In seinem Roman “Das Cordoba Konzept“ lässt Klaus Scholz Hamburg den Religionsstreit überwinden. Für seinen Roman hat Klaus Scholz in türkischen Cafés in Harburg recherchiert und Migranten nach ihrem Traum in Deutschland gefragt.

Bendestorf. In der Vergangenheit, vor etwa 1000 Jahren, sieht der frühere Pharmamanager Klaus Scholz das Gesellschaftsmodell der Zukunft. Das Emirat von Cordoba (756 bis 1031) hält der 68 Jahre alte Bendestorfer für den Beweis, dass die Weltreligionen friedlich miteinander existieren können. Das Emirat gilt heute als die erste Hochkultur im mittelalterlichen Europa. Im andalusischen Islam lebten Muslime, Christen und Juden weitgehend im Frieden zusammen. Wirtschaft und Wissenschaft entwickelten sich schneller und erfolgreicher als anderswo in Europa. "Gemeinsam Erfolg zu haben, dass ist ein Aspekt, der viel zu wenig Beachtung findet", sagt Klaus Scholz.

In seinem Debütroman "Das Cordoba-Konzept" transportiert der Manager das gesellschaftliche Erfolgsmodell von einst in das 21. Jahrhundert. Klaus Scholz überträgt es in den Mikrokosmos eines fiktiven Pharmaunternehmens in Hamburg. Eine Welt also, die ihm bestens vertraut ist.

In dem Medizinunternehmen Apopharm arbeiten drei Führungskräfte aus verschiedenen Religionen zusammen. Christian, ein deutscher Apotheker, und der Indonesier Ali, ein Freund aus gemeinsamer Studentenzeit, bauen die kleine Firma auf. Ein Finanzfachmann, nicht ganz klischeefrei ein Deutscher jüdischen Glaubens, ergänzt das Management.

Als die drei Freigeister einem jungen Türken aus einer Gang, die meist nur durch Prügeleien auf sich aufmerksam macht, einen Job und damit die Chance geben, ein neues Leben aufzubauen, geraten sie in Konflikt mit einem erzkonservativen Imam. Perfide hetzt er die übrigen Gangmitglieder gegen die drei Unternehmer und ihr gelebtes Cordoba-Konzept auf.

Klaus Scholz gehört der evangelisch-lutherischen Kirche an, sieht die Rolle von Religion aber skeptisch: "Religionen missbrauchen Menschen und manipulieren sie", ist seine Beobachtung. Als Manager des inzwischen von der Bayer Health Care übernommenen Pharmakonzerns Schering AG hat der Bendestorfer gleich drei Länder kennengelernt, in denen religiöse Minderheiten ausgegrenzt würden. Im katholischen Ecuador seien es die indigenen Völker mit ihren Naturreligionen, im muslimischen Indonesien würden alle anderen Religionen von der Regierung bei Bedarf geschickt als Sündenböcke missbraucht. Und selbst das buddhistische Thailand lasse das Militär in drei Provinzen an der Grenze zu Malaysia rabiat gegen muslimische Minderheiten vorgehen. Ein in Europa weitgehend unbekannter Konflikt, dem Klaus Scholz mit einem zweiten Roman Aufmerksamkeit geben will.

Die liberale Botschaft des Managers und aufgeklärten Naturwissenschaftlers ist wenig überraschend: Migranten brauchen Jobs, um auf Augenhöhe zu sein und vollwertige Mitglieder in der deutschen Gesellschaft zu sein. Neu in der Integrationsdebatte ist aber der Hinweis auf die historisch belegte, gelebte Integration im Cordoba vor 1000 Jahren.

Für seinen Roman hat Klaus Scholz in türkischen Cafés in Harburg recherchiert und Migranten nach ihrem Traum in Deutschland gefragt. Sie möchten in die Moschee gegen dürfen und am liebsten nicht weiter auffallen, hätten die meisten ihm erklärt. "Der Kellner hat übersetzt, wenn Ältere kein Deutsch sprechen konnten", erinnert sich der Autor an diese Gespräche.

Klaus Scholz sieht seinen Roman als Antithese zu den Äußerungen Thilo Sarrazins und sagt: "Ich hätte nichts dagegen, wenn muslimische Lehrerinnen an Hamburger Schulen ein Kopftuch tragen dürfen." Der Islam sei Teil unserer Gesellschaft. Allerdings sieht er auch die Muslime in der Bringschuld, ihren Anteil zur Integration beizutragen. Seine Romanfigur des rückwärtsgewandten Imams, der schlecht ausgebildete Migranten gegen die Ungläubigen aufstachelt, erklärt von selbst, was er meint. In seiner Geschichte wirkt der böse Imam in Harburg. Den Terrorismusgeneralverdacht, dem der Hamburger Stadtteil seit dem Attentat auf das World Trade Center unterliegt, will Klaus Scholz aber nicht bedient haben An den Terroristen Mohammed Atta habe er nicht gedacht, beteuert der Autor. "Ich verlege Teile der Handlung nach Harburg, einfach nur weil ich es kenne. Ich kaufe hier bei türkischen Händlern ein."