Verwaltung setzt mit der neuen Internet-Präsenz www.landkreis-harburg.de auf Bürgerfreundlichkeit und Innovation. “Wir wollten weg von der herkömmlichen Verwaltungsdenke.“

Winsen. Eine "Rakete" soll er sein, modern, frisch und unkompliziert. Für Landrat Joachim Bordt ist der neue Internetauftritt des Landkreises Harburg ein Meilenstein der Bürgerfreundlichkeit und Innovation. Wer jetzt auf die Internetseite www.landkreis-harburg.de geht, wird von einer aufgeräumten Fläche begrüßt, die im Hintergrund ein idyllisches Motiv aus der Region zeigt. Im Zentrum steht ein großes Suchfeld, in das der Besucher sein Anliegen eintragen kann - und schon erhält er eine Liste an Ansprechpartnern, Informationen und Kontaktformularen, die ihm den Weg durch den Behördendschungel weisen sollen.

"Wir wollten weg von der herkömmlichen Verwaltungsdenke", umschreibt Bordt die Überlegungen, mit denen die Kreisverwaltung an die Gestaltung ihrer Homepage herangegangen ist. Nicht die eigene Sicht auf die Dinge sollte maßgeblich sein, nach dem alten Motto: "Wir stellen unsere einzelnen Fachbereiche vor und dann kann jeder ja sehen, wo er hinklicken muss", sondern die Sicht der Bürger. Was wollen die Leute vom Landkreis wissen? Diese Frage schwebte über allem, als man vor einem Jahr daran ging, die insgesamt 80.000 Euro teure Neugestaltung in Angriff zu nehmen.

Unterstützung in der Konzeptentwicklung gab es vom Fraunhofer Institut Focus in Berlin und deren Partnerunternehmen City&Bits. Sie orientierten sich an preisgekrönten Kommunalportalen in den USA und vor allem an Google, das ebenfalls mit seiner Übersichtlichkeit und Schlichtheit besticht. Es sollte keine langatmigen Darstellungen der Region und ihrer Vorzüge mehr geben, keine Navigationsleiste am Rande der Seite, die die Besucher häufig ins Nirvana führte, sondern die Konzentration aufs Wesentliche. "Die Leute sollen sagen, was sie suchen, und dann sollen sie Ergebnisse erhalten", erklärt Kreissprecher Bernhard Frosdorfer. Vor allem die Navigationsleiste zu den einzelnen Abteilungen der Verwaltung hätte den Nutzern in der Vergangenheit eine verwirrende Vollständigkeit suggeriert, die es so gar nicht gegeben habe, fügt Thorsten Heinze, Bereichsleiter Service, hinzu.

So ganz ist eine gewisse Gliederung aber nicht verschwunden, zumindest für den, der sie nutzen möchte. Es gibt sechs Buttons zu Themen wie Politik, Dienstleistungen oder Veranstaltungen, außerdem ist man mit einem Klick auf einer praktischen Landkarte, die beispielsweise Gastronomiebetriebe von Hollenstedt bis Tespe anzeigt. An der unteren Leiste gibt es darüber hinaus gebündelte Informationen zu Themen wie Kultur & Tourismus und Bauen & Umwelt sowie eine neue Übersetzungsfunktion aller Seiteninhalte in sechs verschiedene Sprachen. Übersetzt werde dort zwar mithilfe des Google-Dienstes, räumt Thorsten Heinze ein. Aber für einen ersten Überblick sei dieses Angebot für ausländische Nutzer sicherlich hilfreich.

Generell werde bei der Anzeige von Suchergebnissen künftig verstärkt die Häufigkeit von Klicks eine Rolle spielen, betont Bernhard Frosdorfer. Wer etwa auf "Dienstleistungen" klickt, bekommt sofort die beliebtesten Kategorien "Wunschkennzeichen", "Sperrmüllabfuhr" und "Grünabfälle" angezeigt. Sollten irgendwann andere Kategorien häufiger nachgefragt werden, rücken sie nach oben. Ziel ist es, dass der Nutzer der Seite, die täglich im Durchschnitt 3000 bis 4000 Klicks erhält, künftig jeden unnötigen Klick vermeiden kann.

Es gebe die Möglichkeit, dass die Städte und Gemeinden im Landkreis Harburg mit der Landkreis-Seite kooperieren, sagt Mike Wille, Leiter des Betriebs Informationsverarbeitung. Auch hätten einige Gemeinden wie etwa Neu Wulmstorf bereits generell Interesse angemeldet, mit einem vergleichbaren Angebot nachzuziehen. Bisher ist die neue Internetseite laut Landrat Bordt unter den Landkreisen deutschlandweit die einzige ihrer Art.

Zumindest ein Blick in die Nachbarlandkreise Stade und Lüneburg bestätigt das. Stade kommt mit einem klassischen Verwaltungsangebot daher, das in etwa vergleichbar ist mit dem ehemaligen im Landkreis Harburg. Es gibt die Navigationsleiste auf der linken Seite, dazu längere, allgemeine Informationen zu Themen wie "Abfall und Altlasten", die wenig praktischen Nutzen haben. Danach ist Durchklicken angesagt. Auch die Suchfunktion am rechten oberen Rand ist eher schwer aufzufinden.

Anders sieht es in Lüneburg aus. Auffällig ist hier vor allem, dass es gleich auf der Startseite oben links die Möglichkeit gibt, Unterkünfte zu buchen und nach Veranstaltungen an bestimmten Terminen zu suchen. Generell erinnert die Seite, die Stadt und Landkreis gemeinsam präsentiert, eher an eine bunte Tourismusseite. Die Hansecard wird plakativ beworben, und man kann sich ein kleines Video anschauen. Vergleichbar mit dem Angebot in Harburg ist das große Suchfeld, in das man Stichworte eingeben kann.