiast, wie im vergangenen Winter in Skandinavischen Mooren, auf den optimalen "Schuss". Belohnt wurde sein tagelanger Frosteinsatz mit atemberaubenden Bildern der Balz der Birkhähne, die in unserer Region nicht mehr zu finden sind.

Überhaupt ist jede Art von Tierfotografie nur etwas für Geduldige. "Für mich ist die Stille der Natur und das Üben in Geduld ein fast meditativer Ausgleich zum betriebsamen Arbeitsalltag", sagt der Malermeister, der als Selbstständiger einen Betrieb führt. Auch das Verständnis seiner Frau und seiner drei Kinder sei sehr wichtig, weil man auf solche Streifzüge idealerweise immer allein geht, so Oppermann. "Wir haben dann immer die Freizeit in Familienurlaub nur mit kleinem Objektiv und meine Fototouren aufgeteilt. Das funktioniert bis heute so."

Wird das Warten belohnt, sind die Glücksgefühle groß, wenn nicht, dann geht man mit wunderschönen Natureindrücken nach Hause. Werner Oppermann erkennt die Vögel an ihren Flugsilhouetten Rufen und Gesang. Auch beim Fototermin mit dem Abendblatt im Hohen Moor bei Oldendorf streift sein wachsamer Blick unablässig über die Landschaft und registriert mit geübtem Auge jede Bewegung. Lauschend bleibt er stehen und zeigt auf eine Rohrweihe im Flug, einen winzigen Fitislaubsänger im Gebüsch und gleich darauf auf einen Zwergtaucher zwischen Wollgrasinseln im Wasser. Leise hebt er das sechs Kilogramm schwere 600er-Teleobjektiv und peilt den Zwergtaucher an. Kaum hörbar rattert der Kameraverschluss seiner Canon 1 DX und zufrieden prüft er das Ergebnis am Display.

Nicht überall hin kann man ein Stativ mitschleppen, da sind Kraft und eine ruhige Hand gefragt. "Wenn man mit offenen Augen durch die Natur geht, sieht man, welchen Reichtum an Tieren und Pflanzen wir im Kreis Stade und in Norddeutschland haben", schwärmt Oppermann. Ob Seeadler, Blaukehlchen oder der nachtaktive Ziegenmelker, der schwer zu fotografieren ist, Herausforderungen gibt es reichlich. Dennoch sucht er seine Motive auch in Süddeutschland, Schweden, Norwegen oder in Florida. Mehr als 100.000 Fotos hat er in seinem Archiv, das er in den Wintermonaten pflegt. Dann ist auch Zeit, sich mit Gleichgesinnten in der Gesellschaft deutscher Tierfotografen (GdT) auszutauschen und neue Impulse zu bekommen. Und einen großen Traum hat der Hagenaher auch noch: Island und Grönland. "Solange ich die schwere Ausrüstung noch halten kann, will ich das noch anpacken. Wenn mir die große Optik eines Tages zu schwer wird, steige ich auf Makro-Fotografie um, das ist sicher ebenso spannend", sagt Werner Oppermann.

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